Aller Anfang ist schwer! – Doch diese Volksweisheit nur auf den ersten Blick auf das Feld der Modular-Synthesizer zu. Zwar muss man vor dem Start ein paar grundlegende Begriffe verinnerlichen, die eigentliche Bedienung kann dann aber weitgehend spielerisch erlernt werden. Da es sich sowohl bei Audio- als auch Steuersignalen um geringe Spannungen handelt, lässt sich durch Verwechslungen kein Schaden anrichten. In vielen Fällen regen sie sogar zu neuen Experimenten an. (Ehr-)Furcht braucht man somit auch vor ausgewachsenen Klangmöbeln nicht haben, einfach ran an die Kabel und frisch drauflos gesteckt!
Klein oder groß?
Bevor mit der Planung des eigenen Modularsystems begonnen wird, sollte man sich zunächst für ein Format entscheiden. Zwar lassen sich verschieden große Varianten durchaus mischen, um die Kosten für Stromversorgung und Gehäuse niedrig zu halten, empfiehlt sich zum Einstieg trotzdem die Beschränkung auf nur eine Bauform. Am gebräuchlichsten sind 3-HE-Eurorack- und 5-HE-MU-Module. Einige Hersteller benutzen aber auch andere Größen, zum Beispiel die Edelschmiede Buchla.
Während sich 5-HE-Module in den USA großer Beliebtheit erfreuen, sind sie in Deutschland kaum zu finden. Hier dominiert die Eurorack-Variante, auf die auch diese Übersicht fokussiert. Als Vorteile sind neben dem kleinen Formfaktor vor allem ein oftmals niedrigerer Preis und die einheitliche Stromversorgung zu nennen. Allerdings leidet die Haptik durch die häufig relativ eng beieinanderliegenden Bedienelemente ein wenig. Das weitverbreitete Vorurteil, 5-HE-Systeme wären aufgrund der Verwendung von 6,3-mm-Klinkenbuchsen stabiler als ihre kleinen Brüder mit Miniklinken bestätigt sich in der Praxis übrigens nicht. Qualitativ hochwertige Kabel sind natürlich in beiden Fällen Pflicht, denn durch stetiges Umstecken geben billige Vertreter sehr schnell den Geist auf.
Pleite?
Sucht man im Internet nach Bildern von modularen Synthesizern, so wird man schnell auf riesige Schrankwände stoßen, vollgestopft mit Elektronik. Die Anschaffungskosten für solch eine musikalische Spielwiese sind natürlich astronomisch, was viele an der Materie interessierte Musiker abschreckt. Erste Erfahrungen lassen sich allerdings bereits mit einigen wenigen Modulen sammeln. In puncto Funktionsumfang stechen diese Minisysteme typische Desktop-Synthies bereits aus. Zur Klangerzeugung ist zunächst mindestens ein Oszillator notwendig, günstige aber dennoch wohlklingende Modelle sind zum Beispiel der Doepfer A-110 Standard VCO oder der MFB OSC02 Triple VCO. Weiterhin sollte ein Filter vorhanden sein, je nach Geschmack kann man zu soliden Arbeitstieren, Nachbauten klassischer Schaltungen oder flexiblen Alleskönnern greifen. Um die grundlegenden Bestandteile der subtraktiven Synthese komplett abzudecken, muss darüber hinaus ein Verstärker für Pegelveränderungen an Bord sein. Als Modulatoren empfehlen sich zu Beginn wenigstens eine Hüllkurve und ein LFO. Anstelle des LFOs kann auch ein zweiter Oszillator eingebaut werden. Unterhalb des hörbaren Bereichs erfüllt er die gleiche Funktion wie ein LFO, arbeitet allerdings präziser. Ergänzend empfiehlt sich dann noch ein Rauschgenerator, der als Klang- und Modulationsquelle nutzbar ist.
In Aktion
Zum Spiel eines Modularsystems sind CV-Steuerspannungen nötig, wie sie von einem Hardware-Sequenzer, beispielsweise dem Doepfer A-155 oder per MIDI-CV-Interface generiert werden. Fast alle 3-HE-Module arbeiten mit einer Kennlinie von 1 Volt/Oktave. Um Signale mischen beziehungsweise aufsplitten zu können sollten zu guter Letzt auch ein Mixer und ein sogenanntes „Multiple“ vorhanden sein. Schauen wir uns nun aber zunächst die verschiedenen Hersteller und ihre Eurorack-Module an. Eine Warnung vorweg: Einmal begonnen, kommt kaum ein Musiker wieder vom modularen Equipment los.
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 1: Doepfer
Mit seinem A-100 hat Dieter Doepfer die modulare Welt nachhaltig geprägt. Kein anderer Hersteller bietet eine derartige Bandbreite an Modulen zu trotz solider Qualität sehr moderaten Preisen. Auch Gehäuse sind in verschiedenen Ausführungen im Programm, die Auswahl reicht vom einfachen Mini-Case über leicht transportable Kofferversionen bis hin zu riesigen, teils angewinkelten Monsterkonstruktionen. Komplett konfigurierte Sets können ebenfalls erworben werden, zugeschnitten auf den einen oder anderen Anwendungszweck. Speziell für Einsteiger eine gute Sache, die sich nicht allzu lange mit der Suche nach Modulen befassen wollen.
Besonderes Augenmerk verdient sicher die schier unglaubliche Auswahl an Filtern. Nachbauten klassischer Schaltungen, zum Beispiel aus dem EDP Wasp oder alten Synthesizern von Oberheim, sind bereits für knapp 80 Euro zu haben. Mit dem A-106-1 X-Treme Filter ist zudem ein flexibler Nachbau des Korg MS20-Filters verfügbar. Die klanglichen Möglichkeiten variieren je nach Modell sehr stark. Von sauberen Werkzeugen bis zu prägnanten „Dreckschleudern“ gibt es viel zu entdecken. Ebenfalls erwähnenswert ist der A-155 Analog/Trigger Sequenzer. Wie eingangs bereits angesprochen, handelt es sich bei ihm um ein vollwertiges Modul zur Notation und Modulation mit acht Schritten. Für 280 Euro ein Schnäppchen, das durch genaues Timing und Flexibilität voll überzeugen kann.
Speziell bei ersten Gehversuchen ist weiterhin das A-111-5 sehr interessant. Es beherbergt einen kompletten Synthesizer mit VCO, VCF und VCA sowie einer ADSR-Hüllkurve und zwei LFOs. Als weiteres Zubehör hat Doepfer diverse Tastaturen und einen Ribbon-Controller im Angebot. Mit Letzterem kann unter Zuhilfenahme des A-104 Formant Filters und des A-113 Subharmonic Generators ein Instrument nach Vorbild des Trautoniums aufgebaut werden.
www.doepfer.de
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 2: MFB
Manfred Fricke bietet nicht nur interessante Synthesizer und Drumcomputer an, auch einzelne Module mit MFB-Schriftzug sind erhältlich. Hinter den schwarzen Frontplatten werkelt gewohnt hochwertige Technik, die exzellente Verarbeitung unterstützt den positiven Eindruck weiter. Der Preis für die einzelnen Baugruppen ist angesichts ihrer Performance unglaublich günstig. Ein echter Geheimtipp, nicht nur für Einsteiger. Das Modul Dual ADSR verdient besondere Erwähnung. Für knapp 100 Euro erhält man mit diesem gleich zwei Hüllkurven, die sich durch sehr knackiges Ansprechverhalten auszeichnen. Damit ist es für druckvolle Percussion-Sounds geradezu prädestiniert. Ähnlich kurze Zeitwerte findet man sonst nur bei wesentlich teureren Schaltungen.
Der OSC02 Triple VCO sticht gleichsam aus der Masse hervor. Er bringt nicht weniger als drei Schwingkreise mit, jeder besitzt die Wellenformen Dreieck, Sägezahn und Rechteck. Die erste Instanz lässt sich frei stimmen, Oszillator zwei und drei können in Fußlagen und Intervallen eingestellt werden. Auch gegenseitige Modulationen sind möglich, ein digitaler Ringmodulator ist ebenfalls an Bord. Der Sound ist breit und ein wenig rau, genau richtig für kraftvolle Bass- und Lead-Sounds. Mittels Mixer OSC lassen sich zusätzliche Erweiterungen einschleifen, neben der Mischstufe ist ein Rauschgenerator enthalten.
Zu guter Letzt sollen auch die Drummodule von MFB kurz beleuchtet werden. Sie sind dem Schlagzwerg entnommen, einem halbmodularen Drumcomputer aus gleichem Haus. Bassdrum, Snare und Clap tönen sehr durchsetzungsfähig, ihr großer Parameterumfang lässt weitreichende Klangveränderungen zu. Das Hi-Hat/Cymbal-Modul präsentiert sich klanglich erfrischend offen und nuanciert. Wem es an analogem Schlagwerk mangelt, kann hier hemmungslos zugreifen.
www.mfberlin.de
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 3: Livewire
Die Module von Livewire belasten den Geldbeutel im Gegensatz zu Doepfer oder MFB schon ein wenig stärker, dafür bekommt man aber auch kompromisslose Qualität und sehr innovative Schaltungen geliefert. Allen voran ist der Oszillator dieses Herstellers zu nennen, der die eher nüchterne Bezeichnung „Audio Frequency Generator“, kurz AFG trägt. Leider ist das Modul mangels Bauteilen momentan nur gebraucht erhältlich. Bleibt zu hoffen, dass dieser Engpass bald überwunden wird. Mit 14 Drehreglern, 19 Buchsen und vier Kippschaltern hebt sich die Schaltung bereits optisch stark von den Mitbewerbern ab, der Funktionsumfang hat es dementsprechend in sich. Die Auswahl an Wellenformen ist riesig, zudem kann zwischen verschiedenen Klangcharakteristika gewechselt werden. Neben Standards wie Sägezahn oder Rechteck lassen sich mit der Harmonic-Animation-Sektion auch abgefahrene Doppel-Wellenformen erzeugen, die am Ende an den Ausgängen Alien Saw und Animated Pulses anliegen. Ein Suboszillator ist ebenfalls an Bord, der den ohnehin kernigen Sound noch fetter zu gestalten weiß.
Die Modulatoren sind ähnlich komplex. Der Vulcan Modulator beinhaltet zwei LFOs, deren Frequenz bis in den hörbaren Bereich hineinreicht. Neben üblichen Schwingungen können auch Mischformen beider Instanzen ausgegeben werden. Im Einzelnen sind Summe und Differenz sowie Minimum und Maximum verfügbar. Die für diese Vorgänge herangezogenen Wellenformen lassen sich per Jumper wählen, womit man im Ergebnis nicht weniger als 30 Varianten einstellen kann. Der Dalek Modulator ist prinzipiell ähnlich aufgebaut, allerdings besitzt er anstelle von LFOs zwei lineare Oszillatoren mit den Wellenformen Sinus und Rechteck sowie einen Ringmodulator. Kreischende Synthesizersounds sind mit ihm ebenso kein Problem wie aggressive Modulationen – für Freunde härterer Gangarten genau das Richtige.
www.livewire-synthesizers.com
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 4: Malekko
Die Firma Malekko ist vor allem durch ihre Kooperation mit der Synthesizerschmiede Wiard zu einigem Ruhm gekommen. Diese produziert bereits seit vielen Jahren edle Modularsysteme, allerdings im zumindest in Deutschland kaum verbreiteten FracRack-Format. Dank Malekko sind die hochgeschätzten Schaltungen nun auch für das Eurorack zu haben. Besonders das Borg-Filter erfreut sich großer Beliebtheit. Mittlerweile existieren bereits zwei Varianten, die sich optisch nur durch ihre weißen beziehungsweise schwarzen Potikappen unterscheiden. Beide sind eine Mischung aus Buchlas LowpassGate 292 sowie der Hoch- und Tiefpasskombi von Korgs MS20. Im Gegensatz zum Vorbild bringt das Borg allerdings nur einen Cutoff-Regler für beide Filter mit. Durch den ebenfalls kombinierten LP/HP-Potenziometer sind dafür flüssige Überblendungen möglich. Der Klang des Borg 1 ist relativ weich, ein idealer Kandidat für wabernde Flächen. Die zweite Variante geht hingegen aggressiver zu Werke, speziell der Bass ist wesentlich fülliger. Modulationen verlaufen hier ebenfalls schneller, was das Filter auch für die Nachbildung von Schlagwerk interessant macht. Mit einem Preis von 225 Euro vielleicht kein Schnäppchen, aber jeden Cent wert.
Ähnlich sieht es auch beim Boogie-Filter aus. Dieses greift bei niedrigen Resonanzwerten eher gemächlich ins Klanggeschehen ein, erhöht man den Wert aber kann auch diese Schaltung durchaus böse werden. Das Boogie-Filter ist ein reiner Tiefpass, als Besonderheit bringt es getrennte Ausgänge für 6-dB-, 12-dB-, 18-dB- und 24-dB-Flankensteilheit mit. Diese sind zueinander in der Phase gedreht, was bei Mischungen zu interessanten Auslöschungen führen kann. Alle Filter bestechen trotz zum Teil aufdringlichem Charakter durch sehr definierten Sound, ein deutliches Indiz für die sorgsame Entwicklung.
www.malekkoheavyindustry.com
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 5: Make Noise
Das Unternehmen Make Noise macht seinem Namen alle Ehre. Normal ist dieser Firma schlichtweg zu langweilig, was man bereits an den Frontplatten deutlich erkennt. Trotz anarchischer Beschriftungen sind ihre Schaltungen allerdings wohl durchdacht. Nur zum Teil etwas anders, als man es von „altmodischen“ Herstellern kennt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Modul Maths, welches Funktionen verschiedener Buchla- und Serge-Baugruppen kombiniert. Es besitzt vier Kanäle. Zwei davon dienen der Skalierung, Invertierung und Integration eingehender Signale, im Alleingang können sie zudem logarithmische oder exponentielle Funktionen generieren. Die anderen beiden lassen neben der Skalierung auch Verstärkung und Invertierung zu, ohne Eingangssignal werden hier DC Offsets erzeugt. Dass man bei dieser Beschreibung zunächst nur Bahnhof versteht, ist ganz normal. Im Klartext kann Maths zum Beispiel als Oszillator, LFO, Hüllkurve oder Slew Limiter eingesetzt werden. Ohne einen Blick ins Handbuch sind allerdings auch erfahrene Modularnutzer hier zunächst überfordert. Für Einsteiger ist das Modul daher nur eingeschränkt zu empfehlen, sein Nutzen steht allerdings außer Frage.
Ebenso ungewöhnlich ist das Modul René. Bei diesem handelt es sich um einen Sequenzer, der das von René Descartes entworfene kartesische Koordinatensystem benutzt. Anders als bei normalen Sequenzern gibt es hier keine definierte Abfolge von Schritten, auch Speicher oder ähnliches sucht man vergebens. René möchte live gespielt werden, und darauf ist auch die Bedienung ausgelegt. Einzelschritte lassen sich direkt anfahren, vertikal, horizontal und querbeet durchlaufen oder stumm schalten. Auf den ersten Blick ein relativ chaotisches System, mit dem man nach kurzer Eingewöhnung aber relativ gezielt arbeiten und sich trotzdem immer wieder selbst überraschen kann.
www.makenoisemusic.com
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 6: TipTop Audio
Die Produkte von TipTop Audio haben sich durch Präzision, Flexibilität und einfache Bedienung schnell in die Herzen vieler Modularnutzer gespielt. Angefangen bei der Stromversorgung der Zeus-Linie über die faltbaren Station-252-Gehäuse bis hin zu den verschiedenen Modulen scheint immer mit viel Liebe zum Detail getüftelt worden zu sein. Besonders bemerkbar macht sich die penible Arbeit beim Z3000-Oszillator, einem komplett analogen Schwingkreis mit den Wellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Puls. Verschiedene FM-Modulationseingänge erlauben weitreichende Obertonveränderungen. Neben Standards lassen sich so auch komplexe Wellenformen generieren. Das eigentliche Highlight ist allerdings der integrierte arithmetische Prozessor, welcher die Frequenz einmal pro Sekunde abtastet. Ergebnisse werden auf einem LCD-Display dargestellt, wahlweise in Hertz oder Notenwerten. Stimmungsprobleme gehören damit der Vergangenheit an, trotzdem erweist sich der Grundklang als schön breit und sehr durchsetzungsfähig. Es gibt kaum eine Anwendung, bei der dieser Oszillator nicht brilliert. Kein Wunder, das er öfter mal ausverkauft ist.
Ebenfalls erwähnenswert ist das T2040 LP-VCF. Bei diesem handelt es sich um einen Nachbau des Prophet-5-Filters von Sequential Circuits. Als Extras bringt es neben Detailverbesserungen zusätzliche Modulationseingänge mit, die das Klangspektrum gekonnt erweitern. Genau wie der Z3000 ist sein Grundsound fett und eindeutig analog, hohe Resonanzwerte dünnen den Bassbereich kaum aus. Die Präzision erinnert eher an eine digitale Schaltung. Neben groben Eingriffen ist er damit auch für penible Einschnitte erstklassig geeignet, seine FM-Möglichkeiten lassen schnell vergessen, dass es sich eigentlich nur um einen Tiefpassfilter handelt.
www.tiptopaudio.com
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 7: The Harvestman
Die Module von The Harvestman sind überwiegend digitaler Natur. Ihr Grundsound hat trotzdem nichts mit weich gespültem VA-Sound günstiger Digitalsynthesizer gemein, stattdessen sind sie eine interessante Ergänzung, speziell für experimentell veranlagte Musiker. Ein gutes Beispiel ist der Piston Honda, ein Wavetable-Oszillator mit variabler Auflösung. Der Klangerzeugung dienen zwei ROMs, gefüllt mit insgesamt 256 Wellenformen. Einzelne Schwingungen können sanft überblendet oder schnell gewechselt werden. Letzteres kann – den richtigen Modulator vorausgesetzt – zu sehr chaotischen Sequenzen und wilden Klangverläufen führen. Per ROM-Expansion lassen sich bis zu sechs weitere Soundchips hinzufügen. Diese können entweder fertig gekauft oder mittels wave256-Software selbst angefertigt werden. Der Grundsound ist in jedem Fall sehr knackig und fügt sich wunderbar in jedes Modularsystem ein. Speziell perkussive Klanggewitter machen einen großen Spaß, mit nachgeschalteten Filtern lässt sich die pure Kraft aber auch ein wenig in ihre Schranken weisen.
Freunde ausgefallener Klangverläufe werden sich sicherlich über das Modul Double Andore freuen. Es besitzt zwei Hüllkurven mit AD- beziehungsweise AHD-Charakteristik sowie zwei VCAs. Letztere lassen sich zwischen linearer und exponentieller Kurve umschalten, womit sie sowohl für Steuer- als auch Audiosignale gut zu gebrauchen sind. Das ist auf den ersten Blick nicht besonders aufsehenerregend, wäre da nicht der Umstand, dass die Verläufe der Hüllkurven durch Wavetables gestaltet werden. Es besteht sogar die Möglichkeit, verschiedene Wellen für Attack und Decay zu benutzen. Komplexe Klangverläufe sind damit in großem Umfang möglich. Zusätzlich kann das Modul auch als LFO genutzt werden, speziell für kreative Wobble-Bässe eine schier unerschöpfliche Fundgrube.
www.theharvestman.org
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 8: Synthesis Technology MOTM
Synthesis Technology geht noch einen Schritt weiter als The Harvestman. Hier setzt man voll auf digitale Baugruppen, nicht eine analoge Schaltung ist im Programm des Herstellers zu finden. Analogfetischisten mag dieser Umstand vielleicht ein wenig aufstoßen, Klang und Bedienung belegen aber eindrucksvoll, dass die Produkte dieser Firma eine gute Ergänzung für jedes Modularsystem darstellen. Besonders hervorzuheben ist das E350 Morphing Terrarium, ein Wavetable-Oszillator, der mehrere Ausgänge mitbringt. Drei Bänke mit jeweils 64 Wellenformen sind enthalten, angeordnet in einem zweidimensionalen Raster beziehungsweise entlang einer X- und einer Y-Achse. Via Morph-Potenziometern und -Steuerspannungen können diese durchfahren werden, womit sich extrem komplexe Wellengebilde realisieren lassen. Die Ergebnisse können einzeln und gemeinsam ausgegeben werden. Ein zusätzlicher Ausgang namens Morph Z erlaubt das Abgreifen einer weiteren, von X und Y unabhängigen Wavetable. Der Grundklang ist weniger brachial als bei dem Modul Piston Honda von The Harvestman, wirkt dafür aber umso glatter und brillanter. Im Alleingang ist das Morphing Terrarium damit vor allem für sanfte Leads und Flächen gut, mit einem analogen Oszillator geschichtet, lassen sich aber auch überaus abwechslungsreiche Bässe erstellen.
Ebenfalls interessant ist der E340 Cloud Generator. Dieses Modul beherbergt ganze acht Oszillatoren, die sich via Spread-Parameter gegeneinander verstimmen lassen. Als Wellenformen kommen Sinus und Sägezahn zum Einsatz, das Ganze wird anschließend mit per Bandpass gefiltertem Rauschen moduliert. Im Ergebnis erhält man breite Klangwände, die in Sachen Atmosphäre kaum zu toppen sind. Wer Pad-Sounds
Markt-Check: Modular-Systeme Schritt 9: Metasonix
Die Module der Firma Metasonix stechen nicht nur durch ihre quietschgelbe Farbgebung aus jedem Rack hervor, auch die integrierten Röhren sind ein echter Hingucker. Alle Klangbausteine des Unternehmens beinhalten wenigstens eines der „glühenden“ Elemente, oftmals werden Modelle genutzt, die eigentlich gar nicht für Audioanwendungen gedacht sind. Dementsprechend unkonventionell klingen auch die Ergebnisse der Schaltungen. Lautes Kreischen und eine Menge Dreck sind oftmals an der Tagesordnung. Wer einfach ein wenig Wärme und Schmutz in seine Signalkette einbringen will, der ist mit dem R-52 Multimode-Filter bestens beraten. Zur Frequenzbeschneidung stehen hier zwei Bandpassfilter zur Verfügung, die wahlweise einzeln oder gemeinsam betrieben werden können. Sind beide Bandpässe gleichzeitig im Einsatz, bilden sie die Charakteristik eines Tiefpassfilters nach, der ohne Resonanz durchaus wohlwollend zu Werke geht. Höhere Resonanzeinstellungen ändern das Verhalten aber relativ schnell, zerstörerische Eigenresonanz ist beim R-52 kein Problem.
Wem Flexibilität am wichtigsten ist, der sollte zum R-54 Supermodule VCO/VCF greifen. Im Alleingang erhält man hier einen Röhrenoszillator, der von Sinus bis zu rechteckartigen Schwingungen verschiedene Wellenformen liefern kann. Per Audio-Eingang lässt sich das Modul weiterhin mit externem Material beschicken, in diesem Fall fungiert es als Bandpassfilter. Die Schaltungen im D-1000 Drumcomputer aus gleichem Haus sind zumindest sehr ähnlich aufgebaut. Da hier gleich mehrere der Baugruppen vorhanden, sind lassen sich auch schöne Formantklänge realisieren. Durch zunehmende Erwärmung der Baugruppen verändert sich der Klang zum Teil recht stark. Gut klingende Patches sollten daher umgehend aufgenommen werden.
www.metasonix.com
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