Zukünftig möchte man sich weniger auf große Versionssprünge mit vielen Änderungen, sondern auf kleine mit vielleicht nur ein, zwei wichtigen Neuerungen konzentrieren. Durch die Einführung von Chrome hat sich der Konkurrenzkampf zwischen den Browsern weiter verschärft und mit einem 25-Prozent-Marktanteil im Rücken steht man eben unter besonderer Beobachtung – da gibt es ein schlechtes Bild ab, wenn Veröffentlichungstermine immer weiter nach hinten geschoben werden.
Persona
Die erste Neuerung in Firefox 3.6, mit der der Anwender in Berührung kommt, sind Personas. Personas sind einfache grafische Themen, die Navigations-, Tab-, Lesezeichen- und Statusleiste mit einem Hintergrundbild versehen. Sie ändern nicht das Aussehen oder die Farbe von Navigationselementen oder Schaltflächen und bestehen lediglich aus zwei Grafiken. Da sie sich sehr einfach herstellen lassen, gibt es bereits zehntausende von ihnen, darunter auch einige, die nicht in den Augen wegtun.
Bemerkenswert ist an den Personas weniger ihr Design, sondern die Implementation: Der Browser zeigt eine Vorschau an, wenn der Mauszeiger sich über einem der grafischen Themen befindet, ein Klick auf „Wear It“ reicht dann aus, um es ohne Neustart zu installieren. In diese Richtung sollen sich zukünftig auch die Add-ons entwickeln: Installieren und Aktualisieren ohne Browser-Neustart.
Plug-ins
Weiterentwickelt hat sich auch die Plug-in-Prüfung. Diese führt der Browser für die wichtigsten Plug-ins (Flash Player, QuickTime unter anderem) durch, da es oftmals nicht die Browser selbst, sondern installierte Plug-ins sind, die Einfallstore für Angreifer sind. So lange alle Inhalte abgespielt werden, sind sich aber nur die wenigsten Anwender bewusst, dass sie mit veralteten Plug-ins unterwegs sind.
Firefox soll daher warnen, wenn eine Seite betreten wird, die ein Plug-in benutzt, dessen Versionsnummer veraltet ist. Verlassen sollte man sich darauf nicht: Im Test wurden weder das veraltete Shockwave- noch Silverlight-Plug-in erkannt. Anders sieht es aus, wenn die Überprüfung manuell über Extras -> Add-ons -> Aktualisieren gestartet wird. Dann wird wieder die Online-Plug-in-Überprüfung aufgerufen.
Videos
Firefox unterstützt die Wiedergabe von Videos ohne Plug-ins, der Browser selbst enthält die notwendigen Routinen, um im Ogg-Theora-Format kodierte Videos abzuspielen. Ogg Theora gilt als von Patenten freies Format und wird auf der Open-Video-Site von Dailymotion sowie dem Internet Archive eingesetzt. Apple, YouTube und Vimeo setzen hingegen auf H.264, deswegen muss Firefox 3.6 auf YouTube und Vimeo weiter auf den Flash Player zurückgreifen.
Stößt Firefox auf ein im passenden Format mit dem neuen HTML5-<video>-Tag eingebundenes Video, bietet der Browser im Kontextmenü eine komplette Wiedergabesteuerung inklusive Vollbildmodus ein. Mit Dailymotion klappte dies im Test aber leider nicht.
Web-Technologien
Web-Entwickler dürfen sich über die Unterstützung weiterer neuer Web-Technologien freuen, beispielsweise herunterladbare Schriftarten im WOFF-Format, CSS-Verläufe und die Datei- und Drag-&-Drop-API von HTML5. Die Unterstützung des Beschleunigungssensors der Mac-Notebooks war Mozilla sogar eine Vorstellung in einem Video wert, sinnvoll ist sie aber erst auf Netbooks oder Tablet-Computern.
Geschwindigkeit
Natürlich wurde auch der neue Firefox den unvermeidlichen JavaScript-Benchmarks unterzogen, die mittlerweile als Gradmesser für die Browsergeschwindigkeit herhalten müssen. Wenn sich eines ablesen lässt, dann ist es die Performancesteigerung gegenüber Firefox 3.5.7. Der ungewöhnlich große Vorsprung von Chrome gegenüber Safari beim V8 Benchmark lässt sich damit erklären, dass die Testsuite vom Chrome-Team stammt und neue Versionen des Browsers mit ihr getestet werden.
Die JavaScript-Geschwindigkeit ist nur eine, allerdings leicht durch Benchmarks zu messende, Komponente und der deutliche Rückstand von Firefox im SunSpider-Test gegenüber den WebKit-Browsern bedeutet nicht, dass sich Flickr & Co. auf dem Mozilla-Browser viel langsamer „anfühlen“.
Fazit
Firefox 3.6 bietet sicher nichts neues, um Safari- und Chrome-Nutzer zum Wechsel zu bewegen. Die Personas überzeugten den Tester persönlich überhaupt nicht und Vollbild für Videos war bei Dailymotion leider nicht möglich. Fraglich, ob YouTube, Vimeo und andere Videoportale die Lust verspüren, nach H.264 erneut alle Videos umzukodieren. Die Betreiber dieser Websites schauen eben nicht nur auf den Firefox-Marktanteil, sondern auch auf den mobilen Browsermarkt. Unter dem Strich ist Firefox 3.6 ein solides Update – mehr aber leider nicht.
HTML5 tritt die Nachfolge von HTML 4 an und definiert Neuerungen wie das Canvas-Element (2D-Grafiken zeichnen), neue Formular-Eingabetypen und das Audio- und Video-Tag. Auf die Entwicklung des Standards hat die WHATWG, eine Gruppe, die von Apple, Mozilla und Opera gegründet wurde, wesentlichen Einfluss genommen - kein Wunder also, dass die Browserhersteller HTML5 wesentlich aufgeschlossener sind. Ursprünglich sah HTML5 auch ein Standardformat für Videodateien vor, dieser schaffte es aber aufgrund des Widerstands von Apple und Google nicht in die Spezifikationen. So bleibt Flash Video aufgrund der hohen Installationsbasis des Flash-Plug-ins der kleinste gemeinsame Nenner aller Browser.
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Interessant wäre, was der ACID3 test zum Browser meint.
Acid 3:
Firefox 3.6: 92/100
Safari 4, Chrome: 100/100
Nicht perfekt, aber gut genug.
Früher war ich ein begeisterter Anhänger des Firefox. Mittlerweile habe ich ihn aber von all meinen Geräten wieder deinstalliert. So ist z.B. Google Chrome um einiges performanter auf meinem Netbook und auf meinem MacBook Pro verwende ich entweder Opera oder Safari. Für mich hat der Firefox einiges eingebüsst. Marktanteil ist eben nicht alles, man vergleiche die Situation mit dem hauseigenen Browser von Microsoft. Parallelen?
Danke für den gut recherchierten und anschaulichen Artikel. Das erspart mir das ausprobieren. Wie ich sehe, ist immer noch kein Wechsel von dem schnellen google chrome nötig. ;-)
Es ist traurig, dass der Firefox (angeblich doch so ein moderner Browser) immer noch nicht in der Lage ist, Schatten hinter schräg gestellten Grafiken korrekt darzustellen. Selbst der Internetexplorer kann das, der Safari sowieso. Wenn der Firefox die Schatten dann wenigstens ignorieren würde, so wie der Opera s tut. So zerschießt der Firefox jede Internetseite, welche solche Grafiken enthält.
Für mich keine Alternative zum sowieso auch viel schnelleren Safari.