Zunächst einmal: Alles Gute, Windows XP! Nicht viele Betriebssysteme – oder Computer-Programme im Allgemeinen – können von sich behaupten, so alt und trotzdem noch nicht hoffnungslos veraltet zu sein. Im Interesse der Sicherheit und des Komforts hoffen wir aber dennoch inständig, dass Windows XP alsbald von den Festplatten dieser Welt verschwindet.
Windows XP brachte einige Neuerungen
Dafür, dass Windows XP eigentlich gar nicht geplant war, hat es sich doch ganz gut etabliert. Dafür hatte es aber auch genug Zeit, denn der wenig geliebte Nachfolger Vista kam erst etwas mehr als fünf Jahre später auf den Markt und konnte sich nie so recht durchsetzen. Die Neuerungen sind heutzutage im Grunde genommen alle kalter Kaffee: Microsoft hat Windows-Nutzer von den DOS-basierten Absturzwundern befreit, man konnte die grafischen Elemente der Oberfläche weitestgehend nach Belieben designen und nicht zuletzt gab es endlich eine Produktaktivierung, die Raubkopierern das Leben schwer machen sollte.
FCKGW - viele konnten auch den Rest auswendig
Habe ich gerade halb-ironisch von der Produktaktivierung geschwärmt? Wie das häufig der Fall ist, wurden besonders die ehrlichen Käufer (die Windows XP nicht mit einem neuen PC erwarben) damit bestraft. Wer kein Geld für sein Betriebssystem ausgeben wollte, hatte andere Methoden, nämlich das berühmte „FCKGW-RHQQ2-YXRKT-8TG6W-2B7Q8”. Es handelt sich dabei um den Produkt-Key, der schon vor der offiziellen Veröffentlichung die Runde machte. Microsoft sah ein, dass Administratoren in Unternehmen, die hunderte von Computern zu pflegen haben, keine Lust auf eine Aktivierung haben. Daher wurde die Volumen-Lizenz eingeführt, obiger Produkt-Key passte zu dieser Art der Lizenzierung und erlaubte eine Verwendung ohne Aktivierung. Erst mit Service Pack 2 hat Microsoft den Key endgültig auf die schwarze Liste gesetzt.
Internet Explorer 6 wurde zum Hassobjekt im Internet
Windows XP kam mit vorinstalliertem Internet Explorer 6, was den Redmondern später noch einigen Ärger einbrachte. Der damals aktuelle und für die Zeit relativ moderne Browser wurde, Microsoft-typsich, bis zum Ende des Support-Zeitraums mit Sicherheitsupdates versorgt. Ein Zwangsupdate gab es nie – es gab nicht mal überhaupt ein Update. Der Internet Explorer 7 kam erst geschlagene fünf Jahre später und behob nicht viele Nachteile des staubigen Browsers. Da Windows XP in der Zwischenzeit aber einen respektablen Marktanteil herausarbeiten konnte, hatte der inzwischen veraltete Browser eine weite Verbreitung und wurde zum Hassobjekt für Web-Entwickler. Denn diese wollten eigentlich gerne moderne Funktionen einsetzen wie halbtransparente Bilder (Alpha-Kanal in PNG-Dateien), was aber nur mit rechenintensiven CSS-Hacks möglich war. Letztendlich hat sogar Microsoft höchst selbst die Nutzer dazu ermutigt, ihren Browser zu aktualisieren, damit der IE6 ausstirbt.
Niemand wollte Vista
Dass Windows XP selbst heute (Stand: September 2016) noch einen Marktanteil von beinahe 10 Prozent hält und damit doppelt so viel wie alle Versionen von OS X/macOS zusammen, hat einige Gründe. Einerseits fiel Windows XP in eine Zeit, in der der PC-Markt noch geboomt hat. Andererseits war es für Software-Verhältnisse sehr lange die aktuell verfügbare Version. Schließlich kam Windows Vista auf den Markt, das in der Presse schon vor Veröffentlichung kaputt geschrieben wurde, die Systemanforderungen massiv erhöhte und aufgrund unangepasster Treiber viele Kompatibilitätsprobleme aufwies. Erst Windows 7, das zwei Jahre später veröffentlich wurde, konnte wieder nennenswert Marktanteile sammeln.
Wann zieht Microsoft den Stecker?
Für moderne Bedürfnisse ist Windows XP hingegen noch nicht ausgelegt gewesen. Bei der Einrichtung können Nutzer angelegt werden, die aber Administratoren sind. Es gibt keine Benutzerkontensteuerung, die das Schlimmste verhindert, jeder darf alles. Das haben sich diverse Viren, Würmer und Trojaner zunutze gemacht, wer erinnert sich nicht an den W32.Blaster und Sasser, die zeitweise ganze Netzwerke lahm legten und es deshalb sogar in die Abendnachrichten schafften.
Es gibt viele gute Gründe, warum Microsoft bei dem veralteten Betriebssystem endlich den Stecker ziehen sollte und warum die Nutzer auf modernere Software umsteigen sollten. Aber ganz soweit ist es nicht. Die Redmonder haben Windows XP im Zuge des Netbook-Hypes noch eine Gnadenfrist verpasst, um den Markt der untermotorisierten Laptops nicht kampflos Linux zu überlassen. Schließlich gibt es von Windows XP noch die Abwandlung „Windows Embedded POSReady 2009”, das noch bis April 2019 unterstützt wird. Mit einer vergleichsweisen einfachen Registry-Änderung lässt sich bei Windows-Update dieser Pfad betreten, womit zumindest die meisten Systemkomponenten aktuell gehalten werden.
Ein wenig schwingt die Nostalgie mit
Für viele von uns, mich eingeschlossen, hat Windows XP aber dennoch einen ganz besonderen Platz in der Erinnerung. Es mag für einige das erste Betriebssystem auf einem Computer gewesen sein, zumindest aber war es das erste brauchbare aus Redmond. Aber das Leben geht weiter – nur hoffentlich nicht mehr das von Windows XP.
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Eine echte Revolution war Windows XP nicht, daher ja auch nur der kleine interne Versionssprung von NT 5.0 auf NT 5.1. Der eigentliche große Sprung war Windows 2000 alias NT 5.0 - damit wurde die NT-Technologie erstmals für breite Anwendergruppen sinnvoll nutzbar. Ich bin bis zur Einstellung des Supports bei Windows 2000 mit seinen geringeren Systemanforderungen und einem sehr viel angenehmerem Erscheinungsbild geblieben (zum Glück bot XP als Alternative ein Windows 2000-Design an) und danach möglichst schnell zu Windows 7 gewechselt. Vista habe ich kurz getestet und dann verworfen (läuft inzwischen dank aller Service Packs aber ähnlich gut wie 7).
Deshalb schrieb ich, für den Anwender war XP eine Revolution. Denn Windows 2000 war für Geschäftskunden und für alle anderen zu teuer. Die bekamen Windows 98 oder dann Me. Windows 2000 hatte Anfangs auch genügend Kinderkrankheiten, aus denselben Gründen wie Vista. Und deshalb war Windows XP - aus denselben Gründen wie Windows 7 - vom ersten Tag an halbwegs nutzbar.
Ich hab Vista damals wörtlich genommen:
Virus Inside Switch To Apple ;)
Davor xp war i.O.
Aber trotzdem nervig, einmal pro Jahr den Rechner flach zu machen.
Dann kam Vista. Ein Reinfall.
das immer von Microsoft versprochene beste Windows aller Zeiten. Schade.
;-)
Ironischerweise sahen das die Nutzer damals anders. ;-)