Analoger Bassdrum-Synth

Test: Vermona Kick Lancet

Unverbrauchte Bassdrums sind gerade in der elektronischen Musik ein hohes Gut. Kick Lancet heißt Vermonas druckvolle Antwort auf Jomox’ MBase. Bloßes Duplikat oder doch sinnvolle Ergänzung?

Von   Uhr

In vielen Stilrichtungen elektronischer Musik spielt die Bassdrum eine entscheidende Rolle. Entsprechend hoch sind denn auch die Erwartungen und Anforderungen der Musikproduzenten, wobei die Geschmäcker bekanntlich weit auseinandergehen. Von trockenen Taktgebern bis zu schmetternden Klangwänden reicht die Wunschliste, die Vermona mit dem Kick Lancet befriedigen möchte. An Erfahrung mangelt es dem Analogspezialisten aus dem Vogtland nicht, doch vermag sich das Gerät wirklich von Gewohntem absetzen?

Klein und fein

Wie bereits der Mono Lancet steckt auch der analoge Klopfgeist Kick Lancet in einem dunkelblauen Metallgehäuse, dessen Oberfläche von elf griffigen Potis dominiert wird. Ein zusätzlicher Taster erlaubt das direkte Triggern am Gerät. Die rückseitigen Anschlüsse umfassen neben einem Audioausgang auch verschiedene Eingänge zur Steuerung, die ein dynamisches Spiel durch MIDI- und Gatesignale sowie das Auslösen per Fußtaster oder externem Audiomaterial erlauben. Abgesehen von obligatorischen MIDI-Ports (In/Thru) sind sämtliche Buchsen für Studio-Klinkenstecker ausgelegt; Strom bekommt Vermonas Minitreter mittels externem Netzteil. Der ebenfalls rückseitig angebrachte Overkill-Schalter kann für einige Verwirrung sorgen. Dieser mutet zwar wie ein Netzschalter an, dient aber zur Umschaltung zwischen Betriebs- und MIDI-Bearbeitungsmodus. Um das Gerät abzuschalten, ist leider die Trennung des Netzteils erforderlich.

Guter Bumms!

Im Inneren des robusten Gehäuses befindet sich ein analoger Oszillator, der zwischen den Wellenformen Sinus und Rechteck frei überblenden kann. Die Tonhöhe wird lediglich durch ein Poti eingestellt, ein tonales Spiel per Sequenzer ist aufgrund des Konzeptes also nicht möglich. Zur Formung von Klangverläufen steht eine Hüllkurve bereit, die in Frequenz und Intensität einstellbar ist. Zusätzlich kann ein LFO auf die Stimmung angewandt werden, der dank seines Regelbereichs von 3 Hz bis 3 kHz nicht nur rhythmische, sondern auch FM-Modulationen liefert. Unterstützt wird der Oszillator durch Rausch- sowie Nadelimpulsgenerator. Letzterer dient der Formung von typischen Anschlagssounds. Im Anschluss folgt die übliche Verstärkerstufe, die neben Abklingzeit und Lautstärke auch einen Parameter namens Balls besitzt, der dem Signal mehr Schub verleiht und klanglich einer Sättigungsstufe ähnelt.

Praktische Tritte

Mag der technische Aufbau des Kick Lancet zunächst recht einfach erscheinen, weiß das Gerät im Einsatz umso mehr zu überzeugen. Mit seinem sauberen Klangcharakter bietet der Oszillator eine erstklassige Grundlage für eine breite Palette an Sounds. Regelwege und Verhalten der Hüllkurve wirken ebenso gelungen, sodass allein mit diesen Parametern bereits eine Vielzahl verschiedener Drumsounds möglich ist. Für den richtigen Kick sorgt der Nadelimpulsgenerator, der dem Signal im Zusammenspiel mit dem Balls-Parameter eine gehörige Portion Schub verleihen kann. Doch Vorsicht: Wer beide Regler sorglos auf Rechtsanschlag dreht, muss durchaus schwerwiegende Folgen für Gehör und Monitore befürchten.

Der LFO rundet das Gesamtbild gekonnt ab. In kleinen Dosen vermag er Groove und Klangfarbe geschickt zu variieren, während größere Portionen auch den Einsatz für Toms und andere elektronische Percussion zulassen. Mit dem Rauschgenerator ist zudem auch Snare-artiges möglich. Den Kick Lancet als reinen Bassdrumsynth zu bezeichnen, wäre also eine grobe Untertreibung.

Klanglich grenzt sich der kleine Vermona gekonnt von Standards wie der TR-Serie oder der MBase ab. Kernig und druckvoll schafft es das Gerät, einen modernen, eigenständigen Sound zu erzeugen. Verständlich, dass sich dieser stark an den DRM1 mk3 anlehnt, einen größeren Drumboliden aus gleichem Hause. Von leichten Techno-Bassdrums bis hin zu wuchtigen Hip-Hop- und Dubstep-Sounds lässt sich mit dem Kick Lancet jedoch im Handumdrehen eine große Klangpalette zaubern. Dank analoger Bauweise kommt auch der Groove nie zu kurz.

Mit einem Straßenpreis um 250 Euro dürfte das Gerät schnell viele Freunde finden, denn mehr Abwechslung wurde zu diesem Preis selten geboten. So kann man auch über kleine Makel wie fehlenden Netzschalter hinwegsehen.

Fazit

Während Jomox’ MBase-Konzept dank vollständiger MIDI-Steuerbarkeit vor allem im Studio seine Stärken offenbart, eignet sich Vermonas intuitive Oberfläche eher für den spontanen Live-Zugriff. Und auch klanglich verfolgen beide Geräte getrennte Wege, denn mit dem Kick Lancet geht ein Bassdrum-Synth an den Start, der auch über sein eigentliches Anwendungsgebiet hinaus eine gute Figur macht. Eigenständig und modern, dabei einfach in der Bedienung und schmal im Preis – was kann man mehr verlangen?

Testergebnis
ProduktnameKick Lancet
HerstellerVermona
Preis265 €
Webseitevermona.com
Pro
  • hochwertiger, abwechslungsreicher Klang
  • große Soundvielfalt
  • beste Verarbeitung
  • viele Triggereingänge
Contra
  • begrenzt MIDI-steuerbar
Bewertung
1,9gut

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Test: Vermona Kick Lancet" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.