9mm

Max Paynes Bruder räumt das iOS auf. Mit viel Tamtam und Trara hat Gameloft seit Wochen die Werbetrommel für seinen neuesten Titel „9mm“ gerührt. Gewalt, Gangstertum und polierte Grafik wurden angekündigt, nun ist der Universal-Titel für iPhone und iPad im Store gelandet.

Vollmundig hat Publisher Gameloft, der sich unter anderem für „N.O.V.A. 2“, „Backstab“ und „Shadow Guardian“ verantwortlich zeichnet, 9mm als „Action-Kracher“ angekündigt. Angesichts des gierigen Speicherbedarfs von 720 MB, die sich auf dem iPad zu 1,32 GB entfalten, sind die Erwartungen groß. Von der ersten Minuten an versucht Gameloft zufrieden zu stellen. Die martialische Klotzigkeit zeigt sich bereits im Stadtmenü, in dem eine Pistole beim Scrollen durch die Einträge zerlegt und wieder zusammengesetzt wird. Dazu: Gangster Rap.

Der Spieler steuert den Polizisten Kannon, der sich im Drogendezernat verdingt. Die Straßen von Los Angeles sind Kannons Revier. Moralisch zweifelhaft seine Entscheidung, Drogengeld für sich zu behalten. Diese findet dann auch wenig Anklang bei den örtlichen Gangstern, die Kannon für vogelfrei erklären und einen Preis auf seinen Kopf aufsetzen. Es entspinnt sich eine Gewaltspirale, durchzogen von unzähligen Feuergefechten in ästhetisierter Gewaltdarstellung. Regisseur John Woo hätte seine helle Freuden an den Zeitlupen-Shootouts.

Gameloft hat die Hauseigene Grafik-Engine aufgebohrt. Texturen und Lichteffekte sehen ansehnlich aus, auch auf dem ersten iPad erwarten den Spieler weitestgehend flüssige Abläufe. Die Ohren werden permanent mit Gangster-Rap penetriert, was einerseits zum Geschehen passt, kann hingegen diejenigen nerven, die nur ein begrenztes Verständnis für diese Kunstform haben.

Der erste Eindruck, die Entwickler hätten einen GTA-Klon abgeliefert, zerschlägt sich schnell. 9mm ist kein Open-World-Game, in dem man sich auf Wunsch streunend die Zeit vertreibt. Die Freiheit ist vorgeschoben, das Geschehen linear. Unzählige Türen und Gassen suggerieren ein Geflecht von Wegen und Handlungen. Statt dessen geht es immer nur in einer Richtung. Mission folgt auf Mission. Doch das ist kein Vorwurf, schließlich verfuhren Remedy Entertainment bei der Konzeption des großen 9mm-Vorbilds „Max Payne“ nach der gleichen Formel. Aufgelockert wird das Geschehen durch Quicktime-Evens, wie man es aus Gamelofts Splinter-Cell-Umsetzung kennt.

Auch bei der Steuerung keine Experimente, der linke Daumen steuert die Blickrichtung, der rechte die Bewegung. Zudem wird rechter Hand der Abzug von Schrotflinte und namensgebender 9mm betätigt und der Zeitlupenmodus ein- und wieder ausgeschaltet. Zwischen den Waffen wird mit einer Wischgeste über das Waffen-Symbol in der rechten oberen Ecke gewechselt. Aktionen die das öffnen von Türen oder das Aufsammeln von Gegenstängen erledigt Kannon per Tipp auf den Bildschirm.

Gameloft tut, was es am besten kann: bestehende Spielideen recyclen und zu neuen Spielen verketten. 9mm kann allen Action-Freunden, denen das Rumgerenne ist künstlichen Welten auf die Nerven geht, ans Herz gelegt werden. Wer dann noch ein Faible für virtuelle Gewalt in sich trägt, ist mit dem Titel bestens bedient.

App Infos
Name9mm
Version1.0
HerstellerGameloft
Vorraus­setzungErfordert iOS 3.1.3 oder neuer. Kompatibel mit iPhone 3GS, iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5, iPhone 5c, iPhone 5s, iPad, iPod touch (3. Generation), iPod touch (4. Generation) und iPod touch (5. Generation).
Preis5.49 EUR
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