Atari’s Greatest Hits

Es ist die wohl ultimative Retro-Spielesammlung: Atari veröffentlicht mit den Greatest Hits eine Retrospektive der Superlative, insgesamt 100 Spiele sind enthalten, davon 18 Arcade-Klassiker und 92 VCS2600-Spiele. Viele der Perlen aus der Arcade-Frühzeit stammen von Atari, beispielsweise Asteroids und Tempest.

Kostenlos gibt es aber nur Pong - und da die Automaten damals noch nicht auf ROMs basierten, wird Pong nicht emuliert, sondern nur simuliert. Pong ist nicht unbedingt der beste Vorgeschmack auf die Sammlung, denn es kommt vor, dass der Ball einfach durch den Schläger hindurchfliegt. Außerdem können zwei Spieler nicht an einem iPad spielen.

Bei den restlichen Spielen sollten iPhone/iPad-Spieler bedenken, dass es sich durchweg um Spiele der frühen 80er Jahre handelt, oder die auf einer Konsole laufen, die zwar bis in die 90er verkauft wurde, aber mit 128 Byte RAM schon in den 80ern technisch veraltet war. Atari selbst wurde 1984 aufgespalten: Die Computer-/Videospiele-Abteilung ging an Jack Tramiel und die Reste dieser Abteilung gelangten wiederum über Hasbro zu Infogrames. Als Folge der Teilung besitzt Infogrames nicht die Rechte für die Atari-Automaten, die nach der Teilung erschienen, beispielsweise Marble Madness oder Gauntlet.

VCS-Fans werden ebenfalls viele Spiele vermissen: Viele VCS-Klassiker stammen nicht von Atari, sondern von Activision (Pitfall, HERO) oder Imagic (Demon Attack). Lizenztitel wie Pac-Man, ET und Raiders of the Lost Ark sind ebenfalls nicht dabei, da die Lizenzrechte längst ausgelaufen sind.

Die Spiele werden in 25 Themenpacks für je 0,79 Euro angeboten, alternativ können auch alle 99 Spiele für 11,99 Euro erworben werden - das trotzdem über den Preis gejammert wird, ist wohl typisch für den iOS-Markt. Bei den Themenpacks gibt es Füllmaterial, wenn Atari keine vier ähnlichen Spiele zusammen bekommen hat - im „Missile Command“-Pack gibt es beispielsweise das spaßfreie „Fun with Numbers“. Keines der Spiele unterstützt Multiplayer an einem Gerät, viele aber über Bluetooth.

Arcadespiele

Die Arcadespiele machen natürlich deutlich mehr her als die VCS-Games. Außerdem verwenden viele der Spiele Vektorgrafik, die ohne Pixelklumpen hochskaliert und besonders auf Retina-Displays hervorragend aussieht. Zu jedem Automaten gibt es eine Galerie, die Werbung und den Automaten selbst zeigt.

Atari hat darauf verzichtet, jedem Spiel zwangsweise einen Software-Joystick aufzudrücken. Es gibt Nachbildungen von Paddles, Trackballs und einem für das Spiel optimierten Joystick. Nicht immer ist die Standardsteuerung optimal, aber es stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Es wäre aber besser, wenn zwischen denen innerhalb des Spiel gewechselt werden könnte. Die Platzierung einiger Buttons ist für iPad-Spieler unglücklich.

Spielerisch haben sich die Spiele gut gehalten und lassen sich auch ohne Spieleregeln gut verstehen.

VCS

Beim VCS gibt es keine Steuerungsoptionen, da alle VCS-Titel dieser Sammlung per Joystick bedienbar waren. Die einzige Ausnahme ist Sentinel, eines von lediglich zwei VCS2600-Spielen, welches die Lightgun nutzten. In der Galerie zu jedem Spiel ist die Anleitung enthalten, trotz des hohen Alters der Spiele ist sie bei einigen Spielen notwendig, denn aufgrund der technischen Limitierungen des VCS sind viele Spiele sehr abstrakt.

In einigen Fällen sind die VCS-Spiele nur nette Beigaben - kaum jemand wird die VCS-Versionen von Tempest, Warlords oder Gravitar dem Automaten-Original vorziehen wollen. Star Raiders hat zwar Kultstatus, aber dieser gilt der Computer-Version. Spiele wie Video Pinball oder 3D Tic-Tac-Toe waren schon damals nicht aufregend und sind es heute auch nicht.

Lichtblicke im VCS-Angebot sind die Breakout-Variante Off the Wall, Yar’s Revenge, Air-Sea Battle und Sentinel. Im Multiplayer-Modus machen auch Combat und Combat 2 Spaß. Viele VCS-Spiele besitzen dutzende Spielvarianten, anders als die Konsole selbst gibt der Emulator immer an, was sich hinter einer Variante verbirgt.

Leistung

Auf einem iPhone 3G mit iOS 4.2 schwankt die Geschwindigkeit der Arcade-Spiele, sie sind aber spielbar. Auf dem iPad stimmt zwar die Geschwindigkeit, aber die Platzierung der Steuerelemente ist unglücklich und sorgt für ungewollte Fingergymnastik.

Nach dem In-App-Kauf werden ca. 65 MB nachgeladen, was an dem Bildmaterial liegt - die Anleitungen liegen als Scans vor.

Kommentar

11,99 Euro sind alleine für 17 Arcade-Spiele (Pong gibt es kostenlos) ein gutes Angebot, die VCS-Spiele sind als Bonus zu betrachten. Es wäre aber schön, wenn bei solchen Retro-Sammlungen nicht immer nur das VCS2600, sondern auch VCS5200, 7800 oder das Lynx emuliert werden würden. Es ist gut möglich, dass die „Generation VCS“ mehr mit den 2600-Spielen anfangen kann - ich besitze zwar eine VCS-Konsole, aber verbinde mit den Spielen keine nostalgischen Gefühle.

Dennoch verdienen Atari und Code Mystics Lob: Bei dieser Retro-Sammlung stimmen Umfang, Preis und Präsentation, Bluetooth-Multiplayer gibt es bei vielen Titeln und zumindest die Arcade-Spiele kommen mit Bonusmaterial.

App Infos
NameAtari’s Greatest Hits
Version1.0
HerstellerAtari
Vorraus­setzungErfordert iOS 4.3 oder neuer. Kompatibel mit iPhone, iPad und iPod touch.
Preiskostenlos
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