Messenger-Dienste wie Whatsapp, Apples Nachrichten-App oder auch der Facebook-Messenger verändern längst nicht mehr nur den privaten Austausch, sondern erlangen auch im beruflichen Umfeld immer mehr an Bedeutung. Und das aus gutem Grund, verringern Messenger doch das E-Mail-Aufkommen und die Anzahl der nötigen Telefonanrufe innerhalb eines Unternehmens merklich. Zudem sind Fotos, Videos und Sprachnachrichten mit dem Smartphone problemlos in Echtzeit erstellt, um die reinen Textbotschaften zu ergänzen.
Zwar dienen auch Whatsapp-Gruppen dem Austausch in kleinen Teams, mit dem Wachsen des Unternehmens steigen jedoch die Ansprüche. So soll die Kommunikation sicher, die Nutzerverwaltung umfangreich und die Verknüpfung mit anderen Diensten möglichst üppig sein. Auch in Deutschland setzen immer mehr Unternehmen auf den recht kompletten kalifornischen Emporkömmling Slack, der sich folglich als Platzhirsch in dem noch jungen Markt der professionellen Messenger-Dienste etablieren konnte. Dessen Vorteil: Daten zum Beispiel aus Twitter, Dropbox, Salesforce oder auch Paypal lassen sich fast nahtlos einbinden, um Nachrichten, Dateien und sogar Geld zu senden und zu empfangen.
Ein großes Manko sowohl von Twist als auch von Slack: Beide Team-Messenger beherrschen weder eine Ende-zu-Ende-Kommunikationsverschlüsselung noch eine Peer-2-Peer-Dateiübertragung. Gerade Unternehmen liegt das Thema Sicherheit jedoch am Herzen – und genau darauf setzt die aus Deutschland stammende Alternativlösung Sid. Sid verwendet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für jede übertragene Nachricht und erzeugt und speichert alle notwendigen Schlüssel auf den eigenen Geräten. Daten überträgt der Dienst – wenn möglich – innerhalb des lokalen Netzwerks. Neben Clients für Mac und iPhone gibt es ebenso kostenfreie Umsetzungen für Windows-, Linux- sowie Android-Plattformen.
Wiedererkennung
Szenenwechsel: Mindestens ebenso erfolgreich wie Messenger gerieren sich Aufgabenverwaltungen und Projektmanager bei Freiberuflern, Kreativteams und ganzen Unternehmen. Eine der bekanntesten Lösungen ist Todoist. Dessen Macher Doist gehen nun auf Konfrontationskurs zu Slack und schicken mit Twist eine eigene Kommunikationsplattform für die professionelle Nutzung an den Start.
Apropos Todoist: Nutzer und Fans der teamfähigen Aufgabenliste mit Karma-Garantie werden sich in Twist schnell zurechtfinden: Die Kommunikationsplattform weist eine ähnlich aufgeräumte Gestaltung wie der erfolgreiche große Bruder auf. Will heißen: Twist beschränkt sich auf das Wesentliche und ist bewusst minimalistisch gestaltet. Wirkt Slack besonders auf Neueinsteiger aufgrund seiner recht willkürlichen Verteilung von Piktogrammen und Menüs etwas unübersichtlich, ist Twist weitestgehend selbsterklärend. In der linken Seitenleiste finden sich die verschiedenen Chatkanäle, die Dachleiste verwaltet die Themen, Nachrichten, Teammitglieder sowie die Suchfunktion.
Wer obigen Satz aufmerksam gelesen hat, erkennt unschwer bereits die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Slack: Ja, auch Twist erlaubt selbstverständlich das Bilden von Teams. Und nein, der Nachrichtenstrom zieht bei eifriger Nutzung nicht wie ein Wasserfall an den Mitgliedern vorbei. Denn die Twist-Entwickler denken in Themenblöcken – neudeutsch „Threads“ genannt. Diskussionsfreudige Internetnutzer kennen den Begriff sicher aus dem Bereich der Onlineforen oder gar aus Newsgruppen. Will man also innerhalb des Teams auf Twist kommunizieren, schreibt man nicht einfach wahllos in einen Chatkanal herein, sondern startet zunächst einen neuen Thread. Ähnlich wie bei einer E-Mail legen Sie dabei erst einmal den oder die Empfänger fest und vergeben einen Betreff. Auch eine Kurzbeschreibung des Diskussionsthemas ist möglich. Ihre Teamkollegen antworten nun innerhalb dieses Threads – und halten die Kommunikation auch bei einer Vielzahl von Themen damit erfreulich aufgeräumt. Doch die Anordnung in Threads dient nicht nur der Übersichtlichkeit, sondern trägt auch zur Entspannung bei. Denn muss man eine Echtzeitkommunikation wie Slack eigentlich stets aufmerksam im Auge behalten, um auch ja nichts zu verpassen, motiviert die Arbeit in Themenblöcken zum gelegentlichen „Hineinschauen“ – je nach Zeit und Interessen (und feinjustierten Benachrichtigungseinstellungen). Nicht zuletzt deshalb erfreut sich auch das gute, alte Usenet noch immer bei vielen langjährigen Internetnutzern großer Beliebtheit.
Die Aufteilung in Threads erleichtert zudem die Suche. Gibt man einen Suchbegriff ein, listet Twist eventuelle Ergebnisse innerhalb der dazugehörigen Themenblöcke auf. Ein Klick auf die dazugehörige Schaltfläche genügt, um einen Thread ohne Umwege aufzurufen.
No App is an Island
Doch der Wert einer professionellen Kommunikationsumgebung steht und fällt mit der Einbindung externer Dienste. Da sich der verwandte Aufgabenplaner Todoist in dieser Hinsicht sehr offen zeigt, durfte man Twist vom Start weg einiges zutrauen – die Schnittstellen sind immerhin bereits „gestrickt“. Und tatsächlich: Der Neuzugang enttäuscht nicht. Postet man etwa einen Verweis zu einem Google-Drive-Dokument, erscheint es komplett mit Voransicht innerhalb des aktuellen Threads. Ebenso sicher funktioniert die Anbindung von Dropbox-Verzeichnissen und darin enthaltenen Dateien. Doch auch multimedial gibt sich Twist kaum eine Blöße: Selbstverständlich ist das Hochladen von Fotos und Videos. Aber auch ein Link zu einem Youtube-Video oder ein Verweis zu einem Titel in Spotify oder Soundcloud reicht, um die Vorschau beziehungsweise das Cover darzustellen. Auf eigene Abspielroutinen verzichtet Twist dabei bisher – der entsprechende Link öffnet einen neuen Browserreiter und spielt die Datei in ihrem originären Dienst ab. Nacharbeiten sollte man hingegen noch bei den Dateianhängen: Bisher ist ein Upload nur vom Gerätespeicher aus möglich, ein direkter Zugriff etwa auf die eigene Dropbox oder das Google Drive wie in Todoist gibt es bisher nicht.
Eine besondere Rolle fällt wie zu erwarten dem eigenen Blutsverwandten zu: Twist spielt besonders gern mit Todoist zusammen. Ein Mausklick genügt, um einen Thread oder einzelne Posts als Aufgabe in die To-do-Liste zu übertragen. Das Projekt, Etiketten, Priorität und natürlich das Fälligkeitsdatum nebst Erinnerung können Sie direkt in Twist festlegen – komfortabler geht es wohl nicht.
Portfolio (fast) komplett
Besonders für Apple-Nutzer ist die Programmwelt vom Start weg erfreulich rund: Neben einem Desktop-Client für den Mac stehen mobile Apps für iPhone und iPad bereit – fehlt eigentlich nur noch eine Umsetzung für die Apple Watch zumindest für Notifikationen und Schnellantworten innerhalb von Threads. Natürlich muss eine Kommunikationsplattform aber so viele Plattformen wie möglich umfassen: Eine Version für Android-Smartphones ist bereits verfügbar, eine Windows-Variante sollte bald vorliegen. Wer keinen Wert auf native Programme legt, kann Twist zudem schon jetzt vollumfänglich im Webbrowser seiner Wahl nutzen.
Fazit
Für unseren Test nutzten wir Twist in der Version 0.15. Dieser frühe Vogel weiß aber bereits jetzt erstaunlich gut zu gefallen. Die konsequente Kanalisierung aller Nachrichten und Teamdiskussionen in Threads macht die Kommunikation ungemein übersichtlich. Wissen die Entwickler ihre zu Recht mit Todoist erlangte Fangemeinde zu aktivieren, wächst hier zumindest eine sehr starke Alternative, vielleicht sogar eine ernsthafte Konkurrenz für Slack in einem Markt heran, dessen Kuchenteile noch längst nicht aufgeteilt sind.
Twist-Chef Amir Salihefendic: „Twist macht nicht süchtig!“
Amir, Twist betritt einen jungen, aber bereits heiß umkämpften Markt. Was hebt das Programm von seinem Hauptkonkurrenten Slack ab?
Slack ist ein fantastisches Produkt, gar keine Frage. Das Problem ist aber nicht Slack als Programm selbst, sondern vielmehr das Kommunikationsmodell, das es repräsentiert. Slack hält Nutzer zu sofortigen Antworten an. Sie müssen also immer Angst haben, etwas zu verpassen und daher immer online sein. All dies produziert eine Kultur, die ständige Erreichbarkeit über gute Arbeit stellt. Da wundert es nicht, dass Slack-Nutzer laut einem Artikel im „Time“-Magazin durchschnittlich zehn Stunden am Tag in der App verbringen.
Ich glaube daher, dass asynchrone Kommunikation die Zukunft für eine ebenso produktive wie gesunde Teamarbeit darstellt. Twist stellt Ergebnisse über Erreichbarkeit. Ich sehe Twist daher als Teil einer weltweiten Rückbesinnung auf gehaltvolle Arbeit.
Das sind hohe Ziele …
Klar, aber schauen wir uns mal die wirkliche Produktivität in unserer heutigen Welt an, merken wir, dass da etwas komplett falsch läuft. Statt durch moderne Technik immer produktiver zu werden, ist das Gegenteil der Fall. Der Grund dafür liegt im Suchtverhalten, das unseren Umgang mit Technik bestimmt. Dadurch verlernen wir, uns zu konzentrieren und wirklich wertige Ergebnisse zu erzielen. Mit Twist wollen wir daher ein Werkzeug erschaffen, das eine bessere Kommunikation ermöglicht , ohne Stresssüchtige zu erzeugen.
Das klingt, als sei Twist vor allem das Ergebnis eigener Anforderungen, Bedürfnisse und Erfahrungen.
Doist ist eine „Remote-Company“, unsere Mitarbeiter arbeiten also von verschiedenen Teilen der Welt aus. Aus Todoist wurde 2011 eine Vollzeitbeschäftigung, und als unser Team langsam größer wurde, wuchsen auch die damit bedingten Herausforderungen an die Kommunikation über verschiedene Zeitzonen hinweg. Wir versuchten diese Probleme mit Slack in den Griff zu bekommen. Das Ergebnis: Slack entpuppte sich als eine gleichsam intransparente wie unproduktive Art und Weise, um fünfzig Leute in zwanzig Ländern miteinander zu verbinden. Da wir zu keinen befriedigenden Lösungen kamen, fassten wir den Vorsatz, ein gänzlich neues Werkzeug für die Teamkommunikation zu schaffen, das sich auf ruhige, organisierte und produktive Kommunikation konzentrieren sollte.
Wann startete die Entwicklung?
Vor zweieinhalb Jahren. In dieser Zeit haben uns fast 10.000 Betatester geholfen, Twist zu verbessern, sodass wir die App nun öffentlich machen können.
Werden Twist und Todoist noch weiter zusammenwachsen?
Das ist sogar eines der wichtigsten Ziele für die fortschreitende Entwicklung von Twist. Wir betrachten Twist und Todoist tatsächlich als ein Ganzes, als ultimatives gemeinsames Kollaborationswerkzeug für die Verwaltung von Aufgaben und Kommunikation.
Twist verwaltet seine Kommunikation in Threads. Slack macht dies seit Kurzem ebenfalls möglich.
Die Thread-Implementation in Slack ist zwar okay, ich bezweifle jedoch, dass sie den Ansatz des Programms wirklich verändert. Die Kommunikation in Threads ist nichts, was man irgendwie nachträglich anflicken sollte – diese Philosophie muss vielmehr von Anbeginn der Entwicklung den Kern des Gesamtprodukts ausmachen. Wir haben Twist um die themengebundene Kommunikation herum gebaut. Gute Threads ermöglichen die sorgfältige Entwicklung von Ideen und erzeugen ein wertvolleres Feedback darauf.
Twist beinhaltet bereits seinen ersten Chatbot. Was ist damit möglich?
Wir sind von der Entwicklung artifizieller Intelligenz sehr fasziniert. Im vergangenen November veröffentlichten wir etwa die Funktion „Smart Schedule“ für Todoist, die Vorschläge zur Neuplanung von Aufgaben macht. Unser erster Bot Ada soll zum echten Helfer für Twist-Nutzer gedeihen. Wir „unterrichten“ ihn dahin, dass er eine Schlüsselrolle im Kommunikationsfluss spielt.
Vielen Dank und alles Gute für Twist!
„Twist macht nicht süchtig!“
… ist Erfinder der Aufgabenverwaltung Todoist, die er ab 2007 zunächst als Nebenprojekt neben der in Asien nach wie vor sehr erfolgreichen Microblogging-Plattform Plurk betrieb. Inzwischen bedient Todoist laut Unternehmensangaben weltweit über 8 Millionen Nutzer – und gedieh zur Vollzeitbeschäftigung. Das Entwicklerunternehmen Doist beschäftigt mittlerweile über 50 Mitarbeiter. Amir Salihefendic wurde in Bosnien geboren und kam mit sechs Jahren als Flüchtling nach Dänemark.
www.doist.com
Produktname | Twist |
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Hersteller | Doist |
Webseite | twistapp.com |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | macOS, iOS, Android, Web |
1,7gut |
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