Umhängesynthesizer mit Fantom-Klangsynthese

Test: Roland AX-Synth

Jean Michel Jarre hatte eines. Imogen Heap hatte eines. Und Marilyn Manson auch. Die Rede ist vom Roland AX-1, jenem legendären MIDI-Keyboard, das in den Neunzigerjahren von kaum einer Showbühne wegzudenken war. Jetzt bringt Roland den AX-Synth an den Start, einen Umhängesynthesizer, der das Konzept des MIDI-Steuerkeyboards zum eigenständigen Instrument erhebt und Keyboardern auf der Bühne künftig neue Freiheitsgrade eröffnen möchte.

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Vier Kilo

Immerhin vier Kilo bringt der AX-Synth, der sich trotz über einem Meter Länge recht bequem tragen und spielen lässt, auf die Waage. Nicht ganz unbeteiligt daran dürfte das solide 49-Tasten-Keyboard sein, das nicht nur mit bewährter Roland-Qualität zu überzeugen weiß, sondern in der Praxis auch angenehm und präzise spielbar ist. Vier Gurtpunkte am Gerät sorgen zudem für mehr Flexibilität beim Umhängen. Angeschlossen wird der portable Synth auf der Bühne mittels Stereo-Lineausgang, der in zwei Stufen an mögliche Drahtlossysteme angepasst werden kann. Zusammen mit der Batteriespeisung, die den AX laut Hersteller etwa sechs Stunden am Leben hält, wird der Keyboarder damit völlig unabhängig von jeder Verkabelung. Neben Fußpedal und Kopfhöreranschluss besitzt der AX-Synth noch ein MIDI-Duo sowie eine USB-Schnittstelle zur Kommunikation mit Editor und Klangverwaltung.

Live, live, live

Obwohl der AX-Synth eine ausgereifte Klangerzeugung auf Basis des Roland Fantom besitzt, ist der Synthesizer vorrangig ein Live-Instrument. Im Mittelpunkt steht also weniger das Schrauben und Tüfteln am Klang, sondern das Spiel auf der Bühne. Dabei sehr hilfreich: zahlreiche und schlau platzierte Spielhilfen, die dem Keyboarder ein Höchstmaß an Modulations- und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.

Den Grundstock bilden 256 Klänge, geordnet in acht Kategorien wie Leadsounds, Bass, Gitarren-, Synth- oder Orgelklänge sowie Flächen und Chöre. Jeder Klang liegt in 32 Variationen vor, die bequem mittels zweier Taster gewechselt werden. Hinzu kommen noch acht so genannte SuperNatural-Klänge, besonders facettenreiche Sampleinstrumente, die Beat-Leser bereits aus dem Fantom-Synthesizer oder den ARX-Boards kennen dürften.

Eingriffe in die Synthese und Klangformung sind am Gerät selbst nicht möglich. Der beiliegende Softwareeditor erlaubt jedoch am PC oder Mac den Zugriff auf jeden Klangparameter; die Soundverwaltung hilft beim Zusammenstellen der Presets und anschließenden „Befüllen“ des Synthesizers.

Spielhilfen

Gerade beim Livespiel kommt den clever platzierten Spielhilfen eine besondere Bedeutung zu: Der Oktavtaster am Hals transponiert das Gerät um ±36 Halbtöne, Modulations- und Pitchrad wurden durch „Mod-Bar“ und Ribbon-Controller ersetzt. Mit beiden Steuerelementen sind kontinuierliche Parameterveränderungen wie Filtersweeps oder Vibratoeffekte möglich. Hinzu kommt der für Roland-Instrumente typische D-Beam-Controller, ein Infrarotsensor, der berührungslos Handbewegungen in Steuerdaten für Filter, Tonhöhe oder einen beliebigen anderen Parameter wandelt. Taster für Hold, Portamento oder Pitchbend-Modi sowie Pegel- und Aftertouchregler befinden sich an der Unterseite des Griffes und werden mit dem Daumen bedient.

Klangsynthese

Grundlage für den lebendigen Klang des AX-Synth sind vier Oszillatoren mit je zwei Wave-Generatoren, die sich aus 314 Wellenformen des internen Wave-ROMs speisen. Zur Auswahl steht die gesamte Bandbreite akustischer und elektronischer Instrumente, angefangen von Pianos, E-Pianos und Orgeln über aller Arten von Akustik- und Rockgitarren bis hin zu Holz- und Blechbläsern, Streichern sowie Vokal- und Effektsounds, um nur einige zu nennen. Trotz dieser Klangvielfalt bleibt auch der AX-Synth ein subtraktiver Synthesizer, der mithilfe von Filtern den gewünschten Klang aus dem Spektrum der Oszillatoren schält. Dafür hat Roland neben drei Tiefpass-Typen mit verschiedenen Filterkurven auch je ein Hochpass-, Bandpass- und Peakfilter integriert, die sich über unzählige Modulatoren wie Hüllkurven oder LFOs steuern lassen. Hinzu kommen eine großzügige Effektsektion mit 78 Algorithmen wie Delay, Flanger, Filter oder Distortion sowie mit Chorus und Reverb zwei globale Effekte.

Fazit

Überraschung: So viel Klangpower hätte man diesem lupenreinen Live-Synthesizer gar nicht zugetraut. Ob extraweiche Flächen, Pianos, Rhodes, Streicher, brettharte Gitarren oder abgefahrene Effekte: Dank Fantom-Klangerzeugung geht das Spektrum dieses Synthesizers weit über bühnentypische Brot- und Butterklänge hinaus. Dazu kommen die durchdachten Spielhilfen, die sich prima greifen und intuitiv bedienen lassen, programmierbare Presetfavoriten plus die Möglichkeit, via MIDI weitere Klangerzeuger anzusprechen. Selbst auf den zweiten Blick gibt’s nix zum Meckern. Unser Fazit: Echt gelungen!

Testergebnis
ProduktnameAX-Synth
HerstellerRoland
Preis1105 €
Webseiterolandmusik.de
Pro
  • bewährte Fantom-Synthese
  • durchdachte Spielhilfen, große Effektsektion
  • solide Verarbeitung
  • USB-Editor
Bewertung
1sehr gut

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