Clubreport: Butan Wuppertal

Lustiges Chaos

Genau wie in Berlin nämlich nutzen die Wuppertaler Kreativen die klaffenden Wunden in der Struktur der Stadt für ihre Ideen. 1999 beginnt Tobias Wicht mit ein paar Freunden, in der ehemaligen Fleischfabrik Tielmann Underground-Events zu organisieren. Die offizielle Lizenz zum Feiern fehlt, doch vielleicht gerade deswegen werden die Baustellenpartys zur Legende. Knapp zwei Jahre lang kehrt der wilde Geist der frühen Techno-Bewegung zurück, manifestiert sich die Raving Society jeden Abend aufs Neue, ohne sich um gesellschaftliche Konventionen zu kümmern. Die Events sind chaotisch, unorganisiert aber, wie Wicht betont, „sehr lustig“. Die Legalisierung der Aktivitäten seitens der Stadt markiert einen ersten Meilenstein, doch bildet noch heute vornehmlich die anarchistische Energie der Gründungszeit die Hauptinspirationsquelle für eine endlose Reihe kreativer Permutationen: „Die Bindung mit diesem Gelände ist schon sehr eng“, so Wicht, „Der Geist von früher steckt nach wie vor in der Location, in den Menschen, welche die lange Strecke unseres Weges mit uns gemeinsam gegangen sind – und weiter gehen. Und natürlich auch in uns.“ Das Prinzip Veränderung ist längst zur Maxime geworden: „Wir wollen immer noch unberechenbar bleiben. Das ist schwer – aber wir tun unser Bestes. Kein Schubladendenken – alles, was für uns cool ist, realisieren wir auch.“

Genau so geht das Butan bereits seit nunmehr zwölf Jahren vor und hat es damit geschafft, sich international als eine der angesehensten Locations Deutschlands zu profilieren. Für Wicht war die Verpflichtung von Elektronik-Legende Sven Väth vor drei Jahren einer der absoluten Höhepunkte seiner Arbeit, doch liest sich die gesamte Liste der in seinem Club vertretenen DJs wie ein Who-is-Who der Techno-Szene: Chris Liebing, Carl Cox, Ritchie Hawtin, Mauro Picotto, DJ Hell, Jeff Mills und Ricardo Villalobos gaben sich hier die Klinke in die Hand und auch die Residents haben sich, in ihren jeweiligen Genres, über die Stadtgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf erspielt. Thomas Ruschinzik und Stefan Waldschmidt, die von Anfang an mit dabei waren und inzwischen für den Club zu einem unschätzbaren Berater geworden sind, sind im Butan für die House-Fraktion zuständig, Sia-Mac und Frank Sonik bedienen die Techno-Community. Und auch wenn das Geschäft aus Wichts Sicht über die Jahre schwieriger geworden ist, will er sich nicht wirklich beklagen: „Die wirklich angesagten DJs sind viel internationaler unterwegs und fordern sehr oft zu hohe Gagen. Andere spielen gar nicht mehr in Clubs sondern nur noch auf Festivals. So etwas finde ich total undankbar – man sollte nie vergessen, woher man kommt. Jedoch klage ich gerade aus Butan-Sicht hier auf hohem Niveau.“

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