Vollständiges digitales DJ-System

Test: NI Traktor Kontrol S4

Darauf haben weltweit unzählige DJs gewartet: Mit dem Kontrol S4 bringt NI endlich seinen Über-Controller an den Start, der Hardware und DJ-Software zu einer integralen Einheit verschmelzen möchte. Ob das Kunststück gelingt?

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Vor rund zehn Jahren wurde das digitale Musikauflegen mit der Veröffentlichung von NI Traktor um eine entscheidende und für die folgende Dekade prägende Komponente erweitert. Mittlerweile gehört das Produkt aus der Feder von Native Instruments zur Grundausstattung international agierender DJs wie Richie Hawtin, Carl Cox, Dubfire oder Chris Liebing. Bislang war der Erwerb und Einsatz der Software mit einer oft nicht einfach zu bewältigenden Hardware-Auswahl verbunden. Um diesem Problem zu begegnen, hat der Hersteller jetzt mit Traktor Kontrol S4 ein Kompletpaket aus Controller und Software geschnürt, das nahtlose Integration und eine Softwaresteuerung auf höchstem Niveau verspricht. Wirklich?

Unboxing

Ähnlich wie der 4midiLoop beeindruckt auch der Traktor-Kontrol-S4-Controller nach dem Auspacken aus seiner Umverpackung durch seine beachtlichen Abmessungen. Das Gerät misst eine stattliche Breite von 50 Zentimetern und eine Tiefe von knapp 32 Zentimetern und bietet somit ausreichend Platz für groß dimensionierte Bedienelemente. Der Aufbau der Controller-Oberseite setzt sich aus zwei Bereichen zur Steuerung der virtuellen Track- und Sample-Decks zusammen. Hier finden sich pro Seite ein Multifunktions-Jog-Rad und zahlreiche Drehregler und Tasten zur Basissteuerung von Songs und Samples. Des Weiteren beinhalten diese Sektionen Bedienelemente zum Setzen und Abrufen von Cue-Punkten und der Steuerung der Loop-Funktion.

Unmittelbar oberhalb der Deck-Steuerung findet die Effektkontrolle statt. In der Mitte des Traktor Kontrol S4 ist der Mischpultbereich untergebracht, der das simultane Mixen und die Dynamikbearbeitung von bis zu vier Decks erlaubt. Zusätzlich befinden sich hier Bedienelemente für den Loop-Recorder und die Navigation durch die Songbibliothek. Die Vorderseite des Controllers wartet mit einer Anschluss- und Steuerungsmöglichkeit für einen Kopfhörer sowie der Regulierung des Mikrofonpegels auf. Die Rückseite des Traktor Kontrol S4 offenbart die analogen Ein- und Ausgänge des integrierten Audiointerfaces. An dieser Stelle finden externe Zuspieler, beispielsweise Plattenspielern-, CD- oder Multimedia-Player und Mikrofonen, eine Anschlussmöglichkeit. Das Hauptausgangssignal steht symmetrisch und unsymmetrisch zur Weiterleitung an eine Verstärkeranlage oder ein zwischengeschaltetes Mischpult zur Verfügung. Zusätzliche Komponenten lassen sich via MIDI- und Fußschalterbuchsen in das Setup integrieren.

Software-Erkundung

Die zum Traktor-Kontrol-S4-Paket gehörende Software Traktor Pro S4 basiert im Wesentlichen auf Traktor Pro, weiß sich aber schon alleine optisch von dieser zu unterscheiden. Zu den prägnantesten Neuerungen zählen die Sample-Decks, die in Kombination mit den zur Wiedergabe von Songs dienenden Track-Decks genutzt werden können, sowie der Loop-Recorder. Dem Anwender steht es dabei frei, zwei Track-Decks beliebig mit anderen Deckarten zu kombinieren. So ist es beispielsweise möglich, zwei Track-Decks mit zwei Sample-Decks zu nutzen oder die Zusammensetzung aus drei Track-Decks und einem Sample-Deck zu wählen. Mit dem Loop-Recorder lassen sich Loops in Echtzeit aus verschiedenen Kanälen extrahieren und wiedergeben. Von Traktor Pro übernommen wurde unter anderem die Songverwaltung in Form einer durchsuchbaren Datenbank mit iTunes- und Coverunterstützung und die von vielen Anwendern geschätzte Effektausstattung.

Praxis

Die Inbetriebnahme des Traktor-Kontrol-S4-Systems erfolgt aufgrund des integrierten Konzepts mit wenigen Handgriffen. Nach der Installation der Software und dem Anschluss des Controllers ist dieser Arbeitsgang abgeschlossen, da die Aktivierung der Hardware als Fernsteuerung und die Zuweisung der Bedienelemente bereits serienmäßig in der Software hinterlegt sind. Sollte sich bereits eine Traktor-Pro-Version auf dem Rechner befinden, kann die bestehende Songbibliothek übernommen werden.

Um sich mit den Funktionen und Belegungen des Controllers vertraut zu machen, hat Native Instruments dem Paket ein Übersichtsposter beigelegt, mit dem der Schnelleinstieg gelingt. Nach der gewünschten Deck- und Effekt-Konfiguration inklusive der Auswahl der gewünschten Effekte kann der digitale Mixspaß beginnen. Per Browse-Taste schaltet die Bildschirmanzeige auf eine nahezu exklusive Darstellung der Song- und Sample-Bibliothek. Ein weiterer Knopfdruck auf dem Controller befördert die gewählten Inhalte in die entsprechenden Decks. Songs und Samples lassen sich automatisch synchronisieren und mittels der sehr fein aufgelösten Jog-Räder scratchen und pitchen. Bemerkenswert ist dabei auch, wie exakt die Druckpunkte der Tasten definiert sind und damit ein zeitpräzises Auslösen der Funktionen erlauben. Praxisgerecht gelöst ist zudem die Beleuchtung der Bedienelemente, welche die Funktion von Statusanzeigen übernehmen und für eine eindeutige Zuordnung sorgen.

Mit den Sample-Decks lassen sich Loops mit einer Länge von bis zu 48 Sekunden wiedergeben. Die darin enthaltenen Inhalte stammen entweder als Loop- oder One-Shot-Samples aus einer vorhandenen Sammlung oder als Extrakt aus den laufenden Songs der darüber liegenden Track-Decks. Dank der logisch aufgebauten Struktur des Controllers und des gradlinigen Arbeitsflusses lassen sich diese Funktionen nach kurzer Einarbeitungszeit in der Live-Anwendung nutzen. Der Loop-Recorder, der den Hauptmix ergänzen kann, lässt sich zum Mitschneiden von vier- bis 32-taktigen Loops aus beliebigen Kanälen nutzen. Mittels Overdub-Aufnahmen lassen sich optional weitere Aufnahmeschichten erzeugen. Das Resultat findet auf Wunsch eine Fixierung in einem der Sample-Decks.

Das Mixen der Songs oder Samples gelingt mit der Mischpultsektion sehr elegant, da die Fader sehr leichtgängig und neben der Steuerung der Kanalequalizer auch die Dualmode-Filter aktivierbar sind. Die rückwärtig verbauten analogen Eingänge erlauben eine Erweiterung des Setups um Plattenspieler oder CD-Player, deren Signale mit den Equalizern und Effekten bearbeitet werden können. Die Steuerung des Systems mit Timecode-Medien ist in der aktuellen Software-Version noch nicht vorgesehen, soll laut Native Instruments aber zukünftig möglich sein. Für einen sicheren Transport des stabil gefertigten Controllers bietet Native Instruments ein passendes Case mit integriertem Laptop-Ständer an.

Fazit

Das Traktor-Kontrol-S4-System von Native Instruments ist eine rundum gelungene Weiterentwicklung der bereits von vielen Profi-DJs geschätzten und eingesetzten Anwendung Traktor Pro. Die Interaktion zwischen der Hard- und Software ist vorbildlich und die Nutzung der neuen kreativen Funktionen gestaltet sich intuitiv. Interessant ist das Paket für erfahrene Traktor-Pro-Anwender, aber auch für Umsteiger, die bislang – nicht zuletzt wegen der oft komplexen Integration von DJ-Software und Hardware-Controller – einen großen Bogen um das digitale Auflegen gemacht haben.

Testergebnis
ProduktnameTraktor Kontrol S4
HerstellerNative Instruments
Preis899 Euro Case: 169 Euro
Webseitenative-instruments.de
Pro
  • gut abgestimmte Hard-&-Software-Lösung
  • kreative Loop- und Sample-Funktionen
  • authentische Steuerung dank hoher Auflösung
  • große Bedienelemente
  • viele Funktionen gleichzeitig steuerbar
  • solide Verarbeitung
Bewertung
1sehr gut

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