Test: Nord Piano

Augenscheinlich

Schon ein erster Blick macht die kraftvolle Natur des Stage-Pianos deutlich. Typisch Nord ganz in Rot gehalten, präsentiert sich das Gerät in gleichsam edlem wie robustem Metallgehäuse, abgerundet durch stabile Holzseitenteile.

Die Bedienoberfläche ist gut strukturiert: Ganz links findet sich zunächst die Programmsektion, mit der erstellte Presets verwaltet und aufgerufen werden können. Daneben liegt der sogenannte Piano-Abschnitt, der die wenigen Klangparameter steuert und zwischen sechs Grundklängen umschaltet. Direkt im Anschluss folgt der Effektblock, der zwei Multieffekte, Equalizer sowie Amp-Simulation plus Kompressor und einen Halleffekt birgt.

Anschlussseitig finden sich ein Kopfhörer- sowie Stereoausgang sowie wie ein Eingang für den serienmäßig mitgelieferten Pedalcontroller. Zusätzlich steht eine Miniklinkenbuchse bereit, um Audiosignale in das Nord Piano einzuschleifen. Steuerdaten werden per MIDI-Ein- und -Ausgang ausgegeben, ein zusätzlicher USB-Anschluss ermöglicht dank passender Editorsoftware die bequeme Verwaltung von Klängen am Computer.

Alles offen

Die Klänge des Nord Piano sind in sechs Kategorien unterteilt, genauer in E-Piano, Upright, Grand, E-Grand, Clavinet und Harpsichord. Die eigentliche Innovation aber ist das offene Klangkonzept des Nord Piano: Mithilfe der beiliegenden Software lassen sich nicht nur sämtliche Sounds frei verwalten, sondern auch neue Klangdaten hinzufügen. Für reichlichen Nachschub ist ebenfalls gesorgt. Nord bietet auf seiner Homepage in Form der Nord Library 5 eine stetig wachsende Anzahl an Pianomodellen, aus denen der Musiker mit wenigen Klicks die persönlichen Favoriten auswählen, herunterladen und per USB in das Stage-Piano kopieren kann. Weil Speicher immer knapp ist, bietet Nord die Instrumente in drei Versionen an: Small enthält bereits sämtliche Zones und Velocity-Layer des jeweiligen Klanges. Medium und Large besitzen zusätzlich sogenannte String-Resonance-Samples. Diese dienen der Nachbildung von Schwingungen, die durch gegenseitige Beeinflussung der Saiten eines akustischen Pianos entstehen. In der Medium-Version steht dieses Übersprechen nur für den häufig genutzten mittleren Teil der Tastatur zur Verfügung, die Large-Version bietet hingegen SR-Samples für alle 88 Halbtöne. Für noch mehr Realismus sorgt der Pedalcontroller, der Sustain, Una Corda und Sostenuto bereitstellt und getreu den großen Vorbildern Pedalgeräusche erzeugt.

Effekte

Auch in puncto Effekte wird beim Nord Piano geklotzt. So stehen mit Effekt 1 drei unterschiedliche Panorama-, Tremolo- sowie zwei Wah-Wah-Effekte bereit. Effekt 2 bietet drei verschiedene Chorus-, Flanger-, sowie Phasereffekte. Mit Equalizer und der drei Verstärker enthaltenden Amp-Simulation plus Kompressor können die Klänge anschließend weiter verbogen werden. Dazu gesellen sich sechs unterschiedliche Hallalgorithmen.

Spielbereit

Durch die vorinstallierten Klänge kann der Spielspaß mit dem Nord Piano direkt nach dem Einschalten losgehen. Schon einige erste Tastenanschläge vermitteln ein unglaublich präzises und wertiges Spielgefühl, sodass sich schöne Akzente setzen und viel Gefühl auch in unterschiedliche Passagen legen lassen. Das einstellbare Velocity-Verhalten vereinfacht den Spielfluss zusätzlich, sodass dieses Instrument sowohl bei sanften Passagen als auch gefühlsgeladenen Klanggewittern brilliert. Dieser vielseitige Eindruck setzt sich auch bei den Effekten fort. Von leichten Beeinflussungen bis hin zu harten Eingriffen wird eine Menge geboten. Auch die Qualität sämtlicher Effekte gereicht dem Nord Piano zu Ehre. Lediglich die Wah-Wahs konnten nicht in jeder Situation überzeugen, da sie auch bei härteren Einstellungen eher zurückhaltend wirken.

Fazit

Mit dem Nord Piano hat Nord nicht nur eine Neuheit in Sachen Digitalpianos im Programm, sondern ein elektronisches Instrument, das sich vor seinen akustischen Kollegen in keiner Weise verstecken muss. String-Resonance-Samples und Pedalgeräusche liefern Realismus auf höchstem Niveau, während das Konzept des offenen Systems sowie die Bearbeitungs- und Effektmöglichkeiten viele Optionen bieten, den eigenen Sound hemmungslos auszuleben.