Digitale Kultur: Paul Kalkbrenner

Live-Tracks vs. Doku

Beat / Wie kam es zu der Entscheidung, dem Dokumentarfilm nicht ein zusammenhängendes Konzert beizulegen, sondern eine Zusammenstellung von Live-Tracks?

Max / Ich würde es eher so sehen: Den Live-Tracks wurde die Doku beigelegt. Wir haben es dann so konzipiert, dass beide Teile gleich stark wirken und nebeneinander existieren. Es sollte von vornherein eine Compilation verschiedener Gigs in Europa sein – weil’s vielschichtig ist und die Bilder sich nicht abnutzen. In einem Konzert mit allen Tracks am Stück wäre das schon hart geworden. Im Endeffekt ist es also eine Win-Win-Situation – für mich als Filmemacher und für die Fans in Europa.

Marcus / Es ging uns außerdem darum, etwas für die Fans zu schaffen. Für jemanden in Frankreich sind dann vielleicht 60 Minuten von einem Konzert in Frankfurt nicht sonderlich spannend.

Beat / Der Ton ist bei Live-Tracks immer eine delikate Angelegenheit. Wie seid Ihr dieses Thema angegangen?

Max / Der Ton ist das Wichtigste bei einer Musik-DVD. Robby Jäger von „Berlin Calling“ stand als Mischtonmeister schon zu Anfang des Projekts fest. Wir haben uns vorher zusammen mit dem Sound-Designer Martin Frühmorgen unterhalten, was wir vor Ort tun können, um die Atmosphäre am besten einzufangen. Natürlich kann man nicht alles fehlerfrei aufnehmen, wenn man in so einem kleinen Team unterwegs ist. Paul hat die besten Gigs ausgesucht und diese haben wir als Grundlage für den Schnitt genommen. Dem Ganzen kam natürlich zugute, dass Robby schon lange in der Technoszene unterwegs ist und ganz genau weiß, was er wann hochzieht und wie das Publikum drauf reagiert.

Marcus / Wir haben den Ton direkt von Pauls Pult genommen und hatten somit immer die Version zum Venue. Das Publikum haben wir über eine weitere Quelle mitgenommen und später mit Robbies Hilfe in der Mischung versucht, alles so harmonisch wie möglich zu vereinen.

Beat / Der Pressetext beschreibt den Ansatz des Films als „intim“ und tatsächlich wird es oft durchaus persönlich. Gab es dennoch vorher eine Absprache darüber, wo man die Grenze ziehen sollte?

Max / Die Grenze ist das, was nach dem Auftritt passiert. Das bleibt im Ungewissen. Wir schauen ein wenig Backstage, belassen es aber bei kleinen Besuchen. Ich finde das auch gut so. Ich würde es eher als „Ausverkauf“ empfinden, wenn ich zu viel Privates erzähle. Das ist ja kein BILD-Zeitungs-Film.

Marcus / Beim Dreh gab es eigentlich keine Grenzen. Wobei sicherlich hier auch Material entstanden ist, dass hoffentlich niemals jemand zu Gesicht bekommt.

von Tobias Fischer

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