Club-Nächte haben es sich zumeist auf die Fahne geschrieben, "heiß" zu sein. Doch im Karlsruher Creed Finest regiert das Eis. Und das nicht nur, weil das Ambiente von kühlem Edelstahl und cleanem Industrie-Design geprägt ist, sondern ganz wortwörtlich: Sobald draußen die Temperaturen in die Höhe schießen, wird das innere Thermometer der Gäste von einer 40.000-Watt-Klimaanlage ausgepegelt. Und sollte einem die Musik einmal Hitzewallungen über den Körper laufen lassen, kann man sich an - und von - dem Herzstück des Creed, der Ice-Bar, erfrischen: Die Polartheke wurde von einem Stahldesigner speziell für den Club entwickelt, entworfen und eigenhändig erbaut und repräsentiert für die Location sozusagen das, was eine atemberaubende Eröffnungs-Sequenz für einen Blockbuster leisten soll: dem Besucher vermitteln, dass er im richtigen Film sitzt.
Dabei setzt die Ice-Bar nicht nur visuell Akzente: Ein leistungsstarkes Aggregat sowie ein feines Netz aus Kupferleitungen sorgen dafür, dass man den selbstverständlich gut gekühlten Drink auf einer gefrorenen, kristallklaren Eis-Schicht abstellen kann - eine Art metallgewordene Kindheitsfantasie, die alleine stolze zehn Prozent des Gesamtbudgets für den Club verschlungen hat. Doch das war erst der Anfang. Die Creed-Betreiber André Schüpphaus und Daniel Berke sind sogar so weit gegangen, das "kühle" Konzept auf wirklich alle Bereiche ihres Babys auszudehnen: "Bei uns dominieren die Farbe Weiss, Edelstahl und eine LED-Beleuchtung im Kontrast mit einem dunklen Boden", so Berke, "Das spiegelt sich auch in dem Klangbild unserer Anlage." Bei soviel Detailverliebtheit kann es einem ganz warm ums Herz werden.
Mulmiger Umbau
Berke ist bester Dinge, aber noch vor fünf Jahren war auch ihm zumindest kurzzeitig mulmig zumute. Zusammen mit Schüpphaus hatte er das Creed zu einer festen Anlaufstelle im Karlsruher Nachtleben auf- und ausgebaut, sich als Spitzenadresse für ein ebenso exklusives wie exzessives Club-Erlebnis etabliert. Doch der Erfolg machte hungrig auf mehr: Nicht zufrieden mit dem Erreichten, setzte es sich zum Ziel, zu einer der Top-Locations in ganz Deutschland zu werden - keine leichte Aufgabe, da die badische Metropole trotz ihrer Vielseitigkeit wohl nur wenigen als Nabel der House- und Techno-Kultur gilt. Auch die direkte Konkurrenz mit dem großen Nachbarn Stuttgart, einer Stadt, die mit Clubs wie dem Climax lockt, ließ die Herausforderung sicherlich nicht erreichbarer erscheinen. Hinzu kam, dass man sich in Sachen Zeit- und Investitionsvolumen mit natürlichen Grenzen konfrontiert sah, sodass die gesamten Umbauarbeiten schließlich innerhalb von nur zwei Wochen und vornehmlich zusammen mit Freunden sowie einer handvoll von Spezialisten und Elektrikern stattfinden mussten - ein derart enges Fenster, dass ihnen bei den Tätigkeiten sogar ein Team von Kabel 1 über die Schulter sah, um den Fortschritt der Arbeiten gespannt zu verfolgen und minutiös zu dokumentieren. Die Schadenfreude blieb aus, das Projekt gelang.
Inzwischen hat man den immerhin dreizehnminütigen Beitrag stolz auf der Homepage integriert, wo er ebenso an die zahlreichen Rückschläge - Rohrbrüche, Elektronikprobleme, Zweifel auf halber Strecke, Erschöpfungsattacken und den Feinschliff in wirklich allerletzter Minute - erinnert wie an den letztendlichen Triumph der erfolgreich verlaufenen Eröffnungsnacht. Heute gilt das Creed als einer der 50 angesagtesten Clubs in Deutschland, hat seine führende Stellung in Karlsruhe nicht nur behalten, sondern eher noch erweitern können. Auch wenn die Betreiber seitdem immer wieder leichte Änderungen und Verbesserungen vorgenommen haben, blicken sie gerne auf diese Zeit zurück: "Es ist schön zu wissen, wo jede Schraube und jedes Kabel verlegt ist - und dass wir zur Not auch alles mit eigenen Händen bewerkstelligt bekommen".
Eine der architektonischen Besonderheiten des Post-Umbau-Creeds besteht in seiner smarten Ausnutzung einer eigentlich recht kleinen Grundfläche von 130 Quadratmetern. Terrassenförmig, wie die Miniaturausgabe eines babylonischen Gartens, ergießen sich die unterschiedlichen Ebenen auf den Dance-Floor, lassen eine gewisse Weitläufigkeit und das Gefühl von Raum entstehen und gliedern die Location organisch in einen Bar- und Tanz-Bereich, VIP-Boxen sowie kleine Nischen zum Unterhalten. Als unmittelbare Folge können die Feiernden, unabhängig davon, wo sie stehen, die Party-Crowd vollständig überblicken und sich somit zumindest für den Abend als Teil einer Familie fühlen. Weil aber die dezenten Höhenunterschiede und Trennungselemente gleichzeitig für eine Schallkonzentration im Kernbereich des Creed sorgen, setzt man sich ebenso eindeutig von der derzeit aufkeimenden Micro-Bar-Szene ab, bei der der gesamte Club zur Tanzfläche wird und die verschiedenen Segmente auch akustisch miteinander verschmelzen - teilweise mit unangenehmen Folgen für erfolgreiche Kommunikation: "Bei einem guten Clubsound ist es wichtig, dass die Musik da ist, wo sie sein muss, nämlich auf der Tanzfläche und direkt am Gast", so Berke, der zudem nichts von der üblichen Überbetonung der tiefen Frequenzen hält: "Der Sound muss von den Hochtönern bis hin zum Bass klar sein." Um diese Vorstellungen umzusetzen, orientiert man sich, ganz egal ob bei Sound- oder Lichtprodukten, grundsätzlich "an dem oberen Bereich", arbeitet mit einem Pioneer-DJM-800-Mixer, Pioneer-CDJ-1000-MK3-CD-Playern sowie Hochtönern, Subwoofern und Monitoren von JBL.
Musikalische Internationalität
Während man in puncto Optik sehr streng und konsequent die eigenen Ideale "ausgefallener Partys und Mottos für ein bunt gemischtes und Lifestyle-affines Publikum" umsetzt, fahren Berke und Schüpphaus in Sachen Musik einen betont vielseitigen Kurs: Im Creed brechen sich Stilrichtungen wie House, Techno und Electronica, vermischen sich auf den erfolgreichen Wildstyle-Abenden Hip-Hop, R'n'B, Soul und Pop mit gelegentlichen Ausflügen in die Gefilde von Dance, Disco und Rock. Dass man sich hier bewusst über Grenzen hinwegsetzt, darf man ganz wörtlich verstehen, denn tatsächlich sind die beiden Inhaber über ihre häufigen Berufsreisen zum Clubbing gekommen: Als Leiter eines auf Autoreifen spezialisierten Unternehmens waren Berke und Schüpphaus ständig unterwegs und konnten somit intensiv die Dance-Szene verschiedener Städte und Ländern erkunden. Aus der Leidenschaft an der Musik wurde der Traum, selbst Teil dieser Community zu werden und sie mit ihren persönlichen Ideen mitzugestalten: "Unsere Intention war es, einen Ort zu schaffen, der alle Vorteile der angesagtesten Clubs, die wir besucht haben, vereint und verkörpert", erinnert sich Berke an die Frühzeit des Creed. Und die Faszination für viele unterschiedliche Konzepte sowie einen globalen Anspruch ist ihnen erhalten geblieben: "Wir refreshen den Creed Club einmal im Jahr, meist im August in der Sommerpause, sowohl baulich und optisch. Aber das Wichtigste ist immer, neue Trends aufzuspüren, egal ob im In- oder Ausland. Wir lernen ständig dazu und können neue Ideen entwickeln. Auch musikalisch orientieren wir uns an dem Musik-Style der Top-Metropolen." Es ist ein Konzept, das auch dank der Einbindung lokaler DJs jedes Wochenende aufs Neue aufgeht. Hinter dem Creed mag eine klare, kalte Linie stehen - doch die Leidenschaft der Betreiber lodert auch heute noch so heiß wie am ersten Tag.
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