Gesichtserkennung in der Kritik

Face ID ist keine „Schädelvermesserei“ - Ein Kommentar

Wer dieser Tage die Website der Süddeutschen Zeitung aufrief, bekam dort als Titelthema einen Artikel zu sehen, welcher Face ID, die neue Sicherheitsfunktion des iPhone X, mit der Schädelvermessung des Kolonialismus vergleicht und Apple im gleich Atemzug vorwirft, eine extrem gefährliche Technologie als Innovation verkaufen zu wollen. Wir fragen uns: Was soll das?!

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Der Artikel „Das iPhone X: Ein Sprung in die düstere Vergangenheit“ der Süddeutschen Zeitung vergleicht Face ID mit der Schädelvermessung, die sowohl die Kolonialmächte als auch später die Nationalsozialisten im dritten Reich durchgeführt hatten und schießt dabei deutlich über das Ziel hinaus. „So wird das iPhone bald schon die Köpfe seiner Nutzer vermessen. [...] Damals war das die Kraniologie, die Schädelvermesserei. Heute nennte man es Innovation.“ 

Bitte nicht falsch verstehen, über einen Megakonzern wie Apple sollte und muss immer wieder kritisch berichtet werden. Eine Firma, die mehr wert ist als die acht wertvollsten deutschen DAX-Unternehmen, besitzt eine Marktmacht, die nicht zu unterschätzen ist. Sie mit Nationalsozialisten und verirrten Wissenschaftlern der Kolonialzeit zu vergleichen, verteufelt eine Technologie, in der sicherlich Risiken, aber eben auch Chancen liegen.

Nicht genug der Schwarzmalerei, nennt der Artikel auch eine aktuelle Studie der Stanford University, welche vor wenigen Tagen ein relativ großes Medienecho erfahren hat. Die Wissenschaftler Michal Kosinski und Yilun Wang beschreiben dort, wie ein Computerprogramm durch maschinelles Lernen angeblich die sexuelle Orientierung von Menschen erkennen kann. Die Trefferquote lag dabei wohl erschreckend hoch und ist sehr beunruhigend. Die Verfasser der Studie betonen, dass sie nur existierende und bereits eingesetzte Technologien verwendet hätten, um zu ergründen, wie hoch das Risiko der Privatsphäre für LGBTQ-Menschen sei.

Gesichtserkennung, egal ob am Flughafen, am Geldautomaten oder im Smartphone, birgt also Risiken, über die diskutiert werden müssen, die seit Jahren gesellschaftlich relevant sind und immer relevanter werden. Dabei plump auf Apple einzuschlagen, hilft in diesem Diskurs allerdings nicht weiter. Vor allem, da die Gesichtserkennung im iPhone X nach Apples eigener Aussage die aktuell scheinbar sicherste auf dem Consumer-Markt sein wird. 

Die Angaben zur Sicherheit von Face ID lassen sich noch nicht überprüfen, das iPhone X erscheint erst am 3. November. Doch würde sich der Konzern keinen Gefallen tun, sollten die Zahlen nicht stimmen. Wird Face ID wie auf der Keynote beschrieben, dann sind die Systeme anderer Hersteller meilenweit abgeschlagen. So lässt sich die Funktion in einem Samsung Galaxy Note 8 noch immer durch eine einfaches Foto austricksen, bei Apple soll dies ausgeschlossen sein. 

Und auch die erfassten Daten sollen laut Apple, wie bei Touch ID, nur auf dem iPhone gespeichert werden und das Gerät niemals verlassen. Auch andere Apps haben keinen Zugriff auf die gespeicherte Daten, können maximal das „Livebild“ abgreifen, um zum Beispiel wie bei Snapchat Filter über das Gesicht zu legen. Eine Auswertung der Daten soll verhindert werden. Der Artikel nennt diese Punkte auch, zweifelt aber an der Glaubhaftigkeit dieser Aussagen: „Doch das Vertrauen hat die Firma in diesem Sommer verspielt, als es auf die Anweisung der chinesischen Behörden die VPN-Apps aus seinem Angebot entfernte, also jene Programme, mit denen dort Bürger die digitale Blockade ihres Landes umgehen konnten.“ Dieses Vorgehen kann und sollte man tatsächlich kritisieren, hat aber mit der Weitergabe und Auswertung biometrischer Daten nichts zu tun. Apple zeigt in unzähligen Beispielen, wie wichtig ihnen Datenschutz und IT-Sicherheit sind. Die Verschlüsselung des iPhones wird immer weiter verbessert und es ist kein einziger Fall bekannt, in dem es gelungen ist einen gespeicherter Fingerabdruck eines iPhones mit Touch ID auszuwerten. Auch bei der Vorstellung des iPhone 5s und dem Fingerabdrucksensor war der Aufschrei und die Sorge um den Datenschutz groß. 

Gerade Apple setzt sich seit Jahren für die Rechte Homosexueller und anderer Minderheiten ein. Eine Auswertung der Face-ID-Daten, um diese zu identifizieren und zu diskriminieren, geht gegen alles, was Apple und die Firmenphilosophie ausmacht. Face ID im iPhone X zeigt wie die Technologie möglichst sicher eingesetzt werden kann, um den Anwendern den täglichen Umgang mit dem Gerät zu erleichtern und dabei die Sicherheit noch zu erhöhen. Ob die Dystopien des SZ-Artikels Realität werden, wissen wir frühestens ab dem 3.11.

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Mag sein, dass die SZ übers Ziel hinausschießt. Aber FaceID als sicher zu bezeichnen, ist ebenfalls absurd. Sicherheitsbehörden haben es bspw. zukünftig viel einfacher, an unsere Smartphonedaten zu kommen. Um einen Live-Fingerabdruck für TouchID zu bekommen, müsste man noch körperliche Gewalt anwenden. Mit FaceID hält man ihm nur noch sein Telefon vor die Nase.

Aber wir haben ja alle nichts zu verbergen, nicht wahr?

Das setzt voraus, dass nicht vorher andere Leute a) fünf Mal auf das Telefon geguckt haben (denn danach wird der Code fällig) und b) die IT-Forensiker innerhalb der ersten 48 Stunden aktiv werden. Das stellt für die Bürokraten in den Demokratien dieser Welt doch eine echt große Hürde dar. ;)

Die SZ macht sich leider immer wieder durch solche unseriösen Kommentare bemerkbar. Aktuell auch im sogenannten Dieselskandal zu beobachten. Da werden oft nicht pro und Kontra abgewogen, sondern pauschal eingedroschen. Einfach unseriös - gut dass es noch andere Zeitungen gibt, die den Namen Wualitätspresse auch verdienen

Edward Snowden hat sein Kommentar dazu schon gegeben! Den Mist der SZ kann man ignorieren!
Wozu sich über Face ID aufregen, wenn man bedenkt, was Überwachungssysteme und deren Software schon können?

Ich stelle mir eine Situation so vor: Ein Kommissar der Mordkommission nimmt sein iPhone mit Face ID, aktiviert eine Spezielle Software, scannt das Gesicht des Toten und lässt es im Rechenzentrum der Kripo analysieren ( zB Suchvorgang in einer Datenbank, Abgleich Perso/Reisepass) - zumindest könnte so eine Anwendung aussehen außer zum entsperren!

Der Artikel in der SZ ist einfach nur extrem peinlich. Allerdings gibt es viele Artikel über das iPhone X, wo man sich manchmal fragt, ob der Schreiberling zumindest die Keynote komplett gesehen hat. Positiv, wie negativ.

Einfach die Augen schließen , dann funktioniert FaceID nicht
Nach zwei Versuchen ist Schluss
Da ist es einfacher einen Finger gewaltsam auf den Homebutton zu legen

Der WDR, leider auch nicht mehr besonders seriös, ließ letztens verlauten, dass Gesichtserkennungsoftware bei der Erkennung sexueller Orientierung zu 60% richtig lag, Menschen schaffen da nur 30%. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann solche Software ein komplettes Psycho - und Soziogramm erstellen kann. Das Sicherheitsorgane mit solchen Programmen arbeiten, ist ja heute schon so, wird aber, wie in den letzten 2 Jahren besonders deutlich wurde, an der Zusammenarbeitsfähigkeit der zuständigen Behörden scheitern. Es sei denn, die Russen geraten in Verdacht. Dann geht's natürlich ganz schnell.

Zeitungen wie die SZ und besonders die Zeit leben schon länger in ihrem eigenen Paralleluniversum. Dort geht es eigentlich ständig um die Verteufelung des westlichen Lebensstils, des Kapitalismus und aller Parteien, die rechts der Linken/Grünen stehen.

Man kann diese mittlerweile wirklich nicht mehr ernst nehmen, aber offenbar gibt es Leser, die genau in diesem Paralleluniversum leben (wollen).

Das ist doch letztlich nur die gleiche Art der Reportage, wie seinerzeit bei Veröffentlichung von TouchID.
Apple habe "die Büchse der Pandora" geöffnet, lautete damals eine Schlagzeile.
In einem halben Jahr wird keiner mehr danach krähen. Wirklich echauffieren darf man dich wenn wirklich ein Unternehmen irgendwann wahnsinnig genug einem Smartphone DNA-ID zu verpassen.

man muss nicht jeden Schwachsinn kommentieren.

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