Clubreport: Soju Bar Berlin

Dieses Profil ist vor allem deswegen so prägnant, weil hier eine bunte Sci-Fi-Ästhetik nicht nur aufgegriffen, sondern auf engstem Raum konzentriert wird. Entworfen wurde die Bar vom eigenen Stamm-Designer Felix Pahnke, der bereits das Kimchi wohltuend von den Hauptstadt- Klischees absetzte („Wir konnten alle keine abgezogenen Tapeten und Flohmarkt-Sessel mehr sehen“, so Hyun). Ein paar Hocker an der Bar und eine elegante Wohnlandschaft laden zum entspannten Plausch ein, von der Decke hängt Leuchtreklame mit koreanischen Zeichen und Bildmotiven – eine Kombination aus auf eBay erworbenen Elementen und eigenen Entwürfen. Im Klo gibt es eine Karaoke-Anlage, die mit Hits von Britney Spears und anderen Pop-Größen gefüttert wird – ein Abend in der Soju Bar endet nicht selten mit wunden Stimmbändern. Mit dieser schlichten, aber unwiderstehlichen Kombination ist man zu einer der führenden Locations der sogenannten Micro-Bar-Szene in Berlin aufgestiegen, zu der auch Läden wie die „Kleine Reise“ oder der „Farbfernseher“ gehören und die gleichermaßen von kosmopolitischem Flair und familiärer Intimität lebt. In der Soju Bar freilich wird diese Kombination noch einmal übersteigert. So gibt es an Spitzenabenden zu den Stoßzeiten einen Durchlauf von dreihundert Besuchern, obwohl nur einhundert Platz finden. Dafür, so Hyun, wird es dann am frühen Morgen um so persönlicher, wenn die letzten übrig gebliebenen Gäste zu einer verschworenen Clique verschmelzen. Wanner: „Ein paar von mir geschätzte DJs haben mir gesagt, dass das, was sie in der Soju Bar von fünf bis sieben Uhr morgens mit den restlichen zehn Leuten erlebt haben, so viel Spaß gemacht hat wie lange nichts mehr.“ Das ist sicherlich auch eine direkte Folge der platztechnischen Gegebenheiten, denn das Kleine ist hier gezielt Teil des Konzepts: „Man kann zwar aufhören zu tanzen, aber die Tanzfläche nicht verlassen.“

Ausgezeichnete Akustik

Natürlich wissen die DJs auch die ausgezeichnete Akustik der Soju Bar zu schätzen, in die extrem viel Zeit und Liebe investiert wurde. In direkter Nähe der Skalitzer Straße befindet sich der Skutnik Musik-Verlag, dessen Inhaber bereits an der Ein- und Ausrichtung von über dreißig Studios beteiligt war. Gemeinsam machte man sich daran, der Soju Bar ein passendes akustisches Ambiente angedeihen zu lassen. Das erwies sich als eine durchaus nicht einfache Aufgabe, vor allem weil die Bar nicht von Anfang an als „Tanzschuppen“ avisiert worden war. So musste das erste Soundproofing komplett verworfen und an die neuen Zielsetzungen angepasst werden. Zunächst galt es, sich mit den zwei verschiedenen Deckenhöhen auseinanderzusetzen: Während eine Hälfte des Raums gerade einmal zweieinhalb Meter maß, ging es in der anderen satte vier Meter nach oben. Die Folge: Im Mix schienen die Höhen über den Köpfen der Besucher hin und her zu flitzen. Man löste das Problem durch das Abhängen der hohen Hälfte mit Schaumstoff sowie durch intensive Arbeit am Equalizer. Auch im technischen Bereich freilich lief nicht alles von Anfang an reibungslos: „Wir haben ein russisches System von der Firma Apart. Nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Das ist ein Komplettsystem mit zwei Bässen und vier Full-Range-Speakern. Am Anfang hatten wir ein Pioneer 500 Mischpult, das uns aber klanglich enttäuschte. Jetzt verwenden wir einen Allen Heath 92, das den Sound sehr nach vorne gebracht hat, sowie einen DMX-Equalizer.“

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