US-Technologiekonzerne vorbildlich?

Apple der Einäugige unter den Blinden: Auszeichnung für sozial verträgliche Rohstoffgewinnung

Der iPhone-Hersteller ist in einem willkürlichen Ranking von Enough Project gekürt worden. Das Unternehmen aus Cupertino führt mit etwas Abstand eine Liste von Firmen an. Dies bedeutet, dass Apple von 20 ausgewählten Konzernen laut dem Enough Project den größten Aufwand betreibt, Rohstoffe für seine Produkte auf sozial verträgliche Weise zu gewinnen. Die Top 5 wird ausschließlich von US-Technologieunternehmen ausgefüllt, daneben auch Google, HP, Microsoft und Intel (in der Reihenfolge).

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Das Enough Project hat nun den „Gewinner“ gekürt. Apple ist mit deutlichem Abstand in einer Liste vor anderen Firmen gelandet. Warum? Weil der Mac-Konzern die meisten „Punkte“ erhalten hat für seinen Aufwand bei der sozial verträglichen Rohstoffgewinnung.

Warum liegt Apple vorne? Kriterien und Auswertung

Es gab insgesamt vier Kriterien, die in die Berechnung eingeflossen sind und zwei Kategorien von Unternehmen, beziehungsweise Produkten, für die Rohstoffe gewonnen werden. Letzteres sind einerseits Geräte aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik, sowie andererseits Schmuck. Entsprechend sind auch eine ganze Reihe von Modehäusern und Einzelhändlern wie Tiffany & Co oder Walmart und Target im Ranking gelistet. Walmart, das Apple Pay Konkurrenz macht mit einem eigenen Bezahlsystem, landet in der Liste auf dem vorletzten Platz. Es erhielt 2,5 Punkte. Zum Vergleich: Apple rangiert mit 122 Punkten auf Rang 1.

Ranking von Unternehmen im Vergleich, aufgeschlüsselt nach Engagement für sozial verträgliche Rohstoffgewinnung.
Ranking von Unternehmen im Vergleich, aufgeschlüsselt nach Engagement für sozial verträgliche Rohstoffgewinnung. (Bild: Enough Project)

Die vier Kriterien, die zur Entscheidungsfindung beigetragen haben, sind nachfolgend aufgeschrieben. Das Unternehmen…

  • … führt Risikoprüfungen im Bereich von konfliktbehafteten Rohstoffen durch und dokumentiert diese.
  • … entwickelt einen Handel sozial verträglicher Rohstoffe und nutzt konfliktfreie Rohstoffgewinnung aus dem Kongo (am Beispiel von Goldminen).
  • … unterstützt Minenarbeiter und setzt sich für die Verbesserungen deren Lebensbedingungen ein (am Beispiel Ost-Kongos).
  • … setzt sich für sozial verträgliche Rohstoffgewinnung ein.

Im Juli 2017 konfrontierte man die Firmen mit vorläufigen Punktzahlen. Diese hatten Zeit, eine Diskussion darüber anzustrengen und haben weitere Punkte erhalten, wenn Sie nachweisen konnten, dass Sie beanstandete Punkte nachweislich in kurzer Zeit nachhaltig ändern wollten. Den vollständigen Report können Sie online als PDF herunterladen (engl.). Darin sind noch viel mehr Details enthalten, beispielsweise wie Firmen sich in diesem Bereich in den letzten Jahren verbesserten und andere Dinge mehr.

Apple top, Samsung flop?

Während Apple (122) vor Google/Alphabet (102,5) und HP (76), Microsoft (73) und Intel (72,5) landet, rangiert Konkurrent Samsung (17,5) abgeschlagen sehr weit hinten im Feld.

Unklar ist allerdings, und geht selbst aus dem vollständigen Bericht nicht hervor, ob sich Maßnahmen kooperierender Unternehmen auf die eigene Punktzahl auswirken. Während Apple vermeintlich eine weiße West hat, kauft es aber doch auch Bauteile bei Samsung ein. Wenn derlei Effekte nicht berücksichtigt werden, ist das eindeutig ein Bias dieser Auswertung. Wir haben eine entsprechende Frage an Enough Project formuliert und werden den Beitrag anpassen, sollten wir Antwort darauf erhalten. Auch gibt es weitere Rohstoffe, die unter sozial unverträglichen Bedingungen, teils unter Kinderarbeit gefördert werden und in diesem Bericht keine Berücksichtigung gefunden haben.

Apple gibt jährlich einen Umweltreport heraus, in dem das Unternehmen das eigene Engagement auch für die Öffentlichkeit dokumentiert. Darin sind auch Maßnahmen festgehalten, die in dem hier erwähnten Kontext wichtig sind.

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Ein Zulieferer soll bei der Punktvergabe berücksichtigt werden?

Aha, Apple fällt dann ab, weil sie bei Samsung einkaufen. Und Samsung steigt auf, weil sie Apple helfen, Produkte produzieren zu lassen - da Apple ja eine deutlich höhere Zahl hat.

Was für eine komische Schlussfolgerung. Stellt doch bitte auch für diesen Zusammenhang mal eine Frage an Enough Project. Wäre mal richtig interessant, die Antwort.

Ich würde Ihnen vorschlagen, den Artikel auch zu lesen. Zitat: "Wir haben eine entsprechende Frage an Enough Project formuliert und werden den Beitrag anpassen, sollten wir Antwort darauf erhalten." Die Frage ist hier zu finden: https://twitter.com/keineschmerzen/status/931250065913602048

Nebenbei bemerkt: Die Schlussfolgerung, wie Sie sie zur anderen Seite hin treffen, ist nicht möglich. So haben wir Sie auch nicht gefolgert. Denn: Apple nutzt Produkte. Die Produkte und die darin enthaltenen Bauteile werden auf Ihre Sozialverträglichkeit beim Rohstoffgewinn hin beurteilt + das Engagement des Unternehmens in dieser Frage wird bewertet. Beides ergibt in der Summe die Punktzahl bei der Beurteilung. Wenn in Apples Smartphones Chips von Samsung stecken, das nachweislich dafür Rohstoffe verwendet, die aber unter sozial unverträglichen Bedingungen gewonnen wurden, dann sollte sich das negativ auswirken. Denn ansonsten ist das eine einseitig fehlerhafte Schlussfolgerung der ganzen Studie. Das Gleiche gilt aber auch für Apples eigene Umweltbilanz. Apple sagt: Wir nutzen fast 100 Prozent erneuerbare Energien. Nun gibt es Standorte, an denen Apple beispielsweise Forschung und Entwicklung betreibt oder Tests (also nicht einmal um Firmen von Foxconn und Co.). Apple-Ingenieure arbeiten dort, das Gelände wird aber von Firma X oder Hochschule Y betrieben. Die nutzen aber herkömmliche Energien. Solche Betriebe fallen nämlich dann aus der Bilanz ebenfalls raus. Apple hat dann eine reine Weste, aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man dunkle Flecken. Sie werfen uns sonst vor, wir würden nicht genau genug hinsehen. Das tue ich in diesem Fall. Entsprechend können Sie mich nun dafür nicht kritisieren wollen. ;)

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