Schaut man sich in einem beliebigen Computerspielgeschäft um, so stößt man unweigerlich schon nach kurzer Zeit auf einen der unzähligen Simulationen. Und ja, es gibt die abstrusesten Dinge. Ein Landwirtschafts-Simulator etwa für den Trecker-Affinen, bei dem man diverses landwirtschaftliches Gerät über digitale Äcker bewegen soll. Wintersportfreunde erfreuen sich eventuell am Skiregion-Simulator, bei dem man nicht etwa Ski fährt, sondern die entsprechenden Pisten präparieren soll. Für jede noch so abwegige Vorliebe scheint es einen Simulator zu geben: Camping-Manager, Spezialtransporte, Busse, Sonderfahrzeuge, Rettungswagen, Steinbrüche, Angeln.
Kopfschüttelnd geht man am Regal lang. Ob es auch etwas Maritimes gibt, man lebt ja an der Küste? Das Mac-Angebot ist eher dünn, aber hier: Der Binnenschiff-Simulator. Naja, Meer ist es zwar nicht, aber der Rhein. Immerhin. Ein richtiger Fluss, von dem man auch noch selbst kommt.
Nach der Installation gestartet: Ein Wasserplätschern, der Blick von der Brücke eines Binnenschiffes, Frachter, der am Kai liegt. Den Motor anwerfend, ein sonores Dieseltuckern quillt aus den Boxen. Anker gelichtet und los geht es. Gemächlich setzt sich der Kahn in Bewegung. Ablegen will gelernt sein, dank zweier Bugstrahlruder ist das aber bald bewerkstelligt. Der erste Auftrag: Nach Duisburg, Fracht abholen. Gemächlich tuckert man rheinaufwärts. Ab und an ein Schiff, das entgegenkommt oder überholt werden muss.
Klingt langweilig? Ist es aber komischerweise nicht. Ganz im Gegenteil, es ist sogar ziemlich entspannend und ganz angenehm. Am Anfang ist das träge Fahrverhalten des Schiffes eine überraschende Herausforderung. „Vorausschauend fahren“, was man in der Fahrschule zwanzigtausendmal vorgesagt bekam – hier ist es von Vorteil. Denn in den ersten Biegungen muss man direkt aufpassen, das Schiff nicht ans Ufer zu setzen, die bedrohlich schnell nahekommen. Dann der Bug dreht in Richtung Flussmitte. Geschafft. Beim nächsten Mal also früher das Ruder einschlagen.
Die Aufträge selbst sind recht gleichförmig, aber je nach Schiffstyp unterschiedlich. Schade ist allerdings, dass sich nicht alle Typen von Beginn an auswählen lassen, erst erspielte Erfahrungspunkte lassen einen Wechsel zur Fähre, zum Ausflugsschiff oder zum Schubverband zu. Für Leute, die unbedingt Spielmotivation brauchen, eine sinnvolle Sache. Für Gelegenheitsspieler eher störend. Befahren kann man den Rhein von der Mainmündung bei Frankfurt am Main bis zur holländischen Grenze, viele Bauten, Brücken und Stadtansichten wurden als 3D-Ansichten im Spiel umgesetzt. Die Strecke, die gefahren werden kann, mutet zwar recht kurz an, angesichts der Geschwindigkeit ist das aber gut vertretbar. Wem die Strecken zwischen zwei Häfen zu lange werden, der kann die Zeit auch beschleunigen. Bei Nacht und spärlicher Beleuchtung wird dann schon fast wieder ein Action-Spiel aus dem Simulator.
Grafisch ist das Spiel ganz in Ordnung, nicht sonderlich aufregend, aber auch nicht übermäßig hässlich. Die Schiffe selbst sind gut simuliert, auch wenn das Auflaufen auf Grund doch sehr unrealistisch daherkommt. Die Bewegungen und die Steuerung sind aber recht gut gelöst. Das Aufnehmen und Löschen der Ladung kann man entweder automatisiert ablaufen lassen oder selbst erledigen, man hat hier quasi ein kleines Mini-Spiel mit integriert. Baggersimulator light sozusagen.
Fazit
Und so ertappt man sich selbst als nicht-Simulator-affiner Mensch dabei, dass man den Binnenschiffsimulator ganz gerne mal spielt. Nach der Arbeit etwa, nach Terminen. Ein Spiel, das entschleunigt. Mal was anderes. Und gar nicht so schlecht.
Produktname | Schiff-Simulator 2012: Binnenschifffahrt |
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Hersteller | astragon Software GmbH |
Preis | 19,99 € |
Webseite | http://www.astragon.de |
Systemvoraussetzungen | OS X 10.6.6 oder neuer |
2gut |
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Habe das Spiel seit 2012 auf meinem Mac. Prima zum runter kommen oder nebenbei laufen lassen. Mit 12 Knoten von Koblenz nach Duisburg kann sich hinziehen. Richtig laune macht es die Schiffe selber mit dem Kran im Hafen zu löschen bzw. zu beladen.