Immer wieder bastelt Apple an iTunes herum, fügt fragwürdige Funktionen wie Ping und Genius hinzu und entfernt diese später wieder. Vor allem Musikfreunde schütteln den Kopf über die Entwicklung der Software, die mit jeder Versionsnummer zwar neue Funktionen erhält – aber den Dienst quittiert, wenn es um unterbrechungsfreie Wiedergabe oder das Abspielen von Dateien im FLAC-Format geht. Mit wachsender Größe der Musiksammlung dauert der Start der Anwendung von der Festplatte zudem eine gefühlte Ewigkeit. Doch im Mac App Store und dem Internet nden sich iTunes-Alternativen, die den Schmerz von Musikfreunden lindern.
Schlanke Talente
Die kostenlose App VOX ist die erste Empfehlung für alle iTunes-Müden. Der Umstieg fällt leicht, da die Software die iTunes-Mediathek einlesen kann und auch in iTunes erstellte Wiedergabelisten als sogenannte Collections wiedergibt. Darüber hinaus ist auch der eigenständige Betrieb möglich, denn man kann Dateien und Ordner auch aus dem Finder auf VOX ablegen, das diese wahlweise zur Wiedergabeliste hinzufügt oder diese umgehend wiedergibt. können mit VOX auch ihren FLAC-, APE-, und OGG-Dateien lauschen und selbst auf CUESheets versteht sich der schlanke Mediaplayer. Knapp 40 Equalizer-Presets verhelfen zu Wohlklang, der sich selektiv sowohl an AirPlay-kompatible als auch an andere angeschlossene Ausgabegeräte ausgeben lässt. Während iTunes Radio in Deutschland noch immer auf sich warten lässt, ist Internetradio in VOX integriert. Wer anderen als den neun vorgeschlagenen populären Sendern lauschen möchte, kann per In-App-Kauf in Höhe von knapp drei Euro eine Datenbank mit mehr als 3000 Sendern, darunter viele deutsche, freischalten.
Optional bestehen die Möglichkeit, den Webdienst Soundcloud nutzen, um kostenlose Musik und Podcasts zu hören und Gehörtes an den Webdienst Last.fm zu „scrobblen“. Der ebenfalls schlanke Player Ecoute (kostenlos) hat seit langer Zeit keine Aktualisierung erfahren, funktioniert allerdings dennoch tadellos unter Mac OS X. Nach dem Einlesen der iTunes-Mediathek kann man diese in langen Listen wahlweise nach Interpret, Album, Komponist, Genre sortieren lassen. Auch die Anzeige von Wiedergabelisten oder eine Au istung aller Titel ist möglich. Alternativ erschließt sich die Mediathek über eine schnelle Suchfunktion, die Ergebnisse nach Alben, Interpreten, Komponisten und Titeln sortiert auflistet. Grundsätzlich verwendet Ecoute eine Spalten-Ansicht: Je nach gewähltem Filter bis zu vier, wenn auf Genre Interpret, Album und schließlich Titel folgen. Visuell denkende Anwender werden mit Ecoute nicht glücklich, denn die Alben-Illustrationen verkommen in den Liste zu winzigen Gra ken, die man kaum erkennt. Stattdessen ist die Anwendung für Anwender gedacht, die im täglichen Gebrauch wissen, was sie hören möchten und vorrangig unter der Trägheit von iTunes leiden. Dafür synchronisiert die App beim Beenden die Metadaten mit iTunes, sodass die Wiedergabe-Zähler stets aktuell bleiben.
Ansehnliche Ordnung
Wie VOX kann Swinsian (16,22 Euro) eine bestehende iTunes-Mediathek einlesen, lässt sich jedoch auch eingeständig verwenden. Vor allem ordnungsliebende Anwender lernen das Programm schnell schätzen, denn auf Wunsch zeigt die Bedienoberfläche Metadaten zum aktuellen Stück an, die sich mit nur einem Klick bearbeiten lassen. Auch das gezielte Ersetzen von Einträgen ist möglich. Die Anmutung lässt sich vielfältig anpassen, sodass man einerseits in Illustrationen stöbern kann oder sich in einer nüchternen Ansicht wie im Finder durch die Musiksammlung arbeitet. Mit verlustfreien Formaten wie FLAC oder APE kann Swinsian umgehen, auch lückenlose Wiedergabe beherrscht es. Schließlich wirkt die Anwendung wie ein von allem Unnötigen bereinigtes und durch sinnvolle Funktionen angereichertes iTunes. Seit Jahren beendet sich Sonora (kostenlos) in der Beta-Phase, dennoch arbeitet es wie Ecoute unter Mac OS X tadellos. Der Fokus der Anwendung liegt auf dem Visuellen.
Die in einer Gitteransicht dargestellten und ihrer Größe anpassbaren Cover-Illustrationen dominieren und können über Schalt ächen nach Datum, Popularität oder Künstler geordnet werden. Über eine schlanke Seitenleiste kann man die Ansicht nach Interpreten ltern. Selbst die horizontal am unteren Fensterrand integrierte Wiedergabeliste räumt Covern den Vorrang ein. Jenseits der ober ächlichen Schönheit hat Sonora allerdings wenig zu bieten und ist so vorrangig eine Anwendung für Musikliebhaber, die mit anderen Apps Ordnung in der Mediathek scha en und dann die gut gep egte Musiksammlung auch optisch genießen möchten.
Musik aus dem Web
Weder Clementine (kostenlos) noch Tomahawk (kostenlos) gewinnen Schönheitspreise. Ihr für Mac-Verhältnisse unansehnliches Aussehen ist wohl auf den Umstand zurückzuführen, dass die Anwendungen nicht ursprünglich für OS X entwickelt wurden. Statt dessen handelt es sich um Open-Source-Software, die weiter für Windows und Linux erhältlich ist. Während Tomahawk iTunes-Mediatheken ungefragt importiert und umgehend zur Wiedergabe bereit ist, muss man Clementine zunächst über die Programmeinstellungen den Weg zur iTunes-Musiksammlung weisen. Beide Anwendungen zeichnen sich dadurch aus, dass eine Vielzahl von Webdiensten integriert ist. Die Palette reicht von über Spotify bis hin zu Jamendo, wo es GEMA-freie Musik zu hören gibt sowie dem Webradio Soma.fm.
Sind diese Dienste - die teils der Eingabe von Benutzerdaten bedürfen - aktiviert, dann wird die Suche nach einem Musikstück auch auf diese Quellen ausgedehnt. Lokale Inhalte und solche aus dem Web verschmelzen. Daher sind beide Anwendungen vor allem für Anwender, die neue Musik entdecken möchten, eine Empfehlung. Weitere Vorteile der Online-Integration sind, dass Clementine auf Wunsch die Texte abgespielter Lieder anzeigt oder eine Biogra e des Künstlers oder der Band lädt. Auch für die Podcast-Wiedergabe ist Clementine ausgelegt, wobei die Software sogar auf das Podcast-Verzeichnis von iTunes zugreifen kann.
Verlustfreie Klänge
Wem Wohlklang über alles geht, der ist mit Decibel (29,49 Euro) oder Fidelia (17,99 Euro) sehr gut bedient, die sich mit Sonderfunktionen explizit an Audiophile richten. Beide Anwendungen können mit allen wichtigen Formaten klar, in denen Musik verlustfrei gespeichert ist. Doch auch auf schnöde Formate verstehen sie sich, wenn die Anwendungen auf Wunsch auf die iTunes-Mediathek aufsatteln. Bei der Wiedergabe von Lossless-Formaten unterstützen beide Programm lückenlose Wiedergabe, was besonders bei Live-Mitschnitten zum Tragen kommt. Um Aussetzerzu vermeiden, sind beide Anwendungen in der Lage, abzuspielende Titel in den Arbeitsspeicher zu laden.
Wie bei VOX kann man bei Decibel und Fidelia das Ausgabegerät direkt ansteuern und den Klang per Equalizer verbessern. Während Decibel mit seinem Finder-artigen Aussehen nüchtern bis altbacken wirkt, protzt Fidelia in HiFi-Baustein- Anmutung. In drei Modulen kann man in Fidelia zur Klangverbesserung die System Audio Units von Mac OS X zuschalten. Wer Preislich keine Hemmungen hat, züchtet Fidelia mit zwei je etwa 40 Euro teueren Plug-Ins hoch. Zumindest der Einsatz des FHX-Plugins in Verbindung mit einem hochwertigen Kopfhörer sorgt allerdings tatsächlich für eine hörbare klangliche Verbesserung; die Software versucht das Klangbild von Lautsprechern nachzubilden, sodass Musik räumlicher klingt.
Fazit
Es muss nicht immer iTunes sein. Vor allem die ins Web führenden Wege von Tomahawk und Clementine zeigen, dass sich Mediaplayer auch anders denken lassen. Unter den High-End-Playern tut sich vor allem Fidelia klanglich hervor, allerdings versteht sich auch VOX auf zahlreichen Lossless-Formate, vor denen iTunes kapituliert. So ist der „kleine Schwarze“ dann aufgrund vieler Funktionen, ansprechendem Design und guter Bedienbarkeit eine hervorragende iTunes-Alternative, wenn man weiß, was man hören möchte.
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Weshalb sollte ich mir dies Antun? Wenn ich iTunes nutze, habe ich was ich brauche. Diese "andere" Tools Diskussionen, laufen immer aufs gleiche Hinaus. Software die sich gegen die Grossen nicht durchsetzt, dann verschwinden und mir immer Problemfelder zurücklässt, wie Formate und so weiter. Es gibt schöneres im Leben, als sich mit solchen Problemen herum zu ärgern. Das lernt man, wenn man"n" die Erfahrungen in 30 Jahren PC & Co hinter sich hat.
Das siehst du so. :-)
Es gibt genug andere Leute, denen iTunes für die einfache Musikwiedergabe zu umständlich ist oder an den eigentlichen Sinn vorbeigeht.
Mir als Windows-User (ja, Schande über mich! :-D) ist der Windows Media Player völlig in Ordnung.
Ich habe damals eine Zeit lang iTunes als Standard-Musik-Player verwendet und fande das viel zu kompliziert, oder einfacher ausgedrückt: Overkill!
Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich Windows-geschädigt bin. *g*
Ich teile vieles davon, zumal die optimale Integration in eine Infrastruktur (Computer, TV, mobile Geräte ein Wert an sich ist. Doch ein Problem ist für den audiophilen Nutzer ungelöst und nur durch Drittanbieter zu beheben: Die verlustfreie Aufzeichnung und Wiedergabe von Musik. Ein Beispiel sind die in 5. 1. Qualität gesendeten Live Übertragungen aus Konzertsälen und Opernhäusern im öffentlich-rechtlichen Digital Radio, z.B. via Satellit. Deren Aufzeichnung ist wohl rechtlich unproblematisch, tatsächlich allerdings eine technische Herausforderung, die mit iTunes allein nicht annähernd zu lösen ist. Doch wenn ich die Wahl habe, gebe ich add-ons fast immer den Vorzug vor Drittanbietern, die oft nirgendwo besser, sondern nur umfangreicher (zu lösen als add-on) sind, aber denen viele Nachteile immanent sind, nicht zuletzt die unterschiedliche Qualität der Anpassung von Version zu Version.
Ich glaube, dem ist nichts hinzuzufügen! Und dann noch für diese Dinge bezahlen , mit dem Ärger der laufenden Updates! Alles was mit dem Betriebssystem nicht entwickelt wurde, läuft auf Probleme hinaus! Einer der sich mit Blue-Screens herumgeschlagen hat! 14 Tage mal einen Windows - Rechner nicht einschalten und dann einen halben Tag auf die Installationen der Updates warten! Achja, die Dinge, die man mit iTunes lernen und machen kann, wer kann das noch ?
Amarra fehlt hier. Es dockt sich an itunes an und verbessert den durch itunes veränderten Originalklang der Datei. Alles ist besser durchgezeichnet, Bässe nicht so schwammig.
Klang ist doch das wodurch Musik vermittelt wird?!
... ich bin iTunes User der ersten Stunde und hab noch nie etwas vermisst.
Hallo!
Danke für diesen Artikel. Ich denke, er betrifft aber nur Audiophile mit einer wirklich guten Musikanlage, womit man die kleinen aber feinen Unterschiede auch hört. Wenn es dann um den wirklich guten Highfidelity (HiFi)-Klang geht, ist Fidelia m.E. aber nur eine bedingt gute Empfehlung. Wer den Top-Sound mit seiner Top-HiFi-Anlage sucht, sollte sich unbedingt Audirvana+, Pure Music oder Amarra ausprobieren. Das sind die Marktleader in diesem Segment. Alle drei sind in der Lage, eine iTunes-Bibliothek zu nutzen, spielen die Musik dann aber ganz ohne iTunes ab - eben viel besser. Mit intensiven Hörtests findet man seinen Favoriten. Meiner ist ganz klar Audirvana+.