Vintage-Synthesizer bei Hieber-Lindberg

Dem Geheimnis auf der Spur

Eine von Hieber-Lindberg organisierte Ausstellung geht dem Geheimnis der Retrowelle auf den Grund. Da sich das Münchner Musikhaus bereits seit Längerem auf analoge Geräte spezialisiert hatte, wusste man genau, was potenzielle Kunden beschäftigte: die Frage nämlich, ob die legendenumwobenen Vintage-Maschinen denn nun tatsächlich besser als die inzwischen allgegenwärtigen Plug-ins klingen. Statt sich auf theoretische Erläuterungen verlassen zu müssen, können Interessierte endlich selbst in die Tasten greifen – eine Einladung, der ein bemerkenswert buntes Publikum mit Begeisterung Folge leistet, wie Stefan Leberfinger von Hieber-Lindberg betont: „Es kommen natürlich viele Synth-Freaks speziell wegen der Ausstellung zu uns, allerdings auch Gitarristen, die sich in die Abteilung verlaufen haben und Leute die nur in München ihren Urlaub verbringen. Es sind alle Altersgruppen vertreten, und sogar Leute aus dem Ausland. Für alle aber gilt: wer sich einmal vor die Geräte gesetzt hat, bleibt meist auch lange sitzen. Viele freuen sich natürlich, dass sie mal einen Minimoog, einen ARP 2600 oder einen MS-20 anspielen können.“ Damit bedient Hieber-Lindberg zum einen aktiv den Gear-Fetisch der Fans, leistet aber zum anderen auch einen wichtigen Beitrag zur Demystifizierung. In der Praxis erweist sich nämlich schon recht bald, dass auch die Klassiker nicht zwangsläufig jedermanns Sache sind. Oder, wie Leberfinger es ausdrückt, dass einige Besucher „zu manch legendärem Synthesizer einfach keinen Zugang finden und sich dann was anderes suchen.“

Natürlich steht Vintage immer noch für Geschichte. Eine Geschichte, die man beispielsweise in dem aktuellen Buch „Zauberhafte Klangmaschinen – Von der Sprechmaschine bis zur Soundkarte“ nachverfolgen kann. Allein schon beim Durchblättern des großzügig bebilderten Bandes wird einem recht bald klar, dass analoge Synthesizer weder der Anfang, noch das Ende elektronischer Musik, sondern lediglich eine kurze Etappe in einer sich rasant beschleunigenden Fortschrittsspirale darstellen. Gleichzeitig ist der Begriff zu einem festen Bestandteil der Gegenwartskultur mit ihren launischen Modezyklen geworden. Jean-Michel Jarre wurde noch 1993 für sein Album „Chronologie“, das stark von einem Nebeneinander klassischer Instrumente wie dem ARP 2600 oder Minimoog und den damals brandneuen Roland JD-800 und Kurzweil K2000 geprägt war, von der Presse weitgehend verrissen. Heute hingegen gilt die Scheibe als ihrer Zeit weit voraus: Die auf „Chronologie“ verwendeten Maschinen sind so begehrt wie nie und finden Einsatz in einer Vielzahl zeitgemäßer Produktionen, während ein Online-Magazin wie synthtopia.com seinen Lesern stolz Fotos der auf der aktuellen Jarre-Tour verwendeten analogen Keyboards zeigt.

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