Clubreport: 3001 Düsseldorf

Progressive Tendenzen

Angesichts der mit der exklusiven Lage verbundenen Mietpreise kann man trotz dieser Momente längst nicht mehr mit einem reinen Club-Konzept allein bestehen. Das 3001 hat sich in diesem Zusammenhang das Adjektiv „progressiv“ auf die Fahne geschrieben, ein Bekenntnis dazu, „anders“ zu sein. Einige der Gäste leben dieses Anderssein, indem sie in regelmäßigen Abständen eine Ananas mit auf die Partys nehmen und sie am Ende des Abends mitsamt Schale verspeisen („Den tieferen Sinn haben wir noch nicht verstanden“ lacht Veldmann). Für den Club hingegen bedeutet es vor allem, eine Strategie für prominente und finanzkräftige Gäste einerseits sowie für Firmenkunden andererseits zu entwickeln, um sich ein zweites Standbein zu schaffen. Zu Ersterem gehört dabei vornehmlich der Essential Guest Club („Wir fanden das Wort VIP doof und es war lange mit einer Strafe von fünf Euro belegt, wenn jemand aus dem Team dieses Wort benutzte“), der mit einem eigenen Eingang versehen ist. Der Eintritt ist umsonst, die Getränkepreise dafür höher, die Lounge eine Art Club im Club, was allerdings nicht als Elitenbildung missverstanden werden sollte: „Ein dickes Portemonnaie schließt Musikinteresse nicht aus. Bei uns ist es normal, dass Leute in van-Laack-Hemden zu Boys Noize die Hände in die Luft reißen.“ Die direkte Ansprache von Unternehmen wiederum ist im Laufe der Jahre so wichtig geworden, dass man diesen Bereich von spezialisierten Mitarbeitern betreuen lässt, die mit dem Tagesgeschäft des Clubs nicht unmittelbar etwas zu tun haben. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Große Multinationals wie Sony Ericson, L’Oreal und O2 haben das 3001 bereits für eigene Events gebucht.

Doch bedeutet „progressiv“ natürlich immer auch, ein Auge auf die Zukunft zu behalten. Als man einen Aufruf zum Einsenden eigener DJ-Mixe startete, war das Ergebnis zwar eher enttäuschend: „Wer eine Minimal-CD abgibt, hat sich offensichtlich nicht mit uns auseinandergesetzt.“ Doch genau im gelenkten Experiment besteht ein Teil der eigenen Wandlungsfähigkeit. Allein schon deswegen setzt man auf den direkten Kontakt mit denen, die sich hier immer wieder einer schönen Illusionen hingeben, auch wenn im Bereich Social Media der Erfolg kaum messbar ist: „Facebook ist kein Allheilmittel, aber notwendig. Soundcloud oder Ustream derzeit eher Spielerei. Am Ende weiß man nie, was funktioniert und weshalb die Gäste kommen. Der dreitausend und erste Freund auf Facebook stand zum Beispiel einen ganzen Monat bei jedem Event auf der Gästeliste und kam nie.“ Was nicht bedeutet, man sollte darauf komplett verzichten: „Die Information muss relevant sein und durch jeden sich bietenden Kanal gestreut werden – dann klappt’s.“ Gelegentlich muss eben selbst eine Traumfabrik auf schnöden Realismus zurückgreifen.

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