Die Abkürzung VNC steht für „Virtual Network Computing“ und ist der Sammelbegriff für Anwendungen, die den Bildschirminhalt eines anderen Geräts zugänglich machen. So gelangt mit Hilfe von VNC-Anwendungen der Mac-Desktop auf den Bildschirm eines anderen Macs, die Displays von iPhone und iPad oder sogar via Apple TV auf einen angeschlossenen Fernseher. Allerdings gehen die Möglichkeiten von VNC über das Spiegeln eines Bildschirminhalts hinaus, denn es ist auch die Fernbedienung des gespiegelten Computers möglich. Schließlich kann man per VNC am iPad mit dem Finger den Mauszeiger eines Macs bedienen oder über die virtuelle Tastatur auf dem Tablet Eingaben am Mac vornehmen.
Vielfältige Möglichkeiten
Die VNC-Verbindung zwischen Geräten ist nicht nur nützlich für Anwender, die zu träge sind, sich für die Mac-Bedienung vom Sofa zu erheben. Vor allem, um Freunden und Familienangehörigen bei Computerproblemen zu helfen, ist eine VNC-Verbindung praktisch. Denn so muss man sich das Problem nicht schildern lassen, sondern kann sich selbst ein Bild machen und an einer Lösung mitwirken, als säße man vor dem Rechner des Notleidenden – und das sogar vom iPhone aus. Auch der Fernzugriff auf den eigenen Rechner kann äußerst praktisch sein. Beispielsweise, wenn man unerwartet Dateien benötigt, die auf dem heimischen Mac abgelegt sind. Über einen Cloud-Speicher wie iCloud, Dropbox oder Google Drive kann man bei Bedarf mit dem Mobilgerät Dateien auf den Cloud-Speicher verschieben und so zugänglich machen. Schließlich ist es auch möglich, über eine an den Mac angeschlossene Webcam oder die in MacBooks eingebaute iSight-Kamera während des Urlaubs in der Wohnung nach dem Rechten zu sehen.
Breites Angebot
Das Angebot an VNC-Software ist umfangreich und reicht von grundsätzlich kostenlosen Lösungen wie TeamViewer bis hin zu kostenpflichtiger Software wie Screens und iTeleport. Diese drei populären Lösungen sollen hier – stellvertretend für die große Zahl an App-Angeboten im App Store – vorgestellt werden. Die VNC-Apps unterscheiden sich neben dem Preis im Wesentlichen hinsichtlich der Einfachheit und Ansprüchen bei der Einrichtung und dem Funktionsumfang.
Als kostenlose Dreingabe bietet Screens-Hersteller Edovia auf seiner Webseite die Mac-Software Screens Express an, mit deren Hilfe sich Macs untereinander fernsteuern lassen. Hierbei tauschen die Anwender untereinander einen zeitlich begrenzt gültigen Link per E-Mail aus. Allerdings muss der Fernsteuerung explizit zugesagt werden.
TeamViewer
Die Fernwartungssoftware des schwäbischen Unternehmens TeamViewer ist seit Jahren sehr beliebt, denn die Programme sind nicht nur für den Mac, sondern auch für Windows und Linux verfügbar und überdies für Privatanwender in der Verwendung kostenlos. Erst wenn die Software in Unternehmen eingesetzt wird, bitten die Hersteller zur Kasse; bieten Unternehmen allerdings auch die Möglichkeit, das Aussehen der Software auf die Firma anzupassen und in die Corporate Identity zu integrieren.
Ein weiterer Grund für die Beliebtheit der Software ist die einfache Bedienung und mehr noch, die einfache Installation der Software auf dem Mac, die die Fernbedienung mit der iOS-Universal-App möglich macht. Daher eignet sich TeamViewer besonders gut, um Freunden und Familienangehörigen, die sich bereits bei der Installation von Software schwer tun, beim Lösen ihrer Computerprobleme zu helfen.
Kommt es wiederholt vor, dass bestimmte Macs gewartet werden müssen, kann man die Adressbuch-Funktion von TeamViewer verwenden. Macs lassen sich Nutzerkonten zuweisen, sodass die Verbindung mit diesem Rechner anschließend deutlich komfortabler ausfällt: Kontakte und deren Rechner kann man einfach zum Start einer Sitzung aus einer Liste auswählen.
Die größte Stärke von TeamViewer ist die einfache Einrichtung. Es muss im Regelfall keine Konfiguration vorgenommen, geschweige denn im Router Ports weitergeleitet oder freigegeben werden. Statt dessen ist auf dem Mac nach dem Starten der Anwendung alles erledigt. Durch die Konfigurationsmöglichkeiten der Mac-Anwendung lässt sich die Darstellungsqualität herunterschrauben. So ist die Fernbedienung selbst über EDGE noch möglich.
iTeleport
Der Hersteller von iTeleport (24,99 Euro; iOS-Universal) bietet auf seiner Internetseite kostenlose Apps für Windows-PCs und Mac-OS-X-Rechner an, die die Fernbedienung ermöglichen.
Das Besondere an iTeleport ist, dass die Vermittlung zwischen fernbedienendem Tablet und fernbedientem Rechner über Googles Dienste erfolgt. Anwender müssen der Anwendung ihre Google-Mail-E-Mail-Adresse und das zugehörige Passwort anvertrauen. Wer also grundsätzlich auf die Google-Dienste verzichtet oder wer dem Hersteller den vertraulichen Umgang mit diesen höchst sensiblen Daten nicht zutraut, für den scheidet iTeleport aus. Unentschlossenen steht es natürlich frei, sich eine Google-Mail-E-Mail-Adresse einzurichten und diese exklusiv zum Zwecke der Fernwartung mit iTeleport zu verwenden.
Die OS-X-Anwendung Remote Buddy [4] (12,99 Euro) ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Exot. Anwender bezahlen hier nicht für die Client- sondern für die Server-Software. Die die Verbindung herstellende Mac-Anwendung ist kostenpflichtig, die Fernbedienungs-App kostenlos. Die Spanne der Mac-Fernbedienungen reicht dabei von der Apple Watch und dem iPhone und iPad über die Wii-Fernbedienung bis hin zum Apple TV. Die Apps für iOS (Remote Buddy Mobile) und tvOS (Remote Buddy Display) sind kostenlos. Grundsätzlich spiegelt Remote Buddy den Bildschirminhalt des Macs auf die Server-Geräte und es sind Tastatur- und Maus-Eingaben möglich. Ein Alleinstellungsmerkmal von Remote Buddy ist jedoch die Unterstützung für zahlreiche populäre Mac-Anwendungen. So kann man über ein Kurzbefehl-Menü mit dem iPhone oder der Siri-Remote iTunes oder den VLC-Player auf dem Mac ganz einfach bedienen. Der einzige Haken an der grundsätzlich empfehlenswerten App: Die Fernsteuerung funktioniert nur, wenn alle Geräte in einem Netzwerk eingebucht sind.
Das Aufsatteln auf die Google-Infrastruktur hat jedoch einen großen Vorteil: Die robuste Software funktioniert sehr zuverlässig – selbst bei einer schlechten Internetverbindung mit wenig Bandbreite. Zudem ist die Bedienung sehr komfortabel: Ist die Mac-App einmal installiert, kann man den Rechner vom iOS-Gerät aus auswählen und bedienen – ohne dass Passworte neu verhandelt werden müssen. Zudem kann man mit der iOS-App einen Mac im Ruhemodus per Wake-on-LAN-Signal aufwecken.
Die Fernsteuerung des Rechners vom iPad aus ist sehr komfortabel, da iTeleport sich auf zahlreiche Multitouch-Gesten versteht, die beispielsweise den Desktop einblenden, scrollen oder mittels Task-Switcher zwischen Anwendungen hin und her wechseln. Eine virtuelle Tastatur mit zahlreichen Sondertasten ermöglicht es zudem, die Medienwiedergabe zu steuern; mit Hilfe von Pfeiltasten kann man im Text navigieren.
Wenn man die Daten eines Google-Kontos hergeben möchte, findet man in iTeleport eine fast unverwüstliche VNC-Anwendung. Zudem entfällt durch das Aufsatteln auf den Google-Unterbau auch die Konfiguration des Routers.
Screens
Auch um mit Screens 4 (iOS-Universal, 19,99 Euro) auf einem Mac zugreifen und diesen fernbedienen zu können, ist die Installation einer kostenlosen Software nötig. Hersteller Edovia stellt das Programm Screens Connect auf seiner Webseite bereit. Im Gegensatz zu den anderen Lösungen klinkt sich Screens Connect jedoch nicht als Menulet in die Systemleiste, sondern als Teil der Systemeinstellungen in OS X oder in ein Windows-System ein. Anwender müssen zudem eine sogenannte „Screens ID“ erstellen, damit sich Server- und Client-Software auch dann finden, wenn die Programme nicht in einem Netzwerk eingebucht sind.
Allerdings ist die Einrichtung der VNC-Verbindung von Screens meist nicht so mühelos wie die bei iTeleport oder TeamViewer. Wenn der Router ein automatisches Port Forwarding (UPnP oder NAT-PMP) nicht unterstützt, muss man die englischsprachige Hilfsdatei zu Rate ziehen, die am Beispiel einer AirPort Basisstation durch die Einrichtung des Routers führt. Im Kasten finden Sie eine Anleitung, wie sich die benötigten Freigaben in einer FRITZ!Box einrichten.
Der Lohn der Arbeit ist eine optisch sehr ansprechende Fernbedienungs-Software mit vielen technischen Finessen. So setzt Screens 4 auf die OpenGL-Schnittstelle, sodass sich Macs auch dann noch mit der iOS-Universal-App bedienen lassen, wenn lediglich eine 3G-Verbindung zur Verfügung steht.
Mit dem Curtain Mode kann vom iPad aus ein Sichtschutz auf dem Mac aktiviert werden, sodass für andere nicht ersichtlich ist, welche Aktionen gerade auf dem System ausgeführt werden. Dank der Unterstützung für die Software 1Password können gespeicherte Passworte aus der iOS-App direkt in Mac-Anwendungen eingetragen werden. Auch erlaubt der Screens-Tunnel es, den Inhalt der Zwischenablage in beide Richtungen auszutauschen.
Wer die Mühen der Router-Konfiguration auf sich nimmt und bereit ist, für eine VNC-Software zu bezahlen, der erhält mit Screens 4 die gegenwärtig durchdachteste Software für den Fernzugriff von iOS auf den Mac.
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Vnc lite von mocha sollte nicht unerwähnt bleiben