DJ-Interview: Super Flu

Bewusste Limitierung

Beat / Wie dürfen wir uns euer Studio vorstellen?

Feliks / Wir haben ein kleines Holzstudio in der Peripherie unserer Heimatstadt Halle, in welches wir uns gelegentlich zurückziehen. Dort haben wir nicht viele, aber ausgewählte Instrumente, Effekte, Sequenzer und Biere. Wir finden es sehr wichtig, unsere Möglichkeiten zu limitieren. Wir müssen uns daher mit den vorhandenen Werkzeugen intensiv auseinandersetzen und empfinden das als kreativitätsfördernd. Dasselbe gilt natürlich auch für alles andere, sei es ein Musikprogramm oder der Wohnort.

Beat / Wie gestaltet sich der Arbeitsablauf bei euren Musikproduktionen?

Feliks / Also wir fangen immer damit an, alle Geräte in einen großen Suppentopf zu werfen, so wie bei Rumpelstilzchen, um uns dann komisch drum herum zu bewegen. Und dann warten wir auf eine Eingebung, eine Idee. Das ist das Allerwichtigste bei einem Song: eine gute Grundidee. Wenn die steht, ist die Umsetzung beziehungsweise das Arrangement nur noch eine Formsache.

Beat / Und wie sah der Herangehensweise speziell bei eurem Album aus?

Mathias / Das war kein so langer Prozess, wie es bei anderen Künstlern vielleicht der Fall ist. Wir haben uns für zwei Wochen von der Außenwelt abgekapselt, unsere wichtigsten Heimatutensilien eingepackt und ein kleines Haus nahe Jonköping in Schweden gemietet. Dort sammelten wir Ideen und führten ein ganz puristisches Leben. Wir haben Feuerholz gehackt, waren Angeln und bearbeiteten zwischendurch unsere Software. Nur unser selbstgebrautes Bier ist nichts geworden. Und somit waren wir gezwungen, uns doch wieder in einen zivilisierten Supermarkt zu begeben. Das gesammelte Material, das aus verschiedensten Loops und Aufnahmen – darunter auch ein Saunaaufguss, den wir wie weißes Rauschen verwenden – und Melodien bestand, haben wir dann in unserem Studio in Halle zusammengemischt.

Beat / Spielte der Liveaspekt während des Produktionsprozesses eine Rolle?

Mathias / Ja, auf jeden Fall. Wenn kein Trick mehr zieht, fangen wir einfach an, mit Klöppeln und Geigenbögen alle möglichen Gegenstände zum Schwingen zu bringen und loopen das Ganze. Wir arbeiten da auch viel mit Gitarrenpedalen. Diese Loops verarbeiten wir dann in unseren Tracks. Außerdem schneiden wir bei jeder Studiosession mit einem Mikrofon im Raum alles mit – nur für den Fall, dass wir auf einen nicht reproduzierbaren Sound stoßen oder jemand einen Lachanfall bekommt. Alles wird auf Band festgehalten.

Beat / Wie ist die Struktur des Albums?

Feliks / Also ursprünglich wollten wir ein Death-Metal-Album mit christlichem Rap und tropischen Einflüssen veröffentlichen. Doch dann kam Opa Herbert zu uns und meinte: „Boys, denkt noch mal darüber nach. Fändet ihr es cool, wenn Michael Wendler auf einmal Politik machen würde?“ Und so haben wir uns für ein astreines Tanzalbum entschieden, welches aber trotzdem eine Menge Überraschungen und Nova für den Hörer bereithält.

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