Ist die neue Touch Bar ein Gimmick oder ist sie tatsächlich nützlich? Je nachdem, wen man fragt, gibt es auf diese Frage unterschiedliche Antworten. Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass ich sowohl die Fans als auch die Kritiker verstehen kann. Denn sie hat ihre Reize, aber auch ihre Nachteile.
Warum ich die Touch Bar hasse
Die Touch Bar ist ein OLED Touchscreen, im Grunde genommen genauso wie bei der Apple Watch, nur länger, dafür nicht so hoch und vor allem ohne haptisches Feedback. Und das alles führt dazu, dass sie ein paar Usability-Probleme mit sich bringt. Auf der rechten Seite wird der „Control Strip” angedeutet. Die Kurzversion lässt sich frei anpassen und stellt häufig genutzte Befehle zur Verfügung, beispielsweise zur Lautstärkereglung. Das Limit liegt hierbei bei vier Icons.
Genau letzteres sorgt für das erste Problem. Irgendeine Funktion wird immer in der Nähe der Rücktaste (oder der Zahlen) zu finden sein. Wer sich häufig vertippt, muss aufpassen, nicht aus Versehen neben der Rücktaste auch noch eine Funktion der Touch Bar aufzurufen. So passiert es mir häufig, dass ich auf der Suche nach der Rücktaste den Ton versehentlich ein- oder ausschalte.
Der zweite große Nachteil, der mit aufgefallen ist, mag sehr speziell sein und wenn man ehrlich ist, ist das nicht einmal Apples Schuld – an der Tatsache ändert das dennoch nichts. Wer mit anderen Betriebssystemen zu tun hat, etwa Linux via SSH, benötigt hin und wieder die F-Tasten. Und zwar nicht die Multimedia-Tasten, sondern die F-Tasten. In SSH können diese auch via Esc gefolgt von der Zahl eingegeben werden. Man kann die Touch Bar so konfigurieren, dass bei Halten des Fn-Knopfes die F-Tasten verfügbar sind, aber eine Möglichkeit, immer direkt mit ihnen zu arbeiten, gibt es nicht mehr. Zumindest kann man in den Systemeinstellungen unter Tastatur, Kurzbefehle, Funktionstasten einstellen, in welchen Programmen das so sein soll (danke, P.A.).
Das Problem, was die Touch Bar hier offenbart, ist, dass sie keine echte Tastatur ist. Eine Tastatur gibt haptisches Feedback und die Tastenanschläge werden erst dann registriert, wenn die Taste mindestens eine bestimmte Strecke zurückgelegt hat. Es ist also, gerade beim Vorgehen Esc+Zahl, nicht sicher, ob man den Esc-Knopf auch wirklich getroffen hat oder nicht. Allerdings gestehe ich Apple zu, dass es nicht ihre Schuld ist, dass die F-Tasten für andere Systeme mehr Bedeutung besitzen als das bei macOS der Fall ist.
Übrigens hat die Touch Bar ein Feature erhalten, das vormals nur in iOS bekannt war: Quick Type. Leider ist dieses Feature grenzwertig unbrauchbar implementiert. Die Reaktion ist zu langsam. Bis die Wörter angezeigt werden, habe ich es auch schon eingetippt. Womöglich richtet sich die Funktion an Anfänger, die mit dem berühmten Adler-Suchsystem die Buchstaben auf der Tastatur suchen, aber für mich gibt es keinen Vorteil. Schade eigentlich, denn hin und wieder könnte QuickType den Blick in den Duden ersetzen. Durch die träge Reaktionszeit konnte ich mich aber nicht daran gewöhnen, da auch hinzuschauen – und solange geht Cmd+T, (Wort eingeben), Enter, Cmd+W einfach schneller. Soll doch Google mit „Meintest du:” sagen, wie „Aneurysma” richtig geschrieben wird.
Warum ich die Touch Bar liebe
Genug gemeckert, denn die Touch Bar hat auch ihre Vorzüge. Man kann die vier Icons aus dem Control Strip frei konfigurieren. Apple hat einige Funktionen definiert, aus denen man auswählen kann. Darunter sind auch welche, die sonst nur mit komplizierten Hotkeys genutzt werden können (oder über das Menü) wie der Ruhezustand. Anstatt der Lauter- und Leiser-Taste kann man einen Slider für die Lautstärkereglung etablieren und spart einen Knopf.
Darüber hinaus machen Apps, die für die Verwendung optimiert sind, größtenteils sinnvoll Gebrauch von der neuen Leiste. Das Paradebeispiel für mich ist Mail, wo quasi die gesamte Symbolleiste abgebildet ist. Eine Nachricht markieren oder löschen: Man muss sich keine Hotkeys merken und keine Strecke mit der Maus zurücklegen. Hier vermisse ich die F- oder Multimedia-Tasten auch nicht.
Das eigentliche Highlight ist aber Touch ID. Endlich hat die Freischaltung per Fingerabdruck ihren Weg auf den Mac gefunden und zum Glück hat Agilebits schnell reagiert und das Feature in 1Password eingebunden. Den Finger auf den Sensor zu legen, geht deutlich schneller als das Passwort einzugeben oder auf die Apple Watch zu warten und das System funktioniert in etwa so zuverlässig wie auf dem iPhone. Jetzt fehlt das nur noch auf einer Desktop-Tastatur – denn auch wenn es Tim Cook nicht wahrhaben will: Es gibt sie noch, die Nutzer, die einen iMac, Mac mini oder Mac Pro einsetzen.
Verbesserungspotenzial
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und Fehler sind zum Beheben da. Deshalb würde ich mir von Apple wünschen, dass die Touch Bar eine Art 3D Touch bekommt, sodass es haptisches Feedback gibt und Tastendrucke erst bei einer bestimmten Intensität registriert werden. Das würde auf einen Schlag sämtliche Fehleingaben eliminieren und man wüsste direkt, woran man ist.
Wenn die Kinderkrankheiten ausgebügelt sind, hätte ich zudem gerne eine Desktop-Tastatur. Ob sie mit oder ohne Touch Bar ausgestattet wird, ist mir gleich, aber Touch ID sollte Pflicht sein.
Fazit: Ist die Touch Bar ein Gimmick?
Ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, dass die Touch Bar keinen praktischen Nutzen hat, denn der ist vorhanden. Was fehlt, ist hier und da ein wenig Fine-Tuning bei der Implementierung und eine Lösung gegen versehentliche Eingaben. Im normalen macOS-Betrieb ist sie auch nützlicher als bei Spezialaufgaben, wie aber schon erwähnt ist das weniger Apples Schuld, wobei hier durchaus nachgebessert werden könnte.
Beim MacBook Pro in 13 Zoll hat der Käufer die Wahl. Wie immer bei einer „ersten Generation” kann es durchaus sein, dass echte F-Tasten noch von Vorteil sind, aber falls Apple den Mac noch nicht ganz aufgegeben hat, dürfte sich das auf absehbare Zeit ändern. Beim 15-Zoll-Modell gibt es diese Wahl nicht. Und deshalb werde ich mich wohl mit den Nachteilen arrangieren – und das Beste für die Zukunft hoffen.
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Ich für meinen Teil warte ab, ob nochmal eine brauchbare 15-Zoll Version des Macbook Pro mit echten F-Tasten kommt. Falls nicht, hat Apple aus meiner Sicht endgültig den Kontakt zu seinen "Professional" Usern verloren und merkt nicht, oder ignoriert, dass sich die Leute etwas anderes wünschen.
Apple kann anscheinend nur noch teuer. Die beste und aktuellste Hardware zu stellen geht anscheinend nicht mehr vor. Und die alte Weisheit "Design follows function" scheint auch nichts mehr wert zu sein in Cupertino. Sehr schade. Habe das Gefühl, mich bald aus dem Apple-Kosmos verabschieden zu müssen.
Deshalb verkauft sich das MBP ja auch wie blöde. was meinst Du eigentlich mit Profis? Ich nutze mein MBP beruflich und wüsste nicht was daran amateurhaft sein soll. Ultra mobil, dafür sind Notebooks gemacht. Auf dem Schreibtisch steht ein iMac. Der echte Profi macht das bestimmt ganz anders. Okay.
So ists, Mobile ein MacBook und zu ause einen iMac. Das ist Prof
Echte F-Tasten wird es nicht mehr geben. Warum auch?
Ich finde es nur Schade, dass es immer Leute gibt, die nicht loslassen können und gleich zu heulen anfangen. Akzeptiert die Realitäten. Die Touch-Bar ist Version 1. Würdest du dir heute die erste Generation vom iPhone kaufen???
Es ist letztlich Apples Antwort auf den kompletten Touch-Screen am Mac. Wir werden sehen, wie das Ganze sich entwickelt. Denke, wir stehen da erst am Anfang, aber die Richtung ist klar!
Ja die Richtung ist klar und kriegt man schon überall.... Touch Display :)
Klar hat diese "Innovation" seine Kinderkrankheiten aber ich denke/hoffe es wird sich in der nächsten Generation einiges an der touchbar verbessern. Trotzdem muss ich sagen die touchbar ist nicht jedermanns Sache ich persönlich habe sehr gerne ein Feedback wenn ich etwas betätige.
Leider stimmt die eine Aussage vom Redakteur nicht. Es kann pro Applikation festgelegt werden, ob die F-Tasten angezeigt werden oder das Controlstrip. Einfach zu finden unter Tastatur - Kurzbefehle - Funktionstasten. Wenn man schon dieses Feature so vermisst, dann sollte man auch ein wenig Zeit investieren um zu googeln ob das Problem nicht auch andere haben - ich hab das so ziemlich schnell gefunden ;-)
Das hat den Redakteur tatsächlich so sehr genervt, dass die zwischenzeitliche Lösung für das Setup von zwei Servern so aussah, dass die Apple-Alu-Tastatur via 29-Euro-Multiport-USB-C-Adapter ans MacBook Pro angesteckt wurde.
Danke auf jeden Fall für den Hinweis!
Keine Ursache ;-) Dann bleibt ja nun gar nicht mehr so viel übrig zu Hassen...ich meinerseits finde das übelste an der Touch Bar das fehlende Feedback beim Drücken der Esc Taste...das nervt schon ein wenig, beispielsweise wenn man viel mit vi in der Konsole macht.
Jetzt wird eine TouchBar schon gehasst, aber auch (geliebt). Der Profi trifft nicht die richtige Taste und tatsächlich könnte (neben einer x-beliebigen Taste) auch versehentlich die Touch-Bar treffen. Fehler liegt bei Apple. Ich bin auch für einen Tastenanstand von 3-5cm! Wie oft treffe ich anstatt des "T", beim Vertippen das "Z". Jede Wette, die unnötige TouchBar findet man bald auch in anderen Notebooks. Wird der iMac nicht mehr verkauft? Cook sieht das so? Aha! Vielleicht kommt ja ein neuer iMac, vielleicht auch die vom Autor gehasste (und geliebte) TouchBar beim iMac. Komisch? Gehasst und doch so geil, dass der iMac eine solche besitzen sollte. Dann darf man wieder schreiben "Hass!"
Was für ein schlechter Trollversuch.
Ich kann die Argumentation nachvollziehen. Der Profi schaut halt aus Effizienzgründen auf den Bildschirm und nicht auf die Tastatur. Was das Vertippen angeht, anstatt dem T das Z zu treffen, ist ja nicht notwendigerweise ein Beinbruch, es gibt ja die Rücktaste. Statt einer Zahl oder Backspace die Touchbar zu treffen, kann hingegen unschön werden. Es gibt die Möglichkeit sich zum Beispiel den Ruhezustand in den Strip zu legen.
Und weiter dürfen auch Möchtegern Trolle bis zu Ende lesen. Die touch bar soll gegen versehentliche Eingaben gerüstet werden und soll DANN erst für Desktop Macs kommen. Der Autor hat sogar einen Vorschlag unterbreitet, wie das zu bewerkstelligen wäre.
Vertippen ist überhaupt kein Problem, man kann seitenweise Buchstaben löschen, das ist gut erkannt worden. Aber was ist ein Möchtegern Troll?
Die hasse die Kommentare (und liebe sie)!
also, was ich nicht so ganz verstehe .... dass ein gerät so emotional aufgeladen sein kann. die einen freuen sich an einem neuen spielzeug (was wirklich keiner braucht) und die anderen bevorzugen "richtige" tasten, also auch funktionstasten (so wie ich) ich habe zwar einen imac, aber die tastatur gleich auf ebay verhökert, die ist für vielschreiber unbrauchbar. ich tippe das hier auf einer razor black widow mit richtig hartem anschlag. da merkt man sofort, ob man einen vertipperich reinhaut oder nicht.
Unschlagbar wird die Touch Bar in Kombination mit BetterTouchTool, das es einem erlaubt, für beliebige Apps, auch solche, die per se die Touch Bar nicht unterstützen, virtuelle Tasten in der Touch Bar anzulegen, die quasi beliebige Aktionen durchführen (Keyboard Shortcuts, systemweite Aktionen etc.).
Ich möchte sie nicht mehr missen, und einige Programme gewinnen deutlich. Apple Mail gehört, wie der Autor schreibt, klar dazu. Aber auch das schnelle Wochenscrolling im Kalender ist toll.
Die Wortvorschläge sind in der Tat sinnlos, nicht nur, weil zu langsam, sondern weil man auf einer richtigen Tastatur eh so schnell tippt, dass sie nicht erforderlich sind (im Gegensatz zu virtuellen Tasten auf einem iPhone, wo die Vorschläge echte Zeit beim Tippen sparen).
Das mit BetterTouchTool wollte ich auch sagen. Einfach genial!
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