Stelle dir vor, es reicht, am Abend auf dem iPhone das Szenario „Heimkino“ in einer App anzutippen: Der Fernseher geht an, das Licht wird gedimmt, die Rollladen werden heruntergelassen, und die Surround-Anlage wird eingeschaltet. Später gibt es einen entspannten Tagesabschluss. Du drückst den Schalter der Nachttischlampe – die Stehlampe und die beiden Nachttischlampen werden auf eine individuelle Lichtstärke gedimmt. Alles passiert automatisch und eigentlich fast wie gewohnt. Klingt nach dem Haus der Zukunft, ist aber mit dem Konzept von Digitalstrom in jedem Eigenheim möglich – auch im Altbau.
Bestehende Leitungen nutzen
Digitalstrom nutzt zur Vernetzung des Heims das Netzwerk, das überall schon vorhanden ist: die bereits verlegten Stromleitungen. Sie werden um zwei Komponenten ergänzt: Die Digitalstrom-Klemme sieht aus wie eine zu groß geratene Lüsterklemme und ist im Prinzip ein kleiner Computer, der in Schalter oder Lampen eingebaut werden kann. Die zweite Komponente ist der Digitalstrom-Meter, der im Sicherungskasten neben deiner Sicherung eingebaut wird. Er ist die Zentrale und steuert die Gerätevernetzung und -kommunikation über die Stromleitung. Mit den beiden Komponenten kann das Heim eine Menge: Nachrichten von Tastern und -Sensoren empfangen und Befehle an Geräte senden.
Digitalstrom-Apps sind programmierte Handlungen. Sie können einfach heruntergeladen und installiert werden. Sie übernehmen Aufgaben wie Zeitschaltuhr, Verbrauchsanalyse, Anwesenheitssimulation im Urlaub, schalten bestimmte Räume nach einer Zeit komplett aus oder schicken bei bestimmten Ereignissen Benachrichtigungen per E-Mail. Auch benutzerdefinierte Handlungen, wie alle Rollladen einer Etage hochzufahren, sind mit den Apps programmierbar.
Alles wird steuer- und programmierbar
Alle an die smart aufgerüsteten Steckdosen angeschlossenen Geräte werden steuerbar. Der große Vorteil des Digitalstrom-Konzepts ist aber folgender: Gewöhnliche Lichtschalter werden bei Digitalstrom durch Taster ersetzt und können programmierte Szenarien abrufen.
Die Taster befinden sich direkt am Gerät oder an der Wand und sehen dann wie gewöhnliche Schalter aus. Damit soll die gewohnte Bedienung der Geräte – also zum Beispiel per Lichtschalter – erhalten bleiben und die Umgewöhnung viel einfacher werden. Statt bisher nur „Ein“ und „Aus“ gibt es dann „Ich komme“ und „Ich gehe“-Taster, die je nach Programmierung alles ein- oder ausschalten und weitere Aktionen auslösen.
Apps für zu Hause
Mit einer dritten Komponente, dem Digitalstrom-Server, erhält das Digitalstrom-System auch noch Zugang zum Internet. So kann das smarte System nicht nur per Web-App komfortabler ferngesteuert werden, es gibt auch Zugang zu einer Plattform für Digitalstrom-Apps mit Anwendungen für die Haus- und Bürosteuerung. Grundsätzlich kann die Digitalstrom-Installation aber auch ohne Server betrieben werden.
Installation: selbst machen oder Fachmann?
Bleibt noch die Frage, wie die Installation vor sich geht. Theoretisch kann man das selbst machen, Digitalstrom empfiehlt, sich an einen Partnerbetrieb, also einen Elektrofachmann zu wenden. Mit ihm zusammen erstellt der Kunde eine Liste für die Geräte, die mit Digitalstrom ausgerüstet werden sollen. Der Partnerbetrieb kümmert sich dann um die Bestellung und Installation der Komponenten.
Bleibt noch die Preisfrage
Durch verschiedene Komponenten gibt es keinen Einheitspreis, aber der Anbieter hat Rechenbeispiele: Ein Raum soll mit voller Ausstattung (Licht mit drei Leuchten und einem Wandtaster, Energiemessung und Visualisierung, alle Apps) zum Beispiel rund 950 Euro kosten, die typische 4-Zimmer-Wohnung bei etwa 3500 Euro liegen. Ein ganzes Haus mit 7,5 Zimmern wird mit zirka 8500 Euro kalkuliert. Ein großer Vorteil des Systems zeigt sich aber auch hier: Durch die Komponenten, die Nutzung vorhandener Leitungen und das individuelle Konzept kann jeder zu seinem Geldbeutel passend aufrüsten – auch nach und nach, Raum für Raum.
Die Bedienung der Geräte bleibt gleich, sie wird nur viel praktischer: Der Taster kann je nach Programmierung alles ein- oder ausschalten und weitere Aktionen auslösen.
Die Digitalstrom-Schalttechnik ist keineswegs nur eine Option für den Neubau: Sie lässt sich überall installieren. Schnell ist alles bereit für die Anwendung. Das Herzstück des Digitalstrom-Konzepts
ist ein unscheinbarer Baustein, der aussieht wie eine etwas groß geratene Lüsterklemme.
Innen steckt ein 4 mal 6 Millimeter kleiner Hochvolt-Chip, der eine ganze Menge kann: Strom schalten, dimmen oder messen, kleine Programme ablaufen lassen, Daten speichern und kommunizieren. Der Chip wird in die Steckdose eingebaut und so allen Geräten vorgeschaltet. So werden diese Geräte smart: Sie lassen sich fernsteuern, programmieren, man kann den Stromverbrauch messen und vieles mehr.
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