Wunderwaffe für DJ-Effekte

Test: Doepfer A-100 DJ-Case

Hardwareeffekte für die Kanzel sind eine oft vernachlässigte Produktsparte. Also schraubt Dieter Doepfer schnell ein paar A-100-Module in ein Case – und liefert die Geheimwaffe für DJs.

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3 Minuten Lesezeit

Von einfachen Werkzeugen über stilvolle Klangfärber bis zu krachenden Spezialeffekten reicht die DJ-Wunschliste in Sachen Hardware. Die Reaktion der Industrie ist allerdings eher verhalten, sodass sich bis heute nur wenige Spezialisten auf dem Markt tummeln. Hier möchte Dieter Doepfer, angesiedelt im Bereich der analogen Modularsynthesizer, aushelfen. Mit dem A-100 Mini Case bietet das Unternehmen einen idealen Formfaktor für auflegendes Volk. Wie aber kann man den Aufbau einer modularen Filter- oder Effektbank organisieren?

Frisch geschminkt

Das Doepfer A-100 Mini Case trägt nicht ohne Grund den Spitznamen Beautycase beziehungsweise Schminkkoffer. Mit niedlichen Maßen und stabilem Aufbau ist das Kleine ein idealer Partner für unterwegs. Anschlussplatine und Halteschienen sind bereits eingebaut, Module müssen also einfach nur eingesetzt und das externe Netzteil angeschlossen werden. Ein Haltegriff ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten und kann leicht angebracht werden.

Zweisam

Bevor die Suche nach dem richtigen Modul beginnt, gibt es einen wichtigen Punkt zu bedenken. Während im DJ-Bereich sämtliche Geräte in stereo gehalten sind, ist eine zweikanalige Auslegung im Modularsektor eher die Ausnahme. Dies bedeutet, dass alle Bearbeitungsstufen doppelt vorhanden sein und auch gesteuert werden müssen. So kann bereits ein einfacher Filtersweep eine Herausforderung sein, denn Regler für linkes und rechtes Signal wollen gemeinsam bewegt werden. Abhilfe schafft ein Modul wie der A-174-1 Joystick, der Steuersignale sendet. Mit X- und Y-Achse stehen hier gleich zwei Werte bereit, Steuerspannungen mittels Verteiler an linken und rechten Kanal zu schicken. Ein solcher Verteiler ist das A-180 Multiple, welches Eingangsspannungen an mehreren Ausgängen bereitstellt.

Der Aufbau sämtlicher Module ist mit Metallfront und griffigen Bedienelementen über jeden Zweifel erhaben. Sofern beim Transport ein wenig auf Potis und Schalter geachtet wird, kann man sehr lange Spaß an seinem modularen Begleiter haben.

Frisch verbogen

Zu den wichtigsten DJ-Werkzeugen gehört ohne Zweifel das Filter. Dieser Bereich ist auch eine Domäne im A-100-Modulprogramm, das mit einer großen Auswahl an entsprechenden Schaltungen glänzt. Für den hier gezeigten Testaufbau wurden zwei A-122-24dB-Tiefpassfilter verwendet. Diese sind dem Filter des Oberheim SEM nachempfunden und besitzen einen vollen und runden Klangcharakter. Zwar muss die Resonanz mit Vorsicht behandelt werden, da diese bei hohen Einstellungen auch für heftige Pfeifkonzerte gut ist, mit den stufenlos einstellbaren Modulationseingängen können dem Filter aber leicht Grenzen gesetzt werden.

Eine andere interessante Schaltung wäre das A-124 WASP 12dB. Deren Resonanzverhalten ist eher konservativ, mit Sonnenschein hat der Klang allerdings wenig zu tun. Kalt, rau und dreckig kommt das Filter daher, mit einer guten Portion Charme.

Das A-105 24dB SSM ist die richtige Wahl für Freunde alter Korg Synths und E-MU-Sampler. Auf demselben Chip wie die Klassiker basierend, hat das Filter zwar ebenfalls gefährliche Resonanzbereiche, aber auch einen stilprägenden Sound.

Einfach anders

Neben zahllosen Filtern bietet Doepfer auch eine Reihe von Effekte an, die den DJ-Alltag versüßen. Baugruppen wie Waveshaper und Distortion, Bit-Cruncher, verschiedene Delays, Phaser oder der Waveform Processor warten nur darauf, Eingangssignale ihre Kraft spüren zu lassen. Mit Envelope-Follower, Step-Sequenzer, LFOs und Hüllkurven sind zusätzlich weitreichende Möglichkeiten verfügbar, rhythmusarme Passagen mit wenigen Handgriffen nachzuwürzen. Sogar eine MIDI-Anbindung wäre kein Problem – der Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt. Auch die stetige Erweiterbarkeit mit Modulen anderer Hersteller soll noch erwähnt werden, man ist also nicht an den Münchner Hersteller gebunden. Selbstverständlich ist zu Beginn eine kurze Einarbeitung in das weite Themenfeld der Modularsysteme angeraten. Bei kleinen Systemen wie unserem Testaufbau halten sich Fragen aber in engen Grenzen. Und so kann bereits nach wenigen Minuten fleißig gesteckt und effektiert werden. Einziger Haken: Bei Auftritten sollte man immer auf seine Patch- und Adapterkabel achten, da diese quasi nie zur Standardausstattung der Clubs gehören.

Fazit

Wem die Möglichkeiten von Mischpult und DJ-Software nicht ausreichen, sollte ruhig einmal in die Welt des Modularen hineinschnuppern. Hochwertige Qualität in puncto Klang und Verarbeitung, ein idealer Formfaktor sowie die einzigartige Flexibilität machen die A-100-Module zu einer erstklassigen Fundgrube für das gewisse Etwas.

Testergebnis
ProduktnameA-100 DJ-Case
HerstellerDoepfer
PreisPreise: 355 Euro, bestehend aus A-100 Minicase: 90 Euro; A-174 Joystick: 75 Euro; A-180 Multiple: 30 Euro; A-122 24dB Low Pass 2: 80 Euro
Webseitedoepfer.de
Pro
  • hochwertiger Analogsound
  • Komponenten frei wählbar
  • sehr gute Verarbeitung
  • Kontrolle beider Kanäle
  • modular erweiterbar
Bewertung
1sehr gut

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