Pegasus' Pad

Das iPad beim Fliegen: Wie das Apple-Tablet die Luftfahrt verändert

Das iPad verändert den Flugalltag von Passagieren, Crewmitgliedern und Flughafenmitarbeitern. Ob in der Betreuung an Bord, in der Gastronomie oder der Beratung: Apples Tablet-Computer ist aus der Luftfahrt kaum noch wegzudenken. Wir werfen einen Blick auf die Entwicklung.

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Es ist sein Lächeln, das die Passagiere auf diesem Flug nach Madrid als erstes sehen, wenn sie die Boeing 747-400 der niederländischen Fluggesellschaft KLM betreten, das vielen den Tag erhellt und einigen die Flugangst zumindest ein klein wenig mindert: Serge schüttelt Hände, führt unsichere Gäste an ihren Platz, zwinkert Kindern beim Einsteigen aufmunternd zu und beantwortet geduldig Fragen. Und hält dabei ein iPad in der Hand. „Früher mussten wir vor jedem Flug eine ganze Reihe an Dokumenten bereithalten und Checklisten ausfüllen“, erklärt der Flugbegleiter und lächelt sein gewinnendes Lächeln einmal mehr, „heute ist unser Gepäck um einiges leichter“.

„Ipad4crew“ nennt sich die Programmsuite, mit der KLM sein Servicepersonal im Flugzeug und am Boden seit einigen Monaten ausstattet. Serge öffnet die App, wenn er sich im „Crew Center“ am Flughafen Schiphol in Amsterdam auf seinen Einsatz vorbereitet. Nach dem Einloggen erhält er per WLAN alle wichtigen Informationen zum bevorstehenden Flug, zum Zielflughafen, zur Anzahl der Passagiere sowie eventueller Besonderheiten und Sonderwünsche während der Reise. Doch auch im direkten Kontakt mit den Passagieren ist die Ipad4crew-Suite kaum noch aus dem Alltag des Flugbegleiters wegzudenken: Die App zeigt ihm von Stammgästen gebuchte Sitze an, die er persönlich während der Reise begrüßt. Bei Bedarf trägt er an seinem iPad neue Mitglieder in das „Flying Blue“-Vielfliegerprogramm der KLM ein. Besonders gute Kunden, die bereits genug Punkte gesammelt haben, schlägt das Programm automatisch für eine Umbuchung in die Businessklasse vor – und hinterlässt weitere zufriedene Gesichter. Fragen nach Verbindungsflügen beantwortet die Crew mit den stets aktuell gehaltenen Daten ebenfalls direkt am iPad. Sogar der abschließende „Trip Report“ wird mit Apples Tablet-Computer erledigt – in den Personalräumen am Boden oder komfortabel im Hotel am Zielort. „Es ist einfach fantastisch“, sagt Serge über die Nutzung des iPad in seinem Arbeitsalltag, „endlich habe ich alle Informationen stets topaktuell zur Hand.“ Und etwas verschmitzt lächelnd ergänzt er: „Ein iPad im Flugzeug bei sich zu tragen, sieht einfach viel professioneller aus als ein Stapel Papiere.“

iPhone-Nutzung kein Tabu mehr

Smartphones an Bord akzeptiert

Die Akzeptanz für die Nutzung von Online- und Telefondiensten im Flugzeug ist mittlerweile hoch. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter fast 1.000 Fluggästen sprachen sich zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) für eine zumindest eingeschränkte Nutzung von Smartphones in Flugzeugen aus. Dabei sind 24 Prozent dafür, Mobiltelefone in abgetrennten Bereichen eines Fliegers zuzulassen. Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) ist gar für die uneingeschränkte Nutzung von Mobiltelefonen an Bord. Ein Drittel der Befragten (35 Prozent) ist jedoch strikt gegen die Nutzung von Mobiltelefonen im Flugzeug. Sorgen um Störungen der Bordelektronik (28 Prozent) oder Handygespräche, die an Bord auf engem Raum stören könnten (31 Prozent), sind laut Befragung Gründe für die ablehnende Haltung.

Literatur, Filmkunst und Musik am Amsterdamer Flughafen Schiphol: An einem Dutzend iPad-Terminals können Reisende entspannen, lernen oder Daten übertragen.
Literatur, Filmkunst und Musik am Amsterdamer Flughafen Schiphol: An einem Dutzend iPad-Terminals können Reisende entspannen, lernen oder Daten übertragen. (Bild: Schiphol Group)

Holland und das iPad …

… könnte auch als Titel einer besonders innigen Beziehung gerade in der Fliegerei dienen. Denn am Flughafen Schiphol bereiten sich nicht nur Flugbegleiter digital auf ihren Einsatz vor, das Amsterdamer Drehkreuz des europäischen Linienverkehrs beherbergt gleich ein ganze Bücherei auf Basis des Tablet-PCs. Auf fast 100 Quadratmetern wartet knapp ein Dutzend iPads auf Reisende, die sich die Zeit bis zum Boarding oder ihrem Anschlussflug vertreiben. Sie transportieren auch einen kulturellen Auftrag, bieten sie doch Klassiker und Neuentdeckungen niederländischer Literatur an, übersetzt in nicht weniger als 29 Sprachen. Wem nicht nach Lesen zumute ist, macht es sich einfach in einem der Ruhesessel bequem, schaut sich eines der zahlreichen Videos über die holländische Lebensart an oder benutzt die interne iTunes-Bibliothek zum Musikhören. Will man die Studien an Bord fortsetzen, überträgt man die Daten unkompliziert per WLAN an das eigene iPhone oder iPad.

Doch das iPad findet sich längst nicht nur an europäischen Flughäfen, sondern prägt den Kundenverkehr weltweit und in den verschiedensten Bereichen auf und jenseits des Rollfeldes. In den USA und Kanada etwa hat das New Yorker Unternehmen OTG Management in Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft Delta Airlines bereits verschiedene Flughäfen mit einem komplett neuen Gastronomiekonzept ausgestattet. Anstatt ihr jeweiliges Abflugterminal zu verlassen, können Reisende sich mittels eines der zum Beispiel am JFK Airport in New York installierten 200 iPads ihr Essen und Trinken direkt am Gate aussuchen. Ein Flughafenrestaurant liefert die übermittelte Bestellung innerhalb von zehn Minuten, die Wartezeit vertreiben sich die Gäste mittels Computerspielen, digitalen Zeitschriften oder dem Surfen im Internet auf denselben Tablets. Eigene Geräte lassen sich nebenbei an extra installierten Energiestationen aufladen, die „OTG Media Bar“ hält digitalen Lesestoff sowie Video- und Musikgenuss bereit. Wer kein iPad besitzt, kann gleich eines für die Dauer des bevorstehenden Fluges mieten.

Am Flughafen Madrid-Barajas warten iPads auf Servicemitarbeiter der Fluggesellschaft Iberia. Das Personal setzt Apples Tablet-Computer zur Beratung von Kunden ein.
Am Flughafen Madrid-Barajas warten iPads auf Servicemitarbeiter der Fluggesellschaft Iberia. Das Personal setzt Apples Tablet-Computer zur Beratung von Kunden ein. (Bild: Iberia Líneas Aéreas de España S.A. Operadora)

Gut selbst bedient

Durch seine einfache Bedienung und hohe Leistung ersetzt das iPad jedoch auch spezifizierte Lösungen, die Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften in der Vergangenheit zu hohen Investitionen zwangen. Malaysia Airlines etwa hat seine Selbstbedienungsterminals komplett auf Basis von Apples Tablet-Computer neu erfunden. Der Vorteil gegenüber proprietären Systemen: Die Anschaffungskosten sind vergleichsweise gering, die Übertragung neuer Programmversionen und Fluginformationen per Wi-Fi ist schnell erledigt und die Kundenakzeptanz durch gewohnte Bedienungsvorgänge hoch. Falls es doch einmal Fragen gibt, stehen Mitarbeiter bereit, um auf ihrem iPad zum Beispiel Informationen zu Verbindungsflügen oder Verschiebungen abzurufen – ein Dienst, den längst nicht nur die gewohnt servicefreundlichen Unternehmen Asiens anbieten: Auch die spanische Fluggesellschaft Iberia Airlines stattet ihr Bodenpersonal mit dem iPad aus, um den Kundenkontakt durch einen schnellen und stets aktualisierten Informationsfluss weiter zu intensivieren. Wer will da noch behaupten, die heutige moderne Technik trenne Menschen voneinander?

Über den Wolken …

… ist die Freiheit (fast) grenzenlos: Im September 2014 erlaubte die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) die Nutzung elektronischer Geräte während des Flugs auch ohne Flugmodus. Jedoch müssen die einzelnen Airlines ihre Flugzeuge selbst auf bestimmte Sicherheitsstandards hin prüfen. Die Regelung gilt generell für alle europäischen Fluggesellschaften, es liegt jedoch im Ermessen der einzelnen Unternehmen, die neuen Freiheiten auch umzusetzen.

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Finde ich super
Mich würde nur mal der Schutz interessieren also welches schutz cover oder case die benutzen

Sehr guter Artikel!

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