Die Apple Watch ist albern. Damit ist wohl alles gesagt. Die Smartwatch von Apple verwandelt ihren Träger in ein albernes Geschöpf, das in einer albernen Haltung albernes Zeug in sein Handgelenk quatscht oder versucht albernes Zeug mit seinem viel zu dicken Finger aus der Uhr heraus zu quetschen. Selbst Tim Cook, dessen Augen bei der Präsentation der Uhr strahlten, als wäre er die frisch gekürte Shopping-Queen auf der letzten Butterfahrt nach Venlo, konnte mich nicht vom Gegenteil überzeugen.
Die Uhr vereint allen nervigen Informationsüberfluss in einem Gerät und gibt Anlass zur Kritik. Nur statt diesen abzuschneiden und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, macht sie ein Armband drum und heftet sich mir ans Handgelenk. Auf dass ich fortan geschüttelt – nicht gerührt – werde und genötigt, Dinge zu tun, die ich sonst vielleicht niemals täte, weil ich sie bestenfalls vergäße oder einfach unbeachtet ließe. Die Uhr ist der ewige Nerd, der Besserwisser und zugleich ein weiteres Argument gegen die Torkamera und für die Fehlbarkeit des Schiedsrichters. Will ich wirklich immer wissen, ob der Ball auch tatsächlich die Linie überschritten hat? Muss ich immer meinen inneren Schweinehund überwinden oder ist es manchmal entspannter, sich im Sessel zu fläzen und den Hund guten Gewissens auch Schwein sein zu lassen.
Die Lebendigkeit des Spiels entsteht auch durch die möglichen Fehlerquellen, die sich mit dem menschlichen Auge nicht messen lassen. Und das ist auch gut so. Die Lebendigkeit in meinem Alltag entsteht auch durch die Zufälle und Versäumnisse in meinem Tagesablauf. Wieder einen Geburtstag vergessen! Und das ist genauso gut. Und wichtig. Mit der Apple Watch werden diese Zufälle und verpassten Gelegenheiten auf ein Minimum reduziert. Sie ist das ewige schlechte Gewissen, das mich ständig daran erinnert, zu wenig Tag für zu viel Ablauf zu haben. Daher sollte ich mich schleunigst auf den Weg machen. Befürworter mögen dagegenhalten, diese Funktionen ließen sich doch abschalten. Dann ist die Uhr nur eine Uhr. Auch das stimmt, aber wozu ein Auto kaufen, wenn mich das Ding erst dann zufrieden stellt, wenn ich Räder, Lenkrad und sämtliche Spiegel abmontiert habe. Dann kauf ich mir lieber gleich ein Gewächshaus, stelle mir einen Stuhl ins Lavendelbeet und schalte das Radio ein.
Ach und hatte ich gesagt, dass die Uhr albern aussieht. Und das nicht nur am Handgelenk der Shopping-Queen. Auch mein Handgelenk fühlt sich irgendwie zurückversetzt in die Achtziger. Könnte mein Arm sprechen, würde er mir sicher zuflüstern: Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Die Armfreiheit, die ich mir mühsam im Laufe der letzten Jahre erkämpft habe, gebe ich auf zugunsten dieses kleinen Gremlins, der sich einen Smiley ins Gesicht klebt, um sein hämisches Grinsen zu verbergen. Der mich zurückführt in eine Unmündigkeit, aus der ich doch schon seit ein paar Jährchen raus war. Ätsch! Selbst schuld! Wieder mal!
Frank Krug ist seit vielen Jahren in der Apple-Branche tätig und freier Autor. Er schreibt eine regelmäßige Kolumne für Mac Life.
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ungewohnt kritisch und unterhaltsam. danke dafür!
Ich kommentiere ja eigentlich ungern, weil ja jeder seine eigene Meinung haben darf und ich weiß auch, dass es im Internet viel Wissenswertes und Interessantes gibt, aber natürlich auch viel Scheiss. Wie heisst es so schön, wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Der "Bericht" ist zappenduster.
Man kann ja zu einem Produkt stehen wie man will, aber wenn ich ihm so gar nichts abgewinnen kann, wieso muss ich es dann kaufen/nutzen? Das verstehe ich meistens einfach nicht. Jeder Käufer hat doch die Wahl, kann die Sachen im Laden ausprobieren, oder zu Hause und schickt sie bei Nichtgefallen zurück. Man kann sich auch sachlich damit auseinandersetzen, was nun gut oder schlecht ist. Der Fokus sollte dabei auf sachlich liegen und nicht auf psydoelitärem Rumschwadronieren.
Was hat denn bitte die Torkamera, die sich nun wirklich jeder Fußballfan im Sinne der Fairness wünschen sollte mit der Uhr zu tun, die wie tausend andere elektronische Geräte an einen Geburtstag erinnern kann?
Und das Ausschalten der Bewegungserinnerung mit einem Auto zu vergleichen, das keine Reifen hat, ist sowas von an den Haaren herbeigezogen, dass man sich wirklich fragen muss, ob der Autor per Zeichen bezahlt wird und dringend Geld brauchte. Wenn das so sein sollte, dann bitte, Maclife, bezahlt die Autoren besser, damit man sowas nicht mehr lesen muss. Das war ein ganz großes Armutszeugnis! Ich besitze keine Apple Watch und bin überzeugter Uhrenträger. Nicht alles an der Apple Watch ist gut, aber aus meiner Sicht ist der Preis für die Armbänder ein No Go und so wichtig ist mir dann eine Smartwatch nicht, sodass es weiter die Alte mit den Zeigern tut. Gott sei Dank darf ich frei entscheiden, was ich mit meinem Geld mache und auch mit meiner Zeit und deshalb fliegt Maclife jetzt erstmal aus meinem RSS-Reader, damit ich Berichte von solchen Autoren nicht mehr lesen muss.
"Könnte mein Arm sprechen, würde er mir sicher zuflüstern: Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Sehr geil! Ich liebe diese Art von Humor.
2006 bin ich zum Macmanic konvertiert und habe nun die Quittung bekommen. Ich wurde mit der Watch zwangsverheiratet. Mittlerweile haben wir uns ganz gut arrangiert; auch weil seit watchOS 2 meine wegen zum Drucker schon als aktivität angerechnet werden ;-)
Irgendwann wird die watch ein Telefonmodul (ohne extra sim Karte) und einen GPS Empfänger habe und dann lasse ich mich von meiner aktuellen einfach scheiden!
Ich finden den Bericht super, zeigt er doch wirklich gut mit lustiger oder ironischer Weise, das man bei neuen Dingen auch mal den Kopf benutzen muss oben es nötig ist.
Ein Bisschen erinnert mich solch ein Beitrag, oder genauer die meisten Berichte zu neuen Dingen, immer an Leben des Brian. In diesem fehlt mir aber das ausser, um bei Leben des Brian zu bleiben. ;-)