Sirenensignale – was früher selbstverständlich war sorgt heute bei vielen eher für ein verständnisloses Kopfschütteln. Denn kaum jemand kennt die Bedeutung der verschiedenen Sirenensignale für den Zivilschutz im Katastrophenfall. Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde das Zivilschutz-Sirenen-Netz als obsolet eingestuft und Schritt für Schritt zu großen Teilen abgebaut.
Seit einigen Jahren warnen in Deutschland inzwischen mehrere Apps vor drohenden Gefahren und bieten zudem wichtige Verhaltenshinweise. Wir stellen Ihnen zwei dieser Warn-Apps genauer vor.
Wetter und andere Katastrophen
In Deutschland fehlt ein einheitliches Warnsystem für den Bevölkerungsschutz in Gefahrensituationen und Sirenensignale bedeuten bundesweit nicht überall das Gleiche, allerdings informiert der durchdringende Warnton der Sirene zweifellos fast alle Einwohner in dem betroffenen Gebiet. Allerdings weiß nicht jeder, was das abgesetzte Sirenensignal bedeutet und welche Verhaltensmaßnahmen denn bei diesem Warnton zu ergreifen sind.
Zudem kommt die Tatsache, dass es nicht mehr überall in Deutschland überhaupt Sirenen gibt und so erfolgt die Alarmierung der Bürger durch verschiedene Mittel.
Apps ersetzen nicht die lokalen Anweisungen von Behörden, Polizei oder Einsatzkräften. Ihnen ist weiterhin unbedingt Folge zu leisten. Smartphone-Anwendungen dienen lediglich als Ergänzung bei der Alarmierung der Bevölkerung. Eine zeitliche Verzögerung bei der Warnung durch Push-Nachrichten ist durchaus möglich.
Auch hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die Apps nicht immer zuverlässig und rechtzeitig warnen. Allerdings hängt dies auch mit den jeweiligen Behörden, die die Warnung herausgeben, zusammen.
Es darf heutzutage durchaus angezweifelt werden, ob Warnungen, die das laufende Radio- oder Fernsehprogramm unterbrechen, noch die gleiche Reichweite wie vor 30 Jahren haben. Rund 49 Millionen Menschen in Deutschland nutzten im vergangen Jahr ein Smartphone, 2010 lag der Anteil nur knapp 8,4 Millionen.
Gab es früher nur drei tagesaktuelle Medien (Tageszeitung, Fernsehen und Radio), so hat sich das Medienspektrum in den letzten Jahren vervielfacht. Hier knüpfen spezielle Warn-Apps an, die quasi als digitale Sirenen die Nutzer alarmieren und warnen wollen. Neben reinen Wetter-Apps wie zum Beispiel die Unwetter-App AlertsPro - Unwetterzentrale.de und WarnWetter, die App des Deutschen Wetterdiensts, gibt es auch spezielle Warn-Apps wie Nina, Katwarn und Biwapp, die in Gefahrensituationen durch Push-Nachrichten oder Alarmtöne warnen.
In Gefahrensituationen gilt jedoch immer, dass Sie ein Rundfunkgerät einschalten sollten und auf Durchsagen achten. Wenn Sie in einem Gebiet mit besonderem Gefahrenpotenzial leben und dort noch Warnsirenenanlagen vorhanden sind, gibt es bestimmte Sirenensignale. Die Bedeutung dieser Sirenensignale erfahren Sie zum Beispiel bei Ihrer Stadtverwaltung. Teilweise hat dieses Sirenensignal auch, je nach dem örtlichen Gefahrenrisiko, eine spezielle Bedeutung. So kann der Warnton bedeuten, dass Sie sofort Türen und Fenster schließen sollten, den Aufenthalt im Freien vermeiden sollten und Ihr Radio oder Lokalfernsehen einschalten und auf Durchsagen achten sollten.
Warnung der Bevölkerung
Es ist die Aufgabe der Städte, Gemeinden und Kreise, die Bevölkerung über drohende Gefahrensituationen oder akute Schadensereignisse zu informieren. Auch fällt die Aufforderung der Bevölkerung, im Notfall bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, in den Aufgabenbereich der Verwaltung. Wie diese Informationsübermittlung allerdings vonstatten geht, das liegt ganz in der Hand des jeweiligen Bundeslandes.
Ob nun das Ministerium für Inneres als einziges Organ Warnungen mitteilen darf, oder ob dies den Kreisen, Städten, den kreisfreien Städten oder den Gemeinden obliegt, ist nicht immer klar. Wie Sie sehen, in der Bundesrepublik ist der Zivilbevölkerungsschutz nicht eindeutig zugewiesen. So kommt es, dass sich manche Gemeinden und Kreise für das Katastrophenwarnsystem Katwarn entscheiden und für die Informationsübermittlung an ihre Einwohner auf die privat betriebene Software setzen.
Die Kosten für die Teilnahme an Katwarn belaufen sich einmalig auf 15.000 Euro und dann jährlich weitere 3.000 Euro. Für viele hochverschuldete Kommunen ist dies schon zu viel. Die Warn-App Nina hingegen wird vom Bund betrieben und ist Teil des sogenannten Modularen Warnsystems (MoWaS). Teilnehmende Gemeinden und Städte sind allerdings je nach Bundesland darauf angewiesen, dass die zuständige Behörde die Notfallwarnung herausgibt, damit dann auch Nutzer der Warn-App Nina diese als Push-Nachricht auf Ihrem Smartphone erhalten und sich im Gefahrenfall richtig verhalten.
Warnung mit Sirenen
Wer vor einer Gefahrensituation gewarnt werden soll, der muss erst einmal auf diese aufmerksam gemacht werden und so geht der Informationsübermittlung an den Bürger das Aufmerksammachen voraus. Bisher hat noch keine Technik den Wirkungsgrad von Sirenen erreicht. Besonders der sogenannte „Weckeffekt“ in der Nacht ist hoch.
Allerdings ist die Wiederanschaffung und Wartung von Hochleistungssirenen teuer. Zudem kommt, dass die meisten Menschen bei Sirenensignalen eher an Probealarm oder an die Alarmierung der Feuerwehr denken.
In Gebieten, in denen keine Sirenen mehr vorhanden sind, müssten die Menschen nach dem Aufbau der Sirenen erst wieder an die Bedeutung der Signale herangeführt werden.
Digitalisierung rettet Leben – Zumindest in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Japan. Zur Warnung und Vermittlung von Verhaltensanweisungen in Katastrophenfällen erhalten Bürger behördliche Meldungen direkt auf ihr Mobilfunkgerät. Mit iOS 6 wurde 2012 in das Betriebssystem des iPhones ein Notfallwarnsystem integriert. In Japan wurde diese Funktion schon 2011 mit iOS 5 ausgerollt. Nutzer bekommen so, wenn Sie diese Funktion nicht abgeschaltet haben, Meldungen zu Notfällen auch ohne Extra-App. Hierfür arbeiten Behörden und Mobilfunkanbieter zusammen und nutzen Cell-Broadcast-Technologie, um an jeden Mobilfunknutzer in der Gefahrenzone eine Warnung per SMS zu schicken.
In den USA kommen dabei WEA, Wireless Emergency Alerts, zum Einsatz und warnen vor Blizzards oder Tornados oder bei Kindesentführungen, den sogenannten AMBER Alert. Direkt vom Präsidenten ausgegebene Benachrichtigungen können übrigens nicht abgeschaltet werden, allerdings gab es bisher noch keine. Mit dem Update auf iOS 10 gab es kurzzeitig Probleme mit den Notfallbenachrichtigungen und einigen Mobilfunkbetreibern. Apple behob das Problem jedoch schnell.
In Japan werden Warnungen zu Erdbeben, Tsunamis oder anderen Gefahrensituationen vom nationalen Wetterdienst und der japanischen Regierung herausgegeben. Erdbebenfrühwarnungen werden möglichst zeitnah nach dem Auftreten signifikanter Erdstöße ausgegeben.
Eine Einführung der iOS-Notfallwarnungen in Deutschland ist quasi ausgeschlossen. Die Cell-Broadcast-Technologie ist in Deutschland zudem nicht mehr in UMTS- und LTE-Netzen implementiert. Die deutschen Mobilfunkbetreiber haben allerdings die Cell-Broadcast-Technologie auch vorher kaum genutzt.
Fazit
Für welche App man sich entscheidet, hängt auch davon ab, welchen Warndienst die jeweilige Stadt, Gemeinde oder der Landkreis für die Verteilung von lokalen und überregionalen Notfallwarnungen nutzt.
Für Katwarn finden Sie einen Überblick auf der Webseite www.katwarn.de. Welche Gebiete die Warn-App Nina abdeckt, erfahren Sie auf der Seite des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unter www.bbk.bund.de.
Für den Ernstfall sollten Sie jedoch ein batteriebetriebenes Radio bereithalten.
Katwarn
Bereits seit 2011 gibt es mit Katwarn ein SMS- und E-Mail-Katastrophenwarnsystem für angemeldete Nutzer. Seit Ende 2012 steht Katwarn auch im App Store kostenlos zum Download bereit. Die Katastrophen-Warn-App wurde vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS im Auftrag des Verbandes der öffentlichen Versicherer entwickelt. Auch Katwarn fragt nach der Installation um Erlaubnis, Mitteilungen senden zu dürfen. Danach folgt eine kurze Einführung.
Tippen Sie auf den Menü-Button, um zu den Einstellungen zu gelangen. Um Warnungen für mehrere Orte zu abonnieren, gehen Sie im Menü auf „Orte“ und tippen Sie oben links auf den Plus-Button. Um Warnungen für Ihren aktuellen Standort zu erhalten, müssen Sie die Funktion Schutzengel aktivieren. Nicht alle Städte, Gemeinden und Kreise nutzen Katwarn, bundesweit gibt es allerdings Unwetterwarnungen, die vom Deutschen Wetterdienst ausgestellt werden. Bei einer Warnmeldung erklingt ein schriller Sirenenton und der betroffene Bereich wird auf der Kartenübersicht farblich markiert und die Gefahr mit Symbolen wie Feuer oder Chemieunfall angezeigt. Durch Tippen erhalten Sie Detailinformationen.
System: iOS 6 oder neuer
Pro: minimalistisch
Contra: geringe Verbreitung
Bedienung (25 %): 2,0
Layout (25 %): 2,5
Einstellungen (25 %): 2,5
Umfang (25 %): 3,0
Note: 2,5
Fazit: Katwarn ist sehr minimalistisch und noch nicht überall im Einsatz.
Nina
Die offizielle App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kurz BKK, hört auf den Namen Nina und soll im Katastrophenfall die Nutzer informieren und warnen. Nina steht dabei für Notfall-Informations- und Nachrichten-App. Seit 2015 steht die App kostenlos im App Store zum Download bereit.
Nach dem Öffnen fragt Sie die App, ob die Anwendung Ihnen Mitteilungen senden darf. Danach startet eine kurze Einführung über die verschiedenen Funktionen der App. Fügen Sie einen Ort oder mehrere Orte hinzu, für die Sie Warnmeldungen erhalten möchten. Dafür klicken Sie oben rechts auf den Plus-Button. Drei verschiedene Icons (Bevölkerungsschutz-Warnungen, Wetterwarnungen und Hochwasserinformationen) zeigen an, ob eine Meldung für den Ort vorliegt. Um die Meldung zu lesen, tippen Sie auf die Warnung. Unter „Einstellungen“ können Sie die Benachrichtigungen auf Ihre Bedürfnisse einstellen. Sie können konfigurieren, wozu und ab welcher Warnstufe Sie eine Push-Benachrichtigung erhalten.
Im Hauptmenü unter dem Reiter „Notfalltipps“ finden Sie Informationen, wie Sie sich in Gefahrensituationen verhalten sollen.
System: iOS 8 oder neuer
Pro: Zusätzliche Infos, Einstellbarkeit
Con: etwas überladen
Bedienung (25 %): 1,5
Layout (25 %): 1,5
Einstellungen (25 %): 1,2
Umfang (25 %): 1,2
Note: 1,3
Fazit: Nina überzeugt durch eine sehr gute Bedienbarkeit und durch den Funktionsumfang.
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Falsch! Es werden Sirenen wieder aufgebaut!
Aufgrund der politischen Probleme, des aktuell andauernden kalten Krieges über unseren Köpfen zwischen Nord und Ostsee, Deutschland und Russland, werden wieder aktuell flächendeckend Sirenen aufgebaut.
Alleine im Landkreis Cuxhaven wurden alle Sirenen wieder aktiviert und erneuert. Zudem gab es mehrere Probeläufe, es gehen nun stimmliche Durchsagen und es wurden Zettel überall verteilt, was die töne zu sagen haben.
Der Krieg steht uns bevor, die Regierung hat keine Ahnung wie sie uns warnen soll (Radios, TVs, Feuermelder ...) und deshalb handeln die Landkreise nun wieder!
DU Kasper - mach doch hier keine Pferde scheu...;-)))
Endlich mal ein richtig gut recherchierter und die Möglichkeiten der Apps aufzeigender Artikel!!!
Einige der "sogenannten" etablierten Blätter und deren Online-Ausgaben haben sich da mit wenig Ruhm bekleckert!
Ich nutze zwar kein iOS sondern Android nutze die Apps aber auch. Zum einen weil ich in NRW arbeite, aber in RLP lebe und zum anderen weil NINA auch theoretisch Warnungen des Bundes wiedergeben könnte.
Speziell bei Android kommt es allerdings vor, dass die Apps schon mal klemmen. Insebsondere NINA hatte da immer mal wieder Probleme.
Bei KATWARN liegt in meinen Augen das komplexere System vor, da hier auf Gemeinde-Ebene gewarnt wird. NINA warnt auf Kreis-Ebene (aktuell auch noch bei den Wetterwarnungen des DWD).
Außerdem funktioniert (meines Wissens) bei NINA noch nicht, dass wenn man von einem nicht bewarntem Gebiet in ein bewarntes fährt, dass dann der Push kommt. Das ist bei KATWARN schon vorhanden.
Nichts desto Trotz zwei gute Systeme, die sich gut ergänzen. KATWARN hat überdies den Vorteil, dass auch noch eine SMS-Anmeldung zusätzlich zur APP möglich ist. Auch da hinkt NINA noch hinterher und wird diesbezüglich wohl auch im Hintertreffen bleiben, da man das beim BBK hier wohl aus Kostengründen nicht vorsieht.
In meinen Augen ein Fehler, denn da wo mobiles Internet nicht mehr funktioniert, würde eine SMS noch funktionieren.
Das Wahl der Mittel muss sein: soviele Kanäle wie möglich zu haben! Dazu gehören auch die Sirenen, die aber NICHT in jedem Kreis vorgesehen sind. Mein Heimatkreis wartet auf eine Lösung des Bundes/Landes! Die meisten Feuerwehrsirenen können überdies die Katastrophenschutzsignale nicht mehr!
Wie dem auch sei: exzellenter Artikel!!!!
Jens Roth