Es war fast schon zu spät. „Ich kam mir wie ein Trottel vor“, gestand Apple-Gründer Steve Jobs einst im Gespräch mit Fortune Magazine. „Ich dachte, diese Sache wäre uns durch die Lappen gegangen. Wir mussten uns mächtig ins Zeug legen, um das wiedergutzumachen“.
„Diese Sache“? Steve Jobs reflektierte über das Aufkommen des MP3-Booms. Im Sommer 2000, als Bertelsmann bereits Napster übernommen hatte, kaufte Apple das beliebte Musikverwaltungsprogramm SoundJam und verwandelte es in iTunes, das im Januar 2001 auf der MacWorld vorgestellt wurde.
Was Apple wirklich mit seiner neuen Musiksoftware vorhatte, wurde im Oktober desselben Jahres mit der Vorstellung des ersten iPods deutlich: Es war die Plattform für den beliebten Musikspieler, der in den kommenden Jahren für einen enormen „Halo-Effekt“ sorgen sollte – mit dem iPod gewann Apples gigantische Turnaroundstory erst an Dynamik.
Auflösungserscheinungen beim frühen Konzernschwerpunkt iPod
Mehr als ein Jahrzehnt später sieht der iPod wie ein in die Jahre gekommenes Überbleibsel einer Ära aus: 5,63 Millionen iPods wurden im vergangenen Quartal noch abgesetzt, ein Einbruch um 27 Prozent. Mehr als 9 Millionen Einheiten waren es noch zwei Jahre zuvor. Das zyklische Hoch wurde im Weihnachtsquartal 2008 mit fast 23 Millionen verkauften iPods erzielt, während Apple im Jahr 2006 noch eine regelrechte iPod-Company war, die 55 Prozent ihrer Erlöse mit dem MP3-Player erzielte.
Wie lange es den iPod in seiner bisherigen Form noch geben wird, wird unter Apple-Experten längst offen diskutiert. Im abgelaufenen Quartal machte sich Apple nicht mal mehr die Mühe, die iPod-Sparte, die im vergangenen Jahrzehnt ein fester Bestandteil der vier Konzernsäulen war, in der Pressemitteilung einzeln aufzuführen. Erstmals seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts waren die iPod-Erlöse wieder unter die Marke von einer Milliarde Dollar zurückgefallen und machen damit gerade noch rund zwei Prozent an den Gesamterlösen aus.
iTunes-Sparte knackt 4-Milliarden-Dollar-Marke
Doch eine ganz andere Kennziffer sticht aus der jüngsten Konzernbilanz heraus: So drastisch die Einbrüche vom iPod sind, so bemerkenswert fallen die Zuwächse bei der Musik-Plattform aus, mit der alles begann: Erstmals in der Konzerngeschichte konnte die iTunes-Sparte die 4-Milliarden-Dollarmarke knacken.
Die Erlöszuwächse sind rasant: Fast eine Milliarde Dollar mehr setzte die iTunes Division um, das entspricht einem Plus von 30 Prozent. Nach der iPad-Unit wächst kein Konzernteil bei Apple aktuell schneller als iTunes – angesichts der Download-Konkurrenz von Amazon, aber auch der zunehmenden Verbreitung der Streaming Angebote wie Spotify oder inzwischen Google Play Music All Access ein ziemlich bemerkenswerter Zuwachs.
Boom der iTunes-Division
Dabei hatte Konzerngründer Steve Jobs zum Start des iTunes Stores vor ziemlich genau zehn Jahren stets damit kokettiert, nicht am Verkauf von Songs, von dem Apple bekanntermaßen 30 Prozent einbehält, verdienen zu wollen. Wie groß die Profite der iTunes Division inzwischen sind, bleibt weiter Apples Geheimnis.
Dass inzwischen aber doch einiges unterm Strich hängen bleiben sollte, liegt nicht zuletzt an der Bündelung mit den Software-Verkäufen: Die iTunes-Division umfasst schließlich nicht nur die Erlöse der Musik-, Film und App-Verkäufe, sondern auch die über den App Store seit 2011 vertriebenen Programm-Updates von Mac OS, iPhoto oder Pages.
Hoch profitables Software-Geschäft: "Einer von Apples vergessenen Helden"
„Einer von Apples vergessenen Helden“, nennt der Analyst und Marktforscher Horace Dediu die hoch profitable Softwaresparte. Bei einer angenommenen Gewinnspanne von 50 Prozent kommt Dediu im vergangenen Geschäftsjahr allein auf Profite von 3,6 Milliarden Dollar, was allein 9 Prozent der gesamten Jahresgewinne entspräche. Die Gewinne aus den Vertriebserlösen im iTunes Store lägen nach Dedius Schätzungen dagegen lediglich im unteren dreistelligen Millionenbereich.
In Zeiten der extrem volatilen Geschäftsentwicklung im Hardwarebereich – die iPod- und Mac-Verkäufe sind rückläufig, die iPhone-und iPad-Zuwächse durch die billigere Konkurrenz von Android unter Druck – hat Apple damit einen soliden Wachstumstreiber in seiner Bilanz, der bisher in der Betrachtung der Aktienmärkte noch unterschätzt wird.
Tim Cook: "Wir sind kein Hardware-Unternehmen"
Entsprechend sind Tim Cooks Bemühungen zu verstehen, Apples Image in der Wahrnehmung der Kapitalmärkte zu drehen. Nicht von ungefähr bemerkte der 52-Jährige im Februar dieses Jahres auf einer Investorenkonferenz mit Goldman Sachs: „Wir sind kein Hardware-Unternehmen. Es gibt noch andere Dinge, die wir machen, die Umsätze und Gewinne generieren“, erklärte der Apple-CEO mit Blick auf die beständig wachsende iTunes Division, die als einziger Konzernteil im abgelaufenen Quartal im Dreimonatszeitraum von Januar bis März zulegte.
Aufs Jahr hochgerechnet, könnte Apple mit seiner iTunes-Sparte 2013 mehr als 16 Milliarden Dollar umsetzen – das ist mehr als Facebook und Yahoo zusammen erlösen. Und ebenfalls mehr als Medienriesen wie Viacom im vergangenen Geschäftsjahr insgesamt erlöst haben. In anderen Worten: Wäre iTunes ein eigenständiges Unternehmen, würde es schon jetzt zu den größten Medienunternehmen der Welt zählen. „iTunes ist Apples Goldene Gans“, folgert das Finanzportal SeekingAlpha. Die Wall Street weiß es nur noch nicht...
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Klasse Bildunterschrift: "Der iTunes Store wirft Geld ab, bicht nur durch den „Hal"
HÄ???
Argh. Sorry. Korrigiert. :)
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