Stereokompressor mit vielseitigem Kompressionsverhalten

Test: Elysia Xpressor 500

Während Standardkompressionen heute zufriedenstellend durch Plug-ins gelöst werden, suchen sich Hardware-Hersteller neue Nischen. Elysias Kleiner zum Beispiel empfiehlt sich als preiswerter Kreativprotz für das Besondere.Nicht selten stehen Käufer eines Hardware-Kompressors vor der Alternative: günstiger Preis und eher mittelmäßiger Klang oder edler Sound und unverschämt teuer. Jetzt schickt die Hardware-Schmiede Elysia den Xpressor 500 ins Rennen und nährt die Hoffnung auf High-End-Klang auf fairem Preisniveau.

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Süßer Kleiner

Der Xpressor 500 ist ein Modul im „Lunchbox“-API-500-Series-Format, ein bewährter Hardware-Standard, den API Audio Ende der Siebziger für seine High-End-Preamps, Kompressoren und Equalizer in den Studios einführte. Für den Betrieb ist also ein entsprechendes Rack erforderlich, das Anschlüsse und Stromversorgung bereitstellt. Der Xpressor selbst kommt im Einbaugehäuse mit blauer Frontplatte, acht Drehreglern, vier Tastern und einer LED-Pegelkette geschmückt ins Studio. Sämtliche Bedienelemente wirken griffig und stabil. Die Regler sind gerastert, was die Wiederherstellung von Einstellungen im Handumdrehen erlaubt.

Für Einsteiger…

Der Xpressor ist als Stereokompressor ausgelegt, denn das Steuersignal wird aus der Summe beider Eingangskanäle erzeugt. Auch die Parameter werden für beide Kanäle gemeinsam geregelt. Ein Dual-Mono-Betrieb ist somit nicht möglich. Der Audiopfad ist diskret aufgebaut, was Präzision und Servicefreundlichkeit zugute kommt. Für einfache Kompressionsvorgänge werden die üblichen Verdächtigen, im Einzelnen also die Parameter Threshold, Ratio, Attack und Release, bemüht. Mit dem Warm-Mode-Schalter kann zwischen transparentem und sättigendem Charakter umgeschaltet werden. Während Ersterer nur minimale Klangfärbungen in das Signal einbringt, fettet Letzterer durch Veränderung von Harmonischen und Transienten das Audiomaterial ordentlich an. Digitalsignalen kann so eine gute Portion analoger Charme aufgeprägt werden.

… und Fortgeschrittene

Neben bewährten Standardanwendungen bietet der Xpressor eine Reihe ungewöhnlicher Möglichkeiten, die den Funktionsumfang weit über Durchschnittskompressoren erheben: Die Fast-Attack-Funktion erlaubt das eigenständige Regeln der Einschwingzeit. Der Attackregler bestimmt in diesem Modus die maximale Einschwingdauer. Werden kürzere Klangimpulse erkannt, regelt das Gerät automatisch auf einen geringeren Wert. Platten Klangergebnissen wird durch die umschaltbare Releasekurve entgegengewirkt. Im logarithmischen Modus fällt sie sehr viel schneller ab, um die Dynamik auch bei harten Eingriffen zu wahren.

Für extreme Pumpeffekte stehen negative Ratios zur Verfügung. Diese bewirken den erneuten Abfall der Kompression über dem Thresholdwert. Mittels Mix-Regler kann, ganz „New York“-Style, eine Mischung aus komprimiertem und unkomprimiertem Signal ausgegeben werden, um Signale lediglich anzudicken. Sidechainfilter und Gain-Reduction-Limiter sind schließlich zwei Features, die sich im Steuerweg befinden. Mit diesen können eine frequenzselektive oder die maximale Kompression eingestellt werden.

Im Mix

In der Praxis zeigt sich der Xpressor pflegeleicht. Einfache Kompressionsvorgänge sind mit wenigen Handgriffen realisiert. Die Ergebnisse sind tadellos und setzen sich in Präzision deutlich von Wettbewerbern ab. Von leichtem Angleichen des Pegels bis hin zu harten Eingriffen sind schnell eine ganze Reihe von Arbeitsweisen eingestellt. Auch dem Einsatz als Limiter steht dank unendlicher Ratio nichts im Weg. Fast-Attack und logarithmische Release werten das Bild abermals auf. Diese Funktionen sind bestens geeignet, um harte Eingriffe ohne großen Dynamikverlust durchzuführen. In Verbindung mit dem Warm-Modus lassen sich an Bandsättigung erinnernde Effekte erzeugen, was in Zeiten komplett digitaler Produktionen mehr als nur nette Spielerei ist. Bei Schlagwerk sollte die Fast-Attack-Funktion allerdings vorsichtig dosiert werden, da die Durchschlagskraft schnell ins Nichts komprimiert ist. Umso willkommener ist da die Filterschaltung im Steuerweg. Diese ist ideal, um zum Beispiel die Bassdrum in den Vordergrund zu rücken. Der letzte Kick für elektronische Musik.

Negative Ratios sind hingegen ein Fall für sich: Sie bieten Pump-Effekte, die definitiv nicht zur Klangaufbesserung gedacht sind. Vielmehr verwandeln sie den Xpressor in ein stilprägendes Kreativwerkzeug, mit dem Elektromusiker und Freunde des Experimentellen viel Spaß haben werden. Anhänger klassischer Musik dürften hingegen schnell lange Gesichter machen, denn das Pumpen wirkt wirklich zerstörerisch. Im Test wurde deshalb meist der Mixregler zuhilfe genommen, um den Wahnsinn in halbwegs normale Bahnen zu lenken.

Fazit

Der Elysia Xpressor 500 wird seinem „preiswerten High-End-Anspruch“ vollends gerecht. Standardaufgaben werden zum Kinderspiel und auch schwierige Bearbeitungsvorgänge können mit Fast-Attack und logarithmischer Release einfach erledigt werden. Mit Mix-Regler und negativer Ratio ist auch gehobenes Sounddesign kein Problem, während der Sidechainfilter jedes Summensignal zu veredeln weiß. Für den aufgerufenen Preis ein wahres Schnäppchen. Zugreifen!

Testergebnis
ProduktnameElysiaElysia Xpressor 500
HerstellerElysia
Preis772 Euro (plus Rack)
Webseiteelysia.de
Pro
  • hochwertige Verarbeitung
  • Drehreglerrasterung
  • vielseitiges Kompressionsverhalten
  • Fast-Attack
  • logarithmische Release
  • Warm-Modus
  • Negative Ratios
Bewertung
1sehr gut

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