Auch die technischen Daten des Sequenzers heben sich weit von Vintage-Equipment ab: 144 Pattern lassen sich programmieren und auf mehrere Arten verketten. Klangveränderungen sind für jeden Schritt einzeln speicherbar. Individuelle Spurlängen und verschiedene Swing-Quantisierungen sorgen für den richtigen Groove. Auf dem Papier hat MFB im Tanzbär also das Beste von traditioneller Analog- und moderner Digitalwelt zusammengebracht. Ob der Drumcomputer seinen Vintage-Kollegen damit immer eine Nasenlänge voraus ist?
Kompakte Technik
Im Vergleich zu vielen Klassikern wirkt der Tanzbär angenehm kompakt. Auf einen soliden Aufbau muss man trotzdem nicht verzichten. Im Gegensatz zu älteren Drumcomputern aus dem Hause MFB besteht das Gehäuse nicht aus Kunststoff, sondern aus Metall, wie man es schon vom Dominion-Synthesizer kennt. Holzseitenteile verleihen ihm einen edlen Touch. Die Bedienelemente sind ebenfalls hochwertig. Potis und Taster wirken griffig und langlebig. Zur Anzeige von Werten und Modi wurden dreifarbige LEDs eingebaut. Ein Display gibt es nicht. Viele Komponenten besitzen mehrere Funktionen. Dabei müssen manchmal – typisch MFB – kryptische Tastenkombinationen in einer bestimmten Reihenfolge gedrückt werden, was zu Beginn ein wenig verwirren kann.
Die Audioanschlüsse des Tanzbären umfassen einen Stereo-Summenweg und zwölf Einzelausgänge. Sie sind als zweikanalige 6,3-mm-Klinkenbuchsen ausgeführt. Um alle Signale individuell abgreifen zu können, braucht man also Insert-Kabel. Für die Kommunikation mit externem Equipment hat der Drumcomputer auf digitaler Seite zwei MIDI-Ein- und einen MIDI-Ausgang an Bord. Die analoge Ebene wird durch drei CV- und zwei Gate-Anschlüsse im Miniklinken-Format abgedeckt, so dass sich neben einfachen Triggern auch tonale Sequenzen an andere Hardware schicken lassen. Darüber hinaus sind Start- und Sync-Wege vorhanden. Sie können Clock-Signale senden oder empfangen. Ihre Arbeitsweise lässt sich an Systeme verschiedener Hersteller anpassen. Strom bekommt der Drumcomputer über ein externes Netzteil.
Bumm Tschak
Die Klangerzeugung des Tanzbären umfasst, wie bereits erwähnt, 16 Instrumente. 14 davon sind elektronisches Schlagwerk. Zusätzlich gibt es einfache Bass- und Melodie-Stimmen. Neben den dedizierten Drehreglern können viele Sounds auch durch das multifunktionale Datenrad und diverse Taster bearbeitet werden. Der Funktionsumfang ist also noch deutlich größer, als man auf den ersten Blick vermuten möchte. Alle Percussion-Instrumente bringen eigene Sequenzer-Spuren mit. Bass- und Synth-Sound nutzen die CV-Spuren, welche auch der Steuerung von externem Equipment dienen.
Bassdrums sind in gleich zwei Varianten vorhanden. Die erste besitzt sechs Regler für Stimmung, eine Tonhöhenhüllkurve, Rauschgenerator nebst nachstehendem Tiefpass-Filter und Attack- sowie Decay-Werte. Mittels Data-Poti kann ein Verzerrer beigemischt werden. Ferner ist einer von 16 Attack-Transienten wählbar. Die zweite Bassdrum wurde auf Parameter für Ausklang, Stimmung und Lautstärke des Attacks reduziert.
Die Snare ist ebenfalls üppig ausgestattet. Sie setzt sich aus zwei gemeinsam und gegeneinander stimmbaren Tönen sowie Rauschen zusammen. Der Ausklang von tonalen und geräuschhaften Bestandteilen lässt sich einzeln regeln. Ferner gibt es auch hier eine Pitch-Hüllkurve.
Der Rimshot ist hingegen einfach gehalten. Er kann lediglich in seiner Stimmung eingestellt werden. Ähnlich sieht es auch bei offener und geschlossener Hi-Hat sowie dem Claves-Sound aus. Sie haben zusätzlich aber noch einen Decay-Regler spendiert bekommen. Die Cymbal besitzt ein vergleichbares Parameter-Set. Ergänzend lässt sich hier die Mischung von Klanganteilen verändern.
Toms gibt es wie üblich im Dreierpack. Alternativ können die Schaltungen auch Congas erzeugen. Bei ihnen sind Stimmung, Ausklang und Rauschanteil veränderbar. Auch ein Clap darf natürlich nicht fehlen. Er lässt sich durch Attack- und Decay-Werte sowie ein Filter beeinflussen. Wie schon bei der ersten Bassdrum stehen auch hier 16 Attack-Transienten zur Auswahl. Als letzte Percussion-Sounds gibt es Cowbell und Maracas, beide mit Regelmöglichkeiten für den Ausklang. Bass- und Synth-Sounds bieten kaum Veränderungsmöglichkeiten. Sie lassen sich gemeinsam in ihrer Tonhöhe verändern. Der Bass hat als Extra ein einfaches Tiefpass-Filter spendiert bekommen.
Satt
Der Sound des Tanzbären konnte bereits beim ersten Durchspielen der Preset-Rhythmen begeistern. Die Verwandtschaft zur TR-808 ist unverkennbar. Alle Instrumente klingen kernig und durchsetzungsfähig, sind durch die größere Parameteranzahl aber wesentlich flexibler. Die beiden Bassdrums ergänzen sich gut. Von filigranem Klopfen bis zu fettem Gestampfe ist mit ihnen jeder Klangwunsch umsetzbar. Ähnlich verhält es sich auch bei der Snare. Durch die verschiedenen Stimmungsmöglichkeiten und den separat regelbaren Rauschanteil lassen sich sowohl klassische als auch modern klingende Varianten erzeugen. Auch die weiteren Instrumente sind durchweg facettenreich, trotz zum Teil nur weniger einstellbarer Werte. Im Ergebnis kann der Tanzbär für jegliche Spielart elektronischer Musik eingesetzt werden. Lediglich Pan-Möglichkeiten wurden vermisst. Mit den Einzelausgängen kann man die Instrumente aber nachträglich im Stereobild aufteilen.
Groovy!
Der Tanzbär-Sequenzer setzt auf eine Lauflichtprogrammierung. Alle Instrumente können einzeln stumm geschaltet werden. Die 144 Pattern sind in drei Bänke mit jeweils drei Sets unterteilt. Jede Sequenz besitzt zwei Speicher zu jeweils 16 Schritten, zwischen denen für Variationen umgeschaltet werden kann. Alternativ ist es möglich, beide Pattern zu verknüpfen, so dass letztendlich bis zu 32 Schritte pro Sequenz zur Verfügung stehen. Wer es noch komplexer möchte, kann sich der Fill-Funktion bedienen. Mit ihr lassen sich bis zu 16 Speicherplätze verketten. Die Länge der Spuren ist einzeln wählbar, polyrhythmischen Experimenten steht also nichts im Weg. Als Metrik können 16tel, 32tel sowie 8tel- und 16tel-Triolen genutzt werden. Dynamikanpassungen sind durch drei Accent-Stufen möglich. Für weitere Variationen gibt es vier Roll- und 16 Flam-Typen. Eine Shuffle-Funktion mit 16 Stufen bringt die Pattern ordentlich zum Grooven. Sie kann für einzelne Instrumente oder global eingesetzt werden. Klangparameter lassen sich pro Schritt aufnehmen. Über eine Bend-Funktion sind LFO-artige Klangverläufe machbar. Der Tanzbär speichert diese Daten mit jedem Pattern ab. Bei Umschaltung werden auf Wunsch also alle Sounds direkt umgestellt. Alternativ kann man aber auch einfach drauflos jammen. Im ersten Moment mag das System vielleicht ein wenig undurchsichtig erscheinen, nach kurzer Eingewöhnung funktioniert das Ganze aber hervorragend.
Fazit
Der Tanzbär hat das Zeug, ein neuer Klassiker zu werden. Im Gegensatz zu teils extrem überteuerten Vintage-Boliden bringt er weit üppigere Synthesestrukturen mit. Kraft und Ausdrucksstärke seiner Klänge dürften auch anspruchsvolle Produzenten voll zufriedenstellen. Der Sequenzer ist ebenfalls gelungen. Das Konzept ist eingängig, von geradlinigem Techno bis hin zu komplexen IDM-Rhythmen lässt sich jede Art von Sequenz leicht erstellen. Die gute Verarbeitung macht ihn auch auf der Bühne zu einem kompetenten Partner. Ein hervorragendes Gerät, das zu Recht mit Spannung erwartet wurde.
Produktname | Tanzbär |
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Hersteller | MFB |
Preis | 840 € |
Webseite | Acidlab Miami 880 Euro, Jomox Xbase 999 1399 Euro, DSI Tempest 1999 Euro |
Pro |
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1sehr gut |
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