Edward Timpson ist Mitglied der britischen Conservative Party und gleichzeitig Minister für Kinder und Familie. Laut The Telegraph soll Timpson vor dem House of Lords Communications Committee gesagt haben, dass einige Schulen zu abhängig von iPads seien und die Erzieher iPads beschlagnahmen sollten, die von Kinder in „unpassender Weise genutzt" werden, beispielsweise um andere Schüler zu mobben.
Offiziell gibt es in Großbritannien (wie auch in Deutschland) keine Regularien, die die Nutzung von elektronischen Geräten, wie dem iPad, im Bildungsbereich beschreiben. Daher ist es den einzelnen Schulen selbst überlassen, wie Sie Tablets in den Schulalltag integrieren. Diese Projekte beobachtet man natürlich genau und gab dem Bericht zufolge passende Studien dazu in Auftrag, um die Auswirkung auf die Schüler herauszufinden.
Einer ersten Studie der London School of Economics nach, konnten die Testergebnisse um sechs Prozent verbessert werden, wenn die Schule Smartphones verboten hat.
Auf der anderen Seite ist da natürlich Apple. Das Unternehmen aus Cupertino bemüht sich derzeit stark um den Bildungsbereich. Man bietet nicht nur Bildungsrabatte und Unterstützung für die Einrichtungen an, sondern stellt mit iTunes U und der frisch veröffentlichten Klassenraum-App auch die passende Software zur einfachen Verwaltung bereit. Die Klassenraum-App erlaubt es Lehrer die iPads der Schüler zu überwachen und zu verwalten.
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EIN (in Worten e i n) Politiker hat sich entsprechend geäußert. ALLE anderen sind sichtbar nicht der Meinung. Das mal zunächst zu der Dimension des "Problems". Medien übertreiben immer maßlos bzw. stellen Fakten so dar, als wenn es nichts Anderes gäbe.
Wie sieht es bei uns aus. Der überwiegende Teil der Schüler ist bei Facebook oder WhatsApp. Sie gründen eigene Gruppen. Und ob sie iPads haben (was ja auf die meisten nicht zutrifft) oder nicht spielt dabei KEINE Rolle. Denn ALLE haben ein SMARTPHONE. Mobbing ist also nicht iPad-gebunden bzw. Tablet-gebunden.
Damit ist schon einmal die Realitätsferne dieses Politikers sehr wahrscheinlich.
Andererseits bieten iPads in Schulen für die Schüler und die Unterrichtsführung deutlich mehr Vorteile als Nachteile. Ich weiß wovon ich rede, denn wir haben iPad-Klassen an unserer Schule. Die Motivation für die Schüler ist eine andere. Sie sind viel eher bereit, etwas zu machen als ohne. Auch nach Jahren ist das so. Sie lernen Präsentationsmöglichkeiten kennen, die ein Computer sehr schlecht bieten kann (allein die Software ist schon ein Hemmnis, einfach zu teuer für PC's - und sie sind eben nicht mobil). Sie lernen und arbeiten mehr in Gruppen, müssen sich öfter äußern (das Mikrofon ist Schuld), helfen sich gegenseitig öfter. Auch der Zusammenhalt in der Klasse ist ein anderer. Das kommt auch durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten, auch mit den Lehrern. Sie werden daran gewöhnt selbstständiger zu arbeiten, selber zu entscheiden (z.B. welche App nehme ich). Insgesamt sind die Medienkompetenzen deutlicher ausgeprägt als bei traditionellen Schülern.
Allerdings treffen diese meine Aussagen auch nur dann zu, wenn die Schüler in einer 1:1-Lösung integriert sind. 1:1 bedeutet: Jeder Schüler hat IMMER sein iPad im Unterricht dabei. In allen Fächern. Und die entsprechenden Lehrer lassen die Geräte auch im Unterrichtsgeschehen vom Schüler benutzen. Natürlich nicht ausschließlich. Zu den Kulturkompetenzen sollte schreiben, lesen, singen, Sport treiben, skizzieren, zeichnen, malen, Werkstoffe bearbeiten und Experimente durchführen können ebenso dazu gehören. Selbstverständlich analog, das Ganze. Aber die Digitalkomponente sollte auf alle Fälle bestens ausgeprägt sein. Wir sind am Beginn des digitalen Zeitalters. Im späteren Berufsleben (also in 20 - 30 Jahren) ist vieles anders als heute. Die zeitliche Dimension sollte immer bedacht werden. Daher setzen unsere Schüler ihre Geräte auch ab der Jahrgangsstufe 7 bis zur Zehnten ein - also 4 Jahre. Klar, dass hier die oben beschriebenen Effekte in vielen Fällen so verfestigt werden, dass sie beim Schüler nachhaltig verinnerlicht sind.
Leider sehen das unsere Bildungs-Häuptlinge anders. Da wird viel zu viel herum experimentiert. Zum einen aufgrund fehlender finanzieller Mittel, zum anderen weil Lehrerfortbildung schlichtweg fast nicht stattfindet. Erfahrungsträger sind rar und traditionelle Entscheider befürchten ein persönliches Versagen bzw. den Verlust eigener Privilegien. Hinzu kommt die unsägliche Zersplitterung der Bildungshoheit in Deutschland. DAS alles kostet viel Geld, Zeit und verschleißt Unmengen an Personal.
Die Nachbarländer sind da durchaus deutlich weiter. Ich bin auch der Meinung, wenn hier nicht bald Mindest-Forderungen bzw. Mindest-Standards formuliert werden wird die Mauschelei nach dem Prinzip der Gießkanne weiter gehen. Am Ende wird sich die Bildung in Deutschland noch mehr differenzierter darstellen als es heute leider schon ist.
Man kann einfach nur anfangen - ohne Umwege. Und so durch sein eigenes Beispiel ausstrahlen. DAS alles kostet aber wertvolle Zeit im Wettbewerb mit anderen Ländern. Eigentlich müsste ein bundesdeutsches Konzept her, wie Tablets in die Schule zum Wohle der Schüler eingesetzt werden können. Apple ist dabei ein guter Partner, denn sie haben sehr gute Bedingungen für das Umfeld geschaffen - meistens kostenlos bzw. zu sehr niedrigen Preisen. Ein wichtiges Feld dazu wäre beispielsweise die Administration und Wartung der Geräte. Hier gibt es gute Lösungen, die man auf anderen Plattformen vergeblich sucht.
Hier hat ja mal jemand geantwortet der sein " Handwerk" versteht. Ich unterstreiche diese Einschätzung vollständig!
unterstreiche die ausführliche Antwort voll und ganz. Die beste Möglichkeit Kritiker zu überzeugen wäre ein Besuch in einer iPad-Klasse. Arbeite selber seit 4 Jahren intensiv mit iPads in der Klasse und erlebe immer wieder, wie zuverlässig, pädagogisch sinnvoll und kreativ dieses Medium im Schulalltag ist. Nicht zu vergleichen mit unserer früheren Laptop-Klasse und schon gar nicht mit dem Computerraum. Ohne Fortbildung bleiben allerdings viele Möglichkeiten unentdeckt und den Vorkämpfern vorbehalten, da müsste mindestens so viel investiert werden wie in die Hardware. Nur so kann ein echter pädagogischer Mehrwert entstehen und nicht so wie es manche mit dem Visualiser umsetzen: alte OHP-Folie über den Beamer darstellen = digitales Medium.
Klare Meinung, peinlich berührt denke ich an die eigene Schulzeit und den unsäglichen EDV- Unterricht zurück :D
Ich (Abi '82) HATTE immerhin schon EDV-Unterricht: Mit Lochkartenstanzer, ohne Bildschirm (nur Drucker), der Computer groß wie ein Kleiderschrank in einem vollklimatisierten Raum. Einzige verfügbare Programmiersprache: COBOL. Der Unterricht war also hauptsächlich Theorie; die Besuche am Computer (in einer anderen Schule) absolute Highlights. Ach ja ...