Die neue R-Klasse

Das neue MacBook Pro im Test

Als Apple die ersten MacBook-Pro-Retina-Modelle auf den Markt brachte, war das Echo ähnlich zwiegespalten wie Jahre zuvor bei der Einführung der MacBook Air. Tenor: zu teuer, zu wenig Leistung. Außerdem kam hinzu, dass vieles auf den neuen Top-Bildschirmen deutlich schlechter aussah. Aus dem einfachen Grund, dass viele Apps noch nicht für Retina Displays optimiert wurden. Besonders hier hat sich in der jüngsten Vergangenheit viel getan.

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Retina ist der neue Standard

Wer sich auf Apples Webseite nach einem neuen MacBook Pro umschaut, stellt schnell fest: Apple bewirbt die Non-Retina-Variante nicht mehr. Einzig im Online-Store findet sich noch der Hinweis auf das Modell mit klassischem Bildschirm. Konsequenterweise hat dieses Modell im vergangenen Oktober auch kein Update erfahren. Es wird, so scheint es, bloß noch abverkauft und ist nur noch deshalb überhaupt verfügbar, weil es zuletzt so beliebt war. Das Modell mit 15“-Bildschirm ist, genau wie zuvor auch schon das Gerät mit 17“-Bildschirm, heimlich, still und leise aus dem Angebot verschwunden.

Retina wird bezahlbar

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das Retina-Einstiegsmodell, das das alte MacBook Pro in prak- tisch allen Belangen schlägt, kostet gerade noch 100 Euro mehr. Nur wer deutlich mehr Speicher als die standardmäßig verbauten 128 GB braucht, muss tiefer in die Tasche greifen. Wer das 13-Zoll- Gerät in maximaler Ausstattung haben möchte, muss allerdings weiterhin zwei- bis dreimal aufs Konto gucken. Stolze 2699 Euro verlangt Apple für das Top-Modell. Wer das Gerät mit 15“ Bildschirmdiagonale haben möchte, muss zwischen 1999 und 3299 Euro an Apple abtreten.

Hardware-Evolution

Zu diesen Preisen bietet Apple allerdings auch einiges als Gegenleistung. Zwar sind in den Benchmarks keine allzu großen Sprünge im Vergleich zum Vorjahresmodell zu erkennen, dafür arbeiten die neuen Geräte deutlich effizienter. Die von Apple angegebenen acht beziehungsweise neun Stunden Akkulaufzeit für das 15“- und das 13“-Modell sind dabei eher konservativ bemessen. Gerade beim bloßen drahtlosen Surfen konnten wir im Test deutlich bessere Ergebnisse von bis zu einer Stunde mehr erzielen. Die ebenfalls mit acht, respektive neun Stunden angegebene Akkulauf- zeit bei der Wiedergabe von Filmen konnte – wie auch von Apple angegeben – lediglich mit dem Abspielen von iTunes-Filmen erreicht werden. In unserem Standard-Test mit dem Video-Player VLC kamen wir nur auf knapp über sechs Stunden, was allerdings immer noch eine Verbesserung zum Vorjahresmodell um etwa 20 Minuten darstellt.

Dieses Ergebnis lässt sich vor allem mit dem leistungsmäßig eher moderaten Upgrade erklären. Die neuen CPUs sind nicht deutlich schneller, basieren aber auf Intels aktueller Haswell-Architektur. Sie ist maßgeblich für die zusätzliche Akkulaufzeit bei etwa gleicher Leistungsfähigkeit verantwortlich. Ebenfalls neu an Bord ist Intels Grafikchip Iris Pro 5200. Nominell ist dieser ein Rückschritt im Vergleich zum NVIDIA-Chip aus den 2012er-Geräten. In der Praxis wirkt sich dieser Unterschied jedoch kaum negativ aus. Wer grafiklastige Anwendungen nutzen möchte, wird weiterhin nicht auf ein MacBook ohne dedizierte Grafikkarte setzen wollen. Diese gibt es lediglich im 15“-Modell und auch dort nicht im Einsteigergerät, sondern erst ab einem Preis von 2599 Euro. Dafür bekommt man dann zusätzlich zum Intel Iris Pro einen NVIDA GeForce GT 750M-Chip mit satten 2 GB GDDR5 Arbeitsspeicher.

Schnellere Anbindungen

Deutlich spürbar sind die Auswirkungen der Entscheidung, endgültig auf SATA-III-Anschlüsse zu verzichten. Über ein CD-/DVD-Laufwerk verfügen die Geräte ohnehin nicht, aber auch der interne Flash-Speicher ist nun über PCI Express angebunden. Dieser Schritt ermöglicht einen theoretischen maximalen Datendurchsatz von 8 Gigabit pro Sekunde. Das ist gut ein Drittel mehr, als SATA III zu bieten hat. Das Ergebnis: Sowohl das Schreiben auf als auch das Lesen vom Flash- Speicher geht nun mit über 700 Megabyte pro Sekunde vonstatten. Das im Jahr zuvor von uns getestete Gerät scheiterte hier schon deutlich vor der 500-MB/s-Grenze.

Zusätzlich bewirbt Apple die neuen MacBook Pro Retina mit der nun integrierten Thunderbolt-2-Schnittstelle. Diese transferiert Daten jetzt doppelt so schnell wie der Vorgänger, nämlich mit 20 Gigabit pro Sekunde. Testen konnten wir dies allerdings nicht, da es praktisch keine Geräte mit Thunderbolt 2 am Markt gibt.

Fazit

Die Retina-MacBooks sind 2013 endgültig im Mainstream angekommen. Abgesehen vom bil- ligeren und austauschbaren Speicher gibt es praktisch keinen Grund, das klassische MacBook Pro überhaupt noch in Erwägung zu ziehen. Der verhältnismäßig geringe Aufpreis lohnt sich in jedem Fall.

„Schon seit einiger Zeit gibt es kein Mac- Book mehr. Das letzte war das erste Uni- body-Modell. Jetzt gibt es Apple-Laptops in den Geschmacksrichtungen „Air“ und „Pro“, eine Standard-Variante, also eine ohne Namenszusatz, gibt es nicht mehr. Wird Apple eins der aktuellen Modelle zum neuen Standard erheben und den jeweiligen Namenszusatz streichen? Oder wird es irgendwann eine neue Produkt- kategorie mit Namen „MacBook“ geben? Ich plädiere dafür, das neue MacBook Pro Retina in 13“ zum neuen Standard-Modell zu krönen. Das 15“-Gerät mit dedizierter Grafikkarte wird zum Gerät für professio- nelle Anwender, und das Air bleibt die in doppelter Hinsicht abgespeckte Variante.“

Sebastian Schack

Testergebnis
ProduktnameMacBook Pro mit Retina-Display
HerstellerApple
Preis2599 €
Webseitewww.apple.com
Pro
  • traumhaftes Display
  • viel Power
Contra
  • Preis
Bewertung
1,5sehr gut

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