On-Ear-Klassiker generalüberholt

Beats Solo 4 im Härtetest: Lohnt sich der Kauf?

Seit der Übernahme durch Apple im Jahr 2014 sind Beats-Produkte eng mit iPhone und Co. verknüpft, verstehen sich aber auch auf Android. Mit den Beats Solo 4 legt das Unternehmen nun einen seinen Klassiker neu auf. Doch fällt ein On-Ear zum Preis von 230 Euro nicht ein wenig aus der Zeit?

Von   Uhr

Beats ist als Marke hauptsächlich durch die Zusammenarbeit mit Musik- und Sportgrößen und in erster Linie natürlich für seine markanten Kopfhörer bekannt. Klanglich lange als zu brachial und unausgewogen aufspielend ebenso berühmt als auch berüchtigt, ist Beats inzwischen in der gehobenen Mittelklasse angekommen – preislich war das Unternehmen dort ohnehin schon immer zu Hause, aber ist dort inzwischen auch klanglich beheimatet.

Beats Solo 3+1

Die Beats Solo 4 kommen in einer plastikfreien Verpackung.
Die Beats Solo 4 kommen in einer plastikfreien Verpackung. (Bild: Stefan Molz)

Der Beats Solo 4 baut auf der akustischen Plattform seines Vorgängers auf. Sie sind typische On-Ear-Kopfhörer, liegen also direkt auf den Ohren auf und werden durch einen verstellbaren Bügel über dem Kopf gehalten. Im Vergleich zu In-Ear-Modellen bieten sie einen reicheren Klang und eine bessere Basswiedergabe, ohne jedoch so groß und schwer wie Over-Ear-Kopfhörer zu sein. Das heißt: Die Beats Solo 4 behalten ihre kompakte Größe bei, mit lediglich 217 Gramm sind sie einer der leichteren Kopfhörer auf dem Markt und damit im besten Sinne des Wortes „tragbar“. Dennoch können sie bei längerem Tragen der weichen Ohrpolster zum Trotz Druck auf die Ohren ausüben, was als unangenehm empfunden werden kann. Dass sich das Kunstleder der Ohrpolster angenehm anfühlt und in ihrem Inneren der gleiche Memoryfoam wie auch im teureren Studio-Pro-Modell zum Einsatz kommt, ändert daran leider nichts.

Mehr getan hat sich akustisch. Die Treiber der Beats Solo 4 wurden weiterentwickelt, was in einer verbesserten akustischen Architektur resultiert. Höhen klingen präzise, bei hohen Lautstärken kommt es zu weniger Verzerrungen. Das macht die Solo 4 zu einem guten Alleskönner mit Stärken in den Genres Pop, Rock und Hip-Hop im weiteren Sinne. Sie definieren sich durch ihren unaufgeregten, vollen Klang.

Pluspunkte gibt es zudem dafür, dass sich die neuen Beats nicht nur kabellos per Bluetooth mit einem Zuspieler verbinden lassen, sondern auch über ein klassisches Miniklinkenkabel und, das ist neu, mit einer USB-C-Strippe. Letztere erlaubt die Wiedergabe von verlustfrei kodiertem, hochauflösendem Audio; als Bonus lädt der Kopfhörer zudem beim Hören via USB-C Musik auch gleich auf.

Dank seiner Auslegung als passiver Kopfhörer ist ein leerer Akku aber nicht das Ende des Musikgenusses. Über das Miniklinkenkabel lässt sich auch mit einem „leeren“ Solo 4 weiter Musik hören. Tatsächlich muss sich um dieses Szenario aber kaum jemand sorgen, denn das neue Solo-Modell kommt mit einer auf bis zu 50 Stunden verbesserten Akkulaufzeit. Wie gehabt reicht dabei ein kurzer Ladestopp für stundenlange kabellose Freiheit: Eine schnelle zehnminütige Aufladung resultiert in 5 Stunden Wiedergabezeit.

Im Lieferumfang der Beats Solo 4: Ein Miniklinkenkabel sowie ein USB-C-Kabel. Letzteres dient nicht nur dem Aufladen des Kopfhörers, sondern ermöglicht auch die die Wiedergabe von verlustfrei kodiertem hochauflösendem Audio.
Im Lieferumfang der Beats Solo 4: Ein Miniklinkenkabel sowie ein USB-C-Kabel. Letzteres dient nicht nur dem Aufladen des Kopfhörers, sondern ermöglicht auch die die Wiedergabe von verlustfrei kodiertem hochauflösendem Audio. (Bild: Stefan Molz)
Folgerichtig finden sich auch zwei Buchsen an den Beats Solo 4. 
Folgerichtig finden sich auch zwei Buchsen an den Beats Solo 4.  (Bild: Stefan Molz)
Mit im Karton steckt eine einfache Nylontasche, Fans der Marke erfreuen sich zudem an zwei mitgelieferten Aufklebern.
Mit im Karton steckt eine einfache Nylontasche, Fans der Marke erfreuen sich zudem an zwei mitgelieferten Aufklebern. (Bild: Stefan Molz)

Ein Weltengänger

Während sich Apple mit seiner AirPods-Produktlinie ausschließlich an Apple-Anwendende richtet, gelingt Beats der Spagat zwischen den Welten: Die Beats Solo 4 integrieren sich sowohl in Apple- als auch Android-Systeme. Mit der einfachen systemseitigen One-Touch-Verbindung und Funktionen wie Apples „Wo ist“-Integration oder Googles „Find My Device“-Anbindung, steht Beats mit an der Spitze des Marktes für Kopfhörer mit sowohl für Apple- als auch Android-optimierter Konnektivität. Apple-Anwenderinnen und Anwender können zudem von erweiterten Vorteilen wie der Aktivierung von Siri und der Audio-Sharing-Funktion profitieren. Überdies wird personalisiertes 3D-Audio unterstützt. Die Beats Solo 4 bieten vollständige Kompatibilität mit Apples virtuellem Raumklangsystem und ermöglichen ein immersives 360-Grad-Klangerlebnis – entsprechende Inhalte sind in der Musik-App mit „Dolby Atmos“ gekennzeichnet. Ferner ermöglicht die im Solo 4 verbaute Sensorik eine Bewegungsverfolgung des Kopfes. Im Ergebnis heißt das, dass der Ton auf Wunsch in Bezug auf die Position des eigenen Kopfes verschoben wiedergegeben wird.

Nicht jeder Kopfhörer taugt auch zum Telefonieren. Der Solo 4 hinterlässt indes bei dieser unter „Kür“ laufenden Disziplin einen erstaunlich guten Eindruck – für die Trägerin oder Träger ohnehin, vor allem aber auf der Gegenseite. Statt klassischer analoger Mikrofone kommen im neuen Solo miniaturisierte digitale Mikrofone zum Einsatz, die im Ergebnis eine klarere Sprachübertragung als noch beim Vorgänger bieten.

Die Bedienung indes ist wie gehabt eher pragmatisch gelöst. Das zentrale Bedienelement ist die große B-Taste an einer der Hörmuscheln, die multifunktional Musik und Anrufe steuert und die Sprachassistenz aktiviert. Letzteres funktioniert alternativ auch auf Zuruf mit einem „Hey Siri!“.

Die Beats Solo 4 sind gute On-Ear-Kopfhörer, die sauber und präzise aufzuspielen vermögen. Ihre Akkulaufzeit beeindruckt, der Tragekomfort ist hoch und die weitreichende Integration nicht nur in die Apple-Systemwelt, sondern auch in Android-Systeme ein dicker Pluspunkt. Dennoch: 230 Euro sind ein stolzer Preis für einen Kopfhörer ohne aktive Geräuschunterdrückung.

Testergebnis
ProduktnameBeats Solo 4
HerstellerBeats
Preis229,95 Euro
Webseitehttps://beatsbydre.com
Pro
  • gute Klangqualität über verschiedene Verbindungsmöglichkeiten hinweg, lange Akkulaufzeit von bis zu 50 Stunden, hoher Tragekomfort dank schlankem Design und leichtem Gewicht
Contra
  • hoher Preis im Vergleich zur Konkurrenz, keine aktive Geräuschunterdrückung
Bewertung
2,0 gut

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Beats Solo 4 im Härtetest: Lohnt sich der Kauf?" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Zum Verfassen von Kommentaren bitte mit deinem Mac-Life-Account anmelden.

oder anmelden mit...