Kompakter Klangbolide

Test: Vermona Mono Lancet

Mit dem Mono Lancet folgt nun auch die sympathische Synthschmiede aus dem Vogtland dem aktuellen Trend zu Minisynths. Profaner Winzling oder Vermona-Qualität auf kleinstem Raum?Vermona ist für hochwertige Geräte mit prägnantem Klang bekannt. Mit dem Mono Lancet möchte der Hersteller nun den Markt der Minisynthesizer bedienen. Erwartet uns ein frischer, innovativer Klangerzeuger oder doch nur der Abklatsch des Altbekannten?

Von   Uhr

Klein und sexy

Das Äußere des Mono Lancets hebt sich erfrischend von der Konkurrenz ab. Statt modernem Design findet der Betrachter ein blaues Metallgehäuse, geschmückt mit eher klassischen Potikappen, Schaltern und Tastern in angesagter Retro-Optik. Sämtliche Bedienelemente wirken griffig und unterstreichen die stabile Haptik. Anschlussseitig bietet der Knirps eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse für ausgehende Audiosignale sowie MIDI-In- und -Thru-Buchsen. Die Stromversorgung erfolgt mittels externem 12-Volt-Netzteil. Für analoge Steuerspannungen hat Vermona bereits einen Extension-Port vorgesehen. Eine entsprechende Erweiterung soll in Kürze erscheinen.

Aufbau

Der Mono Lancet bietet zwei Oszillatoren, deren Signale mit einem Filter bearbeitet und anschließend in eine Verstärkersektion geführt werden können. Zur Modulation stehen eine ADSR-Hüllkurve sowie ein LFO bereit. Weitere Eingriffsmöglichkeiten ergeben sich durch die MIDI-Funktionalität und – später – den Extension-Port.

Beide Schwingkreise des Mono Lancets bieten die Wellenformen Sägezahn und Rechteck. Der erste Oszillator besitzt zusätzlich die Wellenform Dreieck, der zweite dagegen weißes Rauschen. Die Mischung beider Signale erfolgt mithilfe eines Mix-Reglers. Auch durch den Stimmungsbereich unterscheiden sich beide Oszillatoren. Während der erste die Fußlagen 8, 16, und 32 bietet, schwingt der zweite höher und bietet die Fußlagen 4, 8, und 16. Zur globalen Stimmung besitzt der Mono Lancet einen Tune-Regler, der insgesamt vier Halbtöne abdeckt. Zusätzlich kann Oszillator zwei um ±7 Halbtöne verstimmt werden. Auch die Hüllkurve und der LFO sind auf die Stimmung anwendbar. Ein Glide-Parameter ermöglicht gebundenes Spiel beziehungsweise ein langsames Nachfolgen der Tonhöhe.

Filter & Amp

Das Filter des Mono Lancet ist als analoger 24-dB-Tiefpass ausgelegt, der mit dem Resonanzregler bis zur Selbstoszillation getrieben werden kann. Unter Zuhilfenahme der Keytracking-Funktion ist dadurch auch ein tonales Spiel des resonierenden Filters über rund 2½ Oktaven möglich. Alternativ kann das Keytracking abgeschaltet oder auf den Wert 50 Prozent eingestellt werden, sodass sich bei einer Tastenerhöhung um einen Ganzton das Filter nur um einen Halbton bewegt. Zusätzlich lässt sich die Grenzfrequenz durch Hüllkurve und LFO sowie durch MIDI-Controller beeinflussen.

Der Verstärker des Mono Lancet lässt kann durch die Hüllkurve oder einfaches Gate-Signal gesteuert werden. Alternativ lässt sich der Verstärker auch „auf Durchzug“ schalten, sodass kein Trigger für das Öffnen notwendig ist.

Mod, MIDI & Overkill

Die Hüllkurve nach dem ADSR-Prinzip ist auf Tonhöhe und Filter sowohl positiv als auch negativ anwendbar. Der LFO bietet die Wellenformen Rechteck, Dreieck und Sample-&-Hold. Seine Frequenz reicht mit 0,5 Hz bis 250 Hz weit in den hörbaren Bereich hinein. Auf die Tonhöhe angewandt, können so auch einfache FM-Sounds realisiert werden.Via MIDI versteht der Mono Lancet neben Noten natürlich Modulationsrad- sowie Velocity- und Aftertouch-Befehle. Per Control Change sind weitere Optionen zugänglich, darunter die Wahl zwischen Glide- und Legato-Funktion. Mit dem Overkill-Schalter wird zwischen Spielmodus und Control-Change-Empfangsmodus gewechselt. Hinter den beiden Tastern „Seq“ und „Trig“ verbergen sich zwei Vorhörfunktionen, die den Schrauber kleine Sequenzen oder Einzelnoten am Gerät triggern lassen.

In Kürze erhältlich ist eine Eurorack-Erweiterung für den Mono Lancet. Diese wird an den Extension Port angeschlossen und soll eine Vielzahl an CV-Ein- und Ausgängen bieten. So können einzelne Sektionen mit externem Gerät genutzt, gesteuert und beeinflusst werden.

In der Praxis

Schon nach ersten Gehversuchen wird klar, dass der Mono Lancet ein echtes Stück Vermona-Qualitätsarbeit ist. Die Oszillatoren bringen fetten aber neutralen Sound, der durch das Tiefpassfilter sehr gefühlvoll geformt werden kann. Mit der Hüllkurve lassen sich Klänge von knackig bis sanft schwebend realisieren. Für spezielle Freude haben während des Tests kleine Verstimmungen zwischen den Oszillatoren gesorgt. Hier kamen die präzisen Regelwege der Potis stark zur Geltung, mit denen sich auch kleine Nuancen leicht einstellen lassen. Negativ fiel lediglich das Fehlen des Netzschalters auf, ein Feature, das sich beim sonst üppigen Funktionsumfang, gutem Klang und fairem Preis aber sicher verschmerzen lässt.

Fazit

Mit dem Mono Lancet hat Vermona einmal mehr bewiesen, dass sie Meister der analogen Synthesizerarchitektur sind. Eine durchdachte Auswahl an Komponenten, nahezu perfekte Regelwege und nicht zuletzt ein eigenständiger, vielseitig einsetzbarer Sound machen den kompakten Klangboliden nicht nur unter Musikern und Schraubern zum Geheimtipp, sondern mittelfristig sicher auch zum Kultobjekt.

Testergebnis
ProduktnameMono Lancet
HerstellerVermona
Vertrieb: schneidersbuero.de
Preis449 €
Webseitevermona.com
Pro
  • griffig und stabil
  • sehr gute Regelwege
  • eigenständiger Klang
  • gute Synthesemöglichkeiten
  • erweiterbar durch Extension-Port
Contra
  • kein Netzschalter
Bewertung
1sehr gut

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Test: Vermona Mono Lancet" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.