Streaming-Dienste wie Spotify, SoundCloud und Google Play Music sind eine feine Sache, stellen sie doch eine nahezu unerschöpfliche Quelle für das Hören von Millionen von Songs und Alben bereit. Noch schöner wäre es, wenn man sie untereinander kombinieren könnte, um zusammen mit der eigenen Musiksammlung eine (fast) komplette Bibliothek aus aktuellen Hits und Klassikern per Suchfunktion zu erschaffen. Das scheitert aber an der Konkurrenz der Anbieter, und so sind einzelne Playlisten zumeist nur über Umwege zu synchronisieren.
Die Musikplayer Tomahawk und Clementine wollen diesen Missstand beenden. Beide Programme stehen unter einer freien Lizenz kostenlos zur Verfügung und verfolgen ähnliche Ansätze. Während das Hauptaugenmerk von Tomahawk klar auf der Integration unterschiedlichster Online-Anbieter und Streaming-Dienste liegt, will Clementine einen möglichst kompletten Player abliefern, der das Beste aus der On- und Offline-Welt zusammenführt.
Test: Tomahawk
Der Open-Source-Player Tomahawk ist bereits seit 2011 in der Entwicklung und bekam mit der aktuellen Version 0.8 ein komplett neues Aussehen, das entfernt an iTunes angelehnt scheint. Das auch für Windows- und Linux-PCs erhältliche Programm ist modular erweiterbar und nimmt per mitgelieferten Plug-ins Kontakt zu den digitalen Musikarchiven unterstützter Streaming-Anbieter auf.
Fast noch interessanter ist der soziale Aspekt der Software: Tomahawk kann auf die geöffneten Musiksammlungen von Freunden zugreifen, um diese abzuspielen und Empfehlungen zu teilen. So wird das Musikhören zum gemeinsamen Erlebnis – vorausgesetzt, Sie missionieren genügend Ihrer Freunde zu Tomahawk.
Music Community
Wer den Einstellungsdialog von Tomahawk öffnet, wird sicherlich von der umfangreichen Sammlung an Erweiterungen beeindruckt sein. Diese stellen nicht nur die Schnittstellen zu den unterschiedlichen Streaming-Anbietern bereit, sondern sorgen auch für das „Scrobbeln“ der aktuell gespielten Lieder an den Protokolldienst Last.fm und die Verbindung zur Musik-Community Hatchet. Diese stammt ebenfalls aus der Feder der Tomahawk-Entwickler und will Musikliebhaber unabhängig von deren Streaming-Präferenz zusammenführen. Die Anmeldung sollte vermeintlich unkompliziert vonstatten gehen, in unserem Test verweigerte die Webseite jedoch das Anlegen der Nutzerdaten, um sich dann mit dem entsprechenden Plug-in innerhalb von Tomahawk trotzdem zu verbinden – höchst merkwürdig. Hatchet dient auch als Cloud-Dienst, um zum Beispiel die Synchronisation von Wiedergabelisten mit dem Smartphone zu übernehmen – leider liegt die entsprechende App bisher nur in einer Betaversion für Android vor.
Unterstützte Online-Dienste:
- Spotify
- Google Play Music
- Amazon Music
- Deezer
- Tidal
- SoundCloud
- Bandcamp
- Last.fm
- Hype Machine
- Official.fm
- Rhapsody
- Billboard
- Jamendo
- Ampache
- iTunes
- ownCloud
- Jabber
- Subsonic
- Metacritic
Eine weitere unangenehme Überraschung hielt die Verbindung mit einem Google-Konto bereit: Zwar klappte diese zunächst problemlos, provozierte aber eine warnende E-Mail von Google, die auf den Zugriffsversuch einer App hinwies, „die die modernen Sicherheitsstandards nicht erfüllt“. Das besonders im Open-Source-Markt so geschätzte digitale Vertrauen geht anders. Der Grund für diese Verweigerung könnte in der immerhin ein Jahr zurückliegenden Aktualisierung von Tomahawk liegen – wahrscheinlich erfüllt man mittlerweile einfach nicht mehr alle von Google geforderten Standards.
Streaming-Dienste
Das Angebot an Streaming-Diensten stimmt froher: Neben dem Branchenprimus Spotify findet auch Google Play Music Anschluss – allerdings nur für deren Abonnenten, was jedoch an den API-Voraussetzungen der Anbieter liegt. Zu gefallen weiß auch die Anbindung von YouTube – schließlich ist der Videodienst der geheime Marktführer gerade unter jungen Leuten. Wer auch auf Eigenproduktionen Wert legt, wird sich über die Einbindung von SoundCloud und Jamendo freuen.
Leider finden sich auch einige „Karteileichen“ in der Plug-in-Übersicht: Rdio musste bereits im vergangenen Jahr Konkurs anmelden, Beats Music ist bekanntlich in Apple Music aufgegangen. Die mittlerweile veraltete Erweiterung arbeitet aber nicht mit Apples Angebot zusammen. Auch dies spricht für eine nachlässige Pflege des Programms.
Richtig Spaß macht Tomahawk, wenn man es mit Freunden oder Kollegen online oder im lokalen Netzwerk verwendet: Um einen Song zu teilen, zieht man ihn einfach auf einen Avatar in der Seitenleiste. Die entsprechenden Links tauchen dann im Postfach des Freundes auf. Das klappt sogar über Anbieter-Grenzen hinweg: Ziehen Sie einen geteilten Link von einem fremden Dienst auf Ihre Warteschlange oder eine Playliste innerhalb von Tomahawk, spielt das Programm sie aus Ihrer bevorzugten Quelle ab.
Tomahawk hilft Ihnen zudem, auf dem aktuellen musikalischen Stand zu bleiben, indem es Charts und Neuerscheinungen aus iTunes auflistet – letztere leider nur aus der US-Version und unter Verschlucken diverser Cover. Übrigens bindet Tomahawk auch Ihre Musiksammlung von der Festplatte in sein Angebot ein, sofern diese über die richtigen Metadaten verfügen. Schön ist auch die Möglichkeit, eigene Künstler-Radiosender zu erstellen. Geben Sie einen Namen ein, sucht Tomahawk dazu passende Bands und Solokünstler und spielt sie ab – einen ähnlichen Service bieten sonst nur Streaming-Dienste. Die dafür angezapfte Musikdatenbank The Echo Nest hat sich allerdings mittlerweile Spotify einverleibt – klappen tut’s trotzdem noch.
Fazit zu Tomahawk
Der streng modulare Aufbau, die umfangreiche Anbieter-Unterstützung, das Teilen von Musik mit Freunden und nicht zuletzt die ansprechende Benutzeroberfläche sind klasse – trotzdem hakt es nach wie vor an allen Ecken und Kanten. Es steht zu hoffen, dass eine aktualisierte Version dieser hervorragenden Idee bald die Kinderkrankheiten nimmt.
Lizenz: GNU General Public License
System: OS X ab 10.7, Windows, Linux, Android
Note: 3.0
Test: Clementine
Den auf der Linux-Lösung Amarok basierenden Musikplayer Clementine hatten viele Anwender sicher bereits abgeschrieben: Fast drei Jahre lag die Entwicklung scheinbar brach, bis im April endlich das langerwartete Update auf die Version 1.3 mit einer langen Liste an Neuerungen und Fehlerbereinigungen erschien. Die auffälligste Ergänzung ist jedoch eine Fernbedienung in Form einer Smartphone-App: Einmal die IP-Adresse des Mac eingegeben, können Sie damit alle Transportfunktionen bedienen, Lieder bewerten, Songtexte anzeigen und sogar komplette Musikdateien aus der Clementine-Bibliothek auf das Smartphone übertragen. Leider steht „Clementine Remote“ bisher ausschließlich für Android-Geräte bereit.
Anbieter- und Formatvielfalt
Doch auch ohne die Fernbedienung ist Clementine ein beeindruckendes Stück Software, das es in Sachen Funktionsumfang locker mit iTunes aufnehmen kann und es in vielen Punkten noch übertrifft. Zwar bedient es deutlich weniger Streaming-Dienste als Tomahawk, doch mit Spotify und SoundCloud sind zumindest zwei sehr verbreitete Kandidaten an Bord. Apple Music bleibt allerdings auch hier außen vor. Dafür integriert Clementine mit Dropbox, Google Drive, OneDrive, Amazon Cloud Drive und Box gleich vier beliebte Cloud-Speicherdienste, um darin abgelegte Musikdateien zu streamen. Auf Wunsch können Sie alle diese Angebote in die Suchfunktion einbinden. Doch damit nicht genug: Durch die Icecast-Einbindung greifen Sie auf Ihre Lieblings-Radiosender zu, die Podcast-Verwaltung erlaubt sogar die Übernahme von in iTunes abonnierten Sendungen. Wer noch über eine CD-Sammlung verfügt, muss diese ebenfalls nicht verschrotten: Clementine dient auch als zuverlässiger CD-Player (sofern Sie denn ein entsprechendes Laufwerk in Ihrem Mac haben).
Unterstützte Online-Dienste:
- Spotify
- SoundCloud
- Grooveshark
- SomaFM
- Magnatune
- Jamendo
- SKY.fm
- Digitally Imported
- Jazzradio.com
- Rockradio.com
- Icecast
- Subsonic
- RadioTunes
- Dropbox
- Google Drive
- OneDrive
- Amazon Cloud Drive
- Box
- Vk.com
- Seafile
Von der in Clementine angebotenen Formatvielfalt können viele andere Programme indes nur träumen: Neben den üblichen Verdächtigen MP3 und AAC finden sich hier auch Ogg Vorbis, Speex, WMA, Opus und das verlustfreie FLAC, wobei die Dateitypen untereinander konvertiert werden können. Und wer seine Lieblingstitel unterwegs hören möchte, kann sein iPhone beziehungsweise den iPod direkt mit Clementine verwalten – genauso wie jeden MP3-Billigabspieler.
Überhaupt weiß die gut durchdachte OS-X-Einbindung zu gefallen. Die komplette Steuerung des Players sowie diverser Zusatzfunktionen darf im Kontextmenü des Dock-Eintrags geschehen, Benachrichtigungen im Finder halten aktuelle Titelinformationen bereit. Alternativ steht das Programm auch für Windows- und Linux-Systeme zum freien Download bereit.
Möchte man überhaupt Kritik an Clementine üben, dann betrifft sie die Benutzeroberfläche. Diese wirkt etwas in die Jahre gekommen und altbacken, die Transportknöpfe sind zudem merkwürdig klein. In die Kategorie der interessanten, aber verzichtbaren Spielerei gehört hingegen eine eine Aussteuerungsanzeige sowie eine Fortschrittsanzeige mit Stimmungsbarometer. Wer weiter in die Individualisierung einsteigen möchte, darf sich sogar eigene Tastaturkürzel zurechtbasteln.
Fazit zu Clementine
Clementine ist einer der komplettesten Musikplayer überhaupt, der durch die Einbindung digitaler Streaming- und Cloud-Dienste noch an Wert gewinnt. Eine Umsetzung der Clementine-Remote-App für iPhone und iPad würde das Programm zum neuen Thronkandidaten auf dem Mac machen.
Lizenz: GPL v3
System: OS X, Windows, Linux, Unix, BSD
Note: 3.0
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Mich würde interessieren, was das für ein coolerLautsprecher auf dem Bild ist... Gibt es dazu Infos ?
http://www.busyboo.com/2012/07/31/ceramic-speakers-joeroth/
Mich würde auch interessieren wie die Lautsprecher heißen, bitte schreibt mal was dazu!
Ceramic speakers von Joey Roth. Sind aber nicht gerade günstig mit 1095$ (inkl Subwoofer)
http://joeyroth.com/ceramicspeakers/